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Jagged Alliance ist ein rundenbasiertes Strategiespiel, welches erstmalig vor knapp 24 Jahren auf dem Computer erschien. Entwickelt wurde es von einem kleinen kanadischen Studio namens Sir-Tech. Dank Jagged Alliance 2 und der Quellcodefreigabe zum Spiel, ist es seitdem auch für andere Plattformen verfügbar. Wir haben uns für euch angesehen, was der neuste Teil Jagged Alliance: Rage! für die Xbox One hergibt. 

Rührt euch, Veteranen

Wer bereits einen Teil von Jagged Alliance gespielt hat, der wird sich dunkel erinnern, dass die aktuellen Charaktere alte Bekannte aus den Vorgängern sind. Wir spielen also mit den Veteranen weiter, brauchen aber keinerlei Vorkenntnisse, da wir eine ganz neue Geschichte starten. Außerdem sind die Synchronsprecher mittlerweile ganz andere, so dass nicht mal nostalgische Gefühle hochkommen.

Wer zum ersten Mal von dem Spiel hört, der wird sich sicherlich an die Steuerung und das Spielprinzip etwas gewöhnen müssen. Im Prinzip ist es aber recht simpel. Wie in jedem rundenbasierten Strategiespiel seid abwechselnd ihr an der Reihe und mal die KI. Die Map ist mit einer Art Gitter ausgerüstet, so dass ihr nur eine bestimmte Anzahl an Schritten gehen könnt. Seid ihr nah genug an einem Feind dran, könnt ihr diesen eliminieren. Dazu stehen euch eine bestimmte Anzahl an Punkten zur Verfügung. So könnt ihr kombinieren, ob ihr mehr Punkte investiert und einen Gegner harten Schaden zufügt, oder ob ihr weniger Punkte einsetzt um gleich zwei Gegner zu verwunden.

Hier fällt leider direkt negativ auf, dass es keine Rolle spielt, ob euer Protagonist steht, kniet oder liegt. Egal aus welcher Position, die Waffe richtet immer denselben Schaden an. Das macht das Taktikgefecht leider nicht ganz taktisch. Auch blöd ist, dass man sich mit Leichen den eigenen Weg verbauen kann, wenn man diese nicht regelmäßig wegräumt. Außerdem ist es möglich, durch Gegenstände zu schießen. Wobei hier unklar ist, ob wir wirklich durch Gegenstände schießen oder die Kameraführung etwas schlecht gelöst ist. Wir müssen nämlich permanent die Perspektive ändern, sonst können wir nicht jeden möglichen Weg anvisieren. 

Back in Action

Insgesamt stehen uns vier Charaktere zur Verfügung. Am Anfang sind jedoch nur zwei davon freigeschaltet. Was das Ganze nicht gerade leicht macht, denn das Spiel ist durch einige unlogische Spielzüge manchmal unberechenbar. Erschwert hinzu kommen noch einige Spezialfähigkeiten, die uns den Spielspaß an einigen Stellen wirklich vermiesen. Unser Veteran Grunty beispielsweise hat ein kleines Herzproblem, was man dem Guten nach knapp 20 Jahren Dienst auch gar nicht übel nehmen will. Jedoch bauen die Charaktere bei gegnerischen Treffern sogenannte Wutpunkte auf. Normalerweise können wir die sammeln, um die Spezialfähigkeit des jeweiligen Charakters auszulösen. Bei Grunty jedoch lösen die Wutpunkte regelmäßig einen Herzinfarkt aus. Kümmern wir uns nicht um diesen, kippt es ihn aus den Latschen und er verliert einen Großteil seiner Gesundheit.

Diesen Charakter hätte man sich eher für den Schluss aufsparen sollen, statt ihn Neuligen direkt zu Beginn vor die Füße zu werfen. Denn obwohl im Titel Rage vorkommt, hat das Spiel wenig mit dem Wort gemein. Man könnte meinen, dass wir rumlaufen und unsere Feinde mit Wutpunkten nur so niederstrecken könnten. Tatsache ist jedoch, dass wir mit der Stealth-Taktik besser fahren und Messerstiche Gegner eher töten, als ein direkter Schuss in den Kopf.  Blöd (oder auch eher gut?) ist auch, dass sich unsere Schusswaffen sehr schnell abnutzen. Die Messer hingegen gar nicht. Was etwas sinnlos ist. 

Etwas unausbalanciert ist auch die Anzahl der Gegner. Gerade da wir zu Anfang nur zwei Charaktere mit und ohne Wehwehchen haben, müssen wir uns den Weg immer durch mehrere Dutzend Feinde freischaufeln. Weshalb uns fast nie etwas anderes übrig bleibt, als diese im Stillen auszuschalten. Ein offenes Gefecht, so wie es früher mal möglich war, ist hier ein Selbstmordkommando. 

Alte Liebe rostet nicht - oder doch?

Im Großen und Ganzen hat Jagged Alliance nichts mehr mit den Vorgängern gemeinsam. Nur der Name ist noch geblieben. Und wäre dieser nicht, hätte man eventuell nicht dauernd die guten, alten Zeiten im Kopf und einen bitteren Nachgeschmack, wenn man sich jetzt vor die Konsole setzt. Auch die Karten sind recht übersichtlich und deutlich kleiner als das Original. Zwar macht das Spiel in seiner Kerndisziplin, den Taktikgefechten, einen soliden Eindruck, kann aber nicht mit der Vergangenheit mithalten. Auch das Aufsammeln von Items oder Beute ist ziemlich nervig gelöst. Zwar gibt es die Option des Fernplünderns, jedoch kommt ihr an einigen Stellen nicht drumrum, den Kram super nervig und rundenbasiert aufzusammeln.

Zu Beginn des Spiels gibt es zwar ein Tutorial, welches euch die Grundlagen des Spiels erklärt, aber was jeder Punkt genau macht, müssen wir selbst rausfinden. So dauert die Eingewöhnungsphase deutlich länger und am Ende ist man trotzdem nicht schlauer.

Fazit

Irgendwie ist man beim Spielen etwas hin und her gerissen. Einerseits erwartet man das gute alte Jagged Alliance, andererseits hat man diesen modernen Abklatsch davon, welcher am Namen festhält und mit den Vorgängern eigentlich so gar nichts mehr gemeinsam hat. Zwar spielen wir die alten Charaktere, diese sind aber deutlich in die Jahre gekommen und haben so ihre Problemchen, die das Spielvergnügen trüben. 

Leider ist das Spiel sehr langatmig und etwas verbugged. Insgesamt macht es mehr den Eindruck, als sei es ursprünglich für ein Tablet entwickelt und im letzten Moment doch noch für Konsolen portiert worden. 

Wem der Name jedoch nichts sagt und dadurch zum ersten Mal von dem Spiel hört, der könnte einen Blick riskieren, falls rundenbasierte Taktikspiele etwas für euch sind. Allerdings würde ich abwarten, ob der Titel noch im Preis fällt. 


Bewertung

Pro

  • frische und comichafte Grafik
  • abwechslungsreiche Karten
  • Koopmodus verfügbar

Contra

  • Bedienung eher umständlich
  • Aufsammeln von Objekten nervig aber nötig
  • nervige Hintergrundkulisse
  • unlogische Taktik
  • technisch veraltet

Sound 7 von 10
7/10
Grafik 7 von 10
7/10
Gameplay 6 von 10
6/10
Umfang 6 von 10
6/10
Zugänglichkeit 6 von 10
6/10
Spielspaß 6 von 10
6/10
6

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