
Die Marvel und DC Universen leisten sich innerhalb ihrer eigenen Serien immer wieder Crossovers und Mischfilme, -comics und eben auch -spiele. Mit Marvel Avengers: Kampf um die Erde kommt ein farbenprächtiges Beat'em Up für euere Xbox 360 und Kinect. Wir haben die Fäuste geschwungen und berichten euch in unserem Testbericht, was die Superhelden zu bieten haben... und ob sich der Griff zum Kinect-Sensor lohnt.
Ich bin ein Superheld, hol' mich hier raus!
Willkommen in der Welt der Superhelden. Das Spiel erscheint parallel zum Avengers-Kinofilm und erzählt eine typische, aber ganz nette Story. Die Skrulls sind gelandet - dies sind Aliens, die sich als Superhelden tarnen und jene so von innen infiltrieren. Jetzt müsst ihr in die Rolle eines Superhelden von Marvel schlüpfen und während der ,,Geheimen Invasion" einige epische Gegner ausschalten. Die Story wird mittels verschiedener Comic-Panels gezeigt. Dies ist zwar dem Stil der Superheldencomics treu, zeugt aber nur von mangelnden Produktionskosten, nicht genügend vollanimierte (oder gar vorgerenderte) Zwischensequenzen einfügen zu können.
So bleibt die Geschichte eigentlich immer auf der Strecke, denn wirklichen Zusammenhang haben die Kämpfe nicht wirklich. Jedenfalls keinen direkt ersichtlichen, insofern man kein knallharter Fan der Avengers ist. In der Regel läuft die Kampagne so ab, dass ihr, nachdem ihr euch kurz einen 10-Sekunden Panel angeschaut habt, in einen Kampfschauplatz geworfen werdet und mit zwei Superhelden gegen zwei Schurken (Skrulls) kämpft. Dies ist nicht sonderlich innovativ und sorgt auch im späteren Verlauf dafür, dass die Story recht wenig begeistern kann und die Solo-Kampagne eigentlich nur dem Freischalten neuer Charaktere dient. Immerhin: 20 verschiedene Superhelden stehen euch zur Verfügung und vom unglaublichen Hulk über Iron Man oder Spider-Man stehen auch ein paar Exoten wie Hawkeye oder Scarlet Witch zur Verfügung (so wie ihre Skrull-Pendants).
PowerUp Heroes die Zweite
Wir berichteten letztes Jahr um die gleiche Zeit von PowerUp Heroes, einem Spiel, das ebenfalls von Ubisoft entwickelt wurde, und ein Beat'em Up von Avatar-Superhelden war. Nun - jetzt habt ihr das Ganze in einem offiziellen Gewand, und nichts anderes. Denn die Avengers spielen sich genauso, wie die PowerUp Heroes. Genau gleich. Also nochmal zur Erklärung des Gameplays: Ihr sucht euch zwei Charaktere raus. Ihr spielt immer 2 gegen 2. Ist aber die Gesundheit eines eurer Charaktere auf 0, verliert ihr die Runde. Ihr steuert euren Charakter mit ein paar Angriffsmöglichkeiten. Ihr könnt mit allen ,,schießen" (abhängig vom Charakter: Iron Man schießt mit einem Laser, Hulk reißt Stücke aus dem Boden und wirft sie auf den Gegner) und einen Verfolgungsangriff starten in dem ihr entweder schlagt oder das Knie zu einem Kick hochhebt.
Dann habt ihr jeweils Angriffsmöglichkeiten, die spezifisch für euren Charakter sind. Hier müsst ihr die eingeblendeten Bewegungen für Kinect nachahmen. Dies macht ziemlich Spaß, da es gut funktioniert, die Toleranzgrenze hoch ist und es einfach Spaß macht, die Superhelden-typischen Bewegungen auszuführen und fulminante Explosionen hervorzurufen. Ultimative Angriffe gibt's auch noch, wenn ihr genügend Spezialenergie gesammelt habt. Dazu springt ihr in die Luft und führt außergewöhnlich große und lange Angriffe aus. Manchmal müsst ihr dann noch schreien (Kinect-Sprachsteuerung), um die finale Kraft auszulösen. Der kindliche Spaß ist hoch.
Die Lizenz genutzt...
Und doch was ganz Passables produziert. Der Kampf um die Erde mit den Marvel Avengers ist bunt und schrill, aber jederzeit passend zum typischen Comic-Look. Im Cell Shading und doch mit Liebe zum Detail fliegen und rasen die Superhelden über den Bildschirm und eine Explosion jagt die nächste. Grafisch ist das Spiel gar nicht schlecht, auch wenn die Abwechslung nach ein paar Stunden fehlt und die Zwischensequenzen lediglich aus 2D-Comics bestehen. Die Lizenz wurde aber insofern gut genutzt, als dass alle Charaktere vertreten sind und jeder eine Figur findet, die zu ihm passt. Was den Sound angeht, so erwartet euch nichts Spektakuläres, aber auch nichts Furchtbares. Die typischen Action-Loops im Hintergrund, ein paar nette Soundeffekte hier und da und ein lustiger Ansager.
Apropos Sound: Ihr könnt im Menü mittels Kinect auch sprachgesteuert navigieren. Sagt ihr ,,Sammeln", so könnt ihr auch ohne Fuchteln den entsprechenden Menüpunkt auswählen. Ist zwar manchmal etwas aufwendig und die tatsächliche Bewegungssteuerung meist etwas präziser und schneller - aber die Unterstützung der Sprachfunktion ist ein nettes Feature.
Kinect und die Langzeitmotivation
Alles schön und gut... wenn man mit dem Spiel stundenlangen Spaß verbringen könnte. Dem ist leider nicht so. Die Kampagne dauert maximal 4-5 Stunden und die Kämpfe fühlen sich nach dem 10. Mal bereits repetitiv an. Ich verstehe nicht, warum man das gute Konzept von PowerUp Heroes einfach 1:1 weiterverwendet und nicht ein wenig erweitert und verbessert. So z.B. die Verteidigung im Kampf. Ihr könnt ausweichen und kontern - aber es fühlt sich nie so an, als ob ihr dies bewusst macht. Einfach ständig angreifen, mal ein bisschen zur Seite lehnen und das war's. Einfach weiter angreifen! So unterscheidet sich die Spielweise der einzelnen Charaktere nicht genug. Viele haben fast gleiche Bewegungen und kein Superheld hat Stärken oder Schwächen (außer ihr bezeichnet als schwer auszuführende Angriffe als ,,Schwäche"). Aufgrund der Tatsache, dass auch die Umgebung sich nur optisch verändert und keinen Einfluss auf der Gameplay hat, und es nur ein Spielmodus gibt (kämpfe, kämpfe, kämpfe...), tritt schnell Langeweile auf.
Einzig auf Nerd-Partys kann das Spiel unterhaltsam sein. Pardon... Fan-Partys. Anhänger der Marvel-Helden und Kinder können, auch bei einer größeren Gruppe, richtig Spaß haben, wenn man vor der Konsole rumfuchtelt. Besonders aufgrund der Tatsache, dass das Gameplay so einfach ist, kann jeder schnell einsteigen und auch die weiblichen Spieler (die nicht als ,,Spielerfrauen" bezeichnet werden!) haben kein Problem damit, irre Kombos auszuführen. Und da auch viele weibliche Charaktere zur Verfügung stehen, ist auch den Frauen selbst überlassen, mit wem sie kämpfen. Doch Warnung: Auch in der Gruppe verlieren die Avengers schnell ihren Reiz. Für häufige ,,Kinect-Partys" eignet sich die repetitive Spielweise eher nicht.
Fazit
Es bleibt bei einem netten Versuch. Die Marvel Avengers wüten mit Kinect, ihr vollführt ein paar coole Angriffe aus, tobt euch ein paar Stunden vor dem Bildschirm aus und... langweilt euch. Das gleiche Spielprinzip wie bei den PowerUp Heroes vor einem Jahr wurde nun mit einer offiziellen Superhelden-Lizenz erneut auf den Markt gebracht und sorgt nur zeitweise für Spaß. Das repetitive Gameplay macht nämlich dem positiven Ansatz einen Strich durch die Rechnung.
So hilft eine große Auswahl an Kämpfern nichts, wenn sie sich alle gleich spielen und auch die Vielfalt an Schauplätzen und Settings ändert nichts an dem sich wiederholenden Gameplay. Das anfangs spaßige und unterhaltsame Beat'em Up verkommt sehr schnell zu einer öden Monotonie.
Für Kinder und Anhänger des Marvel-Universums mag der Multiplayer ein netter Zeitvertreib in der Gruppe sein - als wirklich begeisterndes Vollpreisspiel kann es aber schlussendlich nicht überzeugen.
Bewertung
Pro
- Mutliplayer recht unterhaltsam, weil einfacher Einsteig
- Viel Action und gute Kinect-Erkennung
- 20 Marvel Superhelden zur Auswahl
- Zeitweise cooles und simples Gameplay
Contra
- Prinzipiell genau das gleiche Spiel wie "PowerUp Heroes"
- Keine Langzeitmotivation
- Zu wenig Abwechslung im Spielmodus
- Gameplay wird bereits nach ein paar Stunden langweilig

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