
Brains! Zombies sind momentan nicht nur in der Filmindustrie ein großer Trend. Ebenfalls die Gaming Industrie versorgt Fans der Untoten mit laufend neuen Titeln und vom beliebtesten Halloween Kostüm dieses Jahr möchte ich gar nicht erst sprechen. How to Survive möchte Zombie-Jäger dazu bewegen, ihr Geld für ein Xbox Live Arcade Titel auszugeben. Ob es sich lohnt, erfahrt ihr in unserem Test.
Grafik
How to Survive hätte zu Beginn der Xbox Live Ära sicher imponieren können. Aktuell gibt es aber doch grafisch viele starke Titel auf dem Marktplatz und der Standard ist deutlich höher als er noch vor Jahren war. Der Look des Titels ist alles andere als schlecht, kann aber am Ende nicht ganz Überzeugen.
Generell haben wir es mit schönen Natur und Gegneranimationen zu tun, da die Kamera weit vom Geschehene entfernt ist, fällt erstmal nicht auf, dass hier nicht sonderlich viele Gegnermodelle entworfen wurden. Was dagegen schon auffällt, ist das wir es doch mit recht eckigen Kanten zu tun haben. Z.b. die Felswände wirken doch unnatürlich kantig. Darüber hinaus wären Transparenzeffekte beim Betreten von Gebäuden nicht nur optisch, sondern auch spielerisch von Vorteil gewesen.
Ein grafisches Feature, auf das ich bei jedem Spiel mit Ausrüstung achte und daher auch hier schnell in meinen Fokus rückte, ist die Sichtbarkeit der Items am Charaktermodell. Hier bin ich positiv Überrascht, denn Helme und Westen werden an der Spielfigur dargestellt, so dass die Figur sich optisch weiterentwickelt. Auch die Explosionen und Zerteilungen der Gegner sind schön anzusehen, doch meine Kinnlade konnte sich dem Boden während des Spielens kaum nähern.
Sound
Für den Sound zählt, was auch für die Grafik zählt; Es ist weder der große Glanz, noch die Achillessehne von How to Survive Schön ist, dass die Dialoge bzw. Monologe der NPCs - auch wenn es nicht viele sind- alle vertont wurden. Die Qualität der Sprecher schwankt hierbei deutlich, der Bereich in dem sie schwanken geht von durchschnittlich bis unterdurchschnittlich. Es gibt nur eine Person, die wirklich gut synchronisiert wurde; Kovac, der Autor der How to Survive Regeln. Mit seinem osteuropäischem Akzent und dem trockenem Humor macht es bei dieser Figur schon Spaß zu hören, was er euch zu sagen hat.
Umgebungseffekte funktionieren erstaunlich gut. Bei der Ankunft auf der Insel löst das Rauschen des Meeres noch Fernweh beim Spieler aus, wird es nacht so hört ihr von wo sich Gegner an euch heranschleichen und das Fernweh wechselt zu Heimweh. So viel zu den positiven Aspekten des Tons, nich so gut gefallen hat mir, das Zombies nahezu immer identische Geräusche von sich geben. Die Waffen klingen irgendwie komisch und man kann vom Sound nur schwer zwischen Kopf- und Körpertreffern unterscheiden. Musikalisch ist How to Survive einfach zu unauffällig, da hätte ich mir schon ein wenig mehr Musik gewünscht um ein Inselgefühl hervorzurufen.
Story
Nicht nur ist die Story und das generelle Prinzip von How to Survive banal, zusätzlich ist sie auch noch nahezu identisch mit der Geschichte eines anderen Titels. Es gibt bereits ein zweiteiliges Zombieabenteuer mit deutscher Beteiligung, welches auf einer Insel spielt. Diese Titel erschienen im Gegensatz zu How to Survive nicht in Deutschland, dennoch ist die Geschichte doch sehr ähnlich. In Ho to Survive hören wir zu Beginn den Funkverkehrt eines Schiffes, was aus unklaren Gründen zu sinken scheint. Das ist alles was ihr zur Vorgeschichte erfahrt und wissen müsst, im nächsten Moment findet ihr euch am Stand wieder. Hier finden wir das einzige Storyelement, was den Titel etwas von anderen Spielen abheben kann: Einzelne Kapitel des Survival Guides ,,How to Survive" von Kovac. Dieser Mann ist auf der Insel gestrandet bevor ihr es seid und hat die Zeit damit verbracht die Regeln für das Überleben auf einer Insel voller Zombies nieder zu schreiben. Diese werden bei jedem Kapitelfund in einem witzigen Clip erklärt.
Abgesehen von diesen erfrischenden Zwischenspielen bietet die Geschichte aber wenig Überraschungen. Ihr versucht mit einem Boot abzuhauen, erst sammelt ihr alle Teile dafür, dann reicht es doch nicht, anschließend geht das gleiche Spiel mit einem Flugzeug und dessen Teilen los. Es geht also weniger um das Überleben, als um die Reparatur möglicher Fluchtvehikel.
Umfang
Kleine Inseln + Kleine Herausforderungen = kleiner Umfang, so könnte die Rechnung lauten. Selbst auf dem härteren Schwierigkeitsgrad seid ihr zu früh zu mächtig und die Missionen zu einfach. Die flachen Persönlichkeiten der NPCs versorgen euch mit kurzen oberflächlichen Missionen, die wegen der kleinen Umgegbung schnell erledigt sind. Selbst für neue Waffen braucht ihr die Insel nicht zu durchstreifen, denn alles was ihr braucht wird euch auf dem Weg vor die Füße geschmissen. Das zu einfache Spiel macht eine ohnehin kurze Geschichte zu einem noch kürzerem Erlebnis. Zur Beendigung der Story braucht ihr kaum sechs Stunden. Hier kann man die Nebenquests, welche ihr durch Affen(!) erhaltet schon mitrechnen, denn auch diese sind einfache Aufgaben, bei welchen ihr Gegenstände sammeln müsst, die zu 90 % auf eurem Weg liegen.
Ein Wiederspielwert ergibt sich durch die hohe Ähnlichkeit der spielbaren Figuren und die lineare Story auch nicht. Einzig der Multiplayer verlängert den Spielspaß unwesentlich.
Spielspaß
How to Survive könnte spannend sein und Spaß machen. Tatsächlich ist es aber nicht mehr als ermüdend. Die Idee, dass der Mensch nicht nur die Zombies sondern auch seine Bedürfnisse überleben muss, ist gut. Toll wäre es, wenn man als Spieler in den Wald müsste um Tiere zu jagen, damit es Essen gibt. Das geht auch alles, ist aber eher umständlich und vor allem nicht nötig. Es gibt essbare Wurzeln an jeder Ecke, Brunnen hinter jedem Baum und genügend Betten, damit ihr nicht zu Müde seid. Effektiv habe ich im Spiel nie die Nebeneffekte von Hunger, Durst und Schlaflosigkeit spüren müssen, weil es einfach nie so weit kommt.
Die Kämpfe funktionieren gut. Mit Nahkampfwaffen macht ihr das nötigste, wirklich zur Sache geht es aber mit euren gebauten Feuerwaffen. Es ist einfach zu zielen, habt ihr den Gegner lange genug im Visier wird der Schuss automatisch ein Kopfschuss, was wie wir wissen, die beste Medizin gegen Zombies ist.
Leider sind die Missionen kaum motivierend, 80 % eurer Aufträge sind simple Hol- und Bringmissionen. Ihr rennt also permanent von einem Ende der Insel zum anderen, um dauerhaft spawnende Zombies zu beseitigen und irgendwelchen Schrott für andere Überlebende zu besorgen. Die Größe der Insel(n) ist hierbei wirklich lachhaft. Das sind ja keine Inseln, das sind kleine Sandhaufen mit drei Häusern, so geht schon die nächste Herausforderung flöten, denn die Wege sind kurz und versteckte Genstände sucht man so auch in zwei Minuten. Da wäre ein Zombieabenteur auf den Ostfriesischen Inseln zumindest räumlich gesehen spannender.
Fakt ist, die erste Stunde macht das Spiel Spaß, doch danach spielt ihr im Grunde nur noch um das Game zu beenden, Monotonie und öde Missionen tun ihr Übriges.
Gameplay
Hat How to Survive Gameplay? Natürlich. Hat How to Survive eigenes Gameplay? Natürlich nicht. Technisch ist How tu Survive eine Ansammlung von Gameplay Elementen vergangener Titel aus dem Xbox Live Marktplatz, Retail Games und anderen Konsolen.
Das Grundgerüst ist das eines Twin-Stick Shooters, nur das ihr zusätzlich per Knopfdruck Schuss und Schlag auslösen müsst. Doch der Kampf gegen die Untoten ist nicht euer einziges Problem, in eurem Helden steckt ein kleiner Sim, der ständig gefüttert werden möchte. Die Überlebenselemente Essen, Trinken und Schlafen hätten einen echten Reiz ausmachen können, rücken aber schnell in den Hintergrund. Ihr müsst selber euer Befinden kaum im Auge behalten, da es für alle Bedürfnisse eine aufdringliche Warnanzeige gibt, die euch frühzeitig warnt. Darüber hinaus könnt ihr schon früh im Spiel per Skills diese Bedürfnisse unheimlich verlangsamen.
Wer sich aktuell Gameplayelemente ausleiht, der bedient sich natürlich auch im RPG Sektor. So sammelt ihr Erfahrung wenn ihr Gegner plättet und könnt an eurem Skilltree basteln. Schade, dass die Skills der verschiedenen Figuren sich kaum unterschiedlich spielen und eben diese euch zu früh zu stark machen. Wer auch andere Konsolen besitzt, wird The Last of Us gespielt haben. Von diesem Titel hat man sich spontan das Crafting-System geborgt. Mit Rohstoffen und Gegenständen(euer Inventar ist viel zu klein) könnt ihr euch Waffen und Items basteln. Das ganze ist nett und gut, jedoch gibt es einige Gegenstände wie z.B. Holz und Heilpflanzen einfach viel zu oft, so dass ihr nie verzweifelt suchen müsst. Technisch ist es auch unglücklich gelöst, dass das Spiel pausiert, wenn ihr ein Gegentand erstellt, so geht der Reiz verloren sich für die Kämpfe vorzubereiten.
Nun das letzte Element, was gleichzeitig das vielversprechendste ist. Es gibt einen dynamischen Tag-und Nachtwechsel. In der Nacht kommen Gegner, die ein wenig an Gollum erinnern aus den Wäldern und wollen euch ans Leder. Diese Biester sollen das Reisen bei Nacht erschweren, dies funktioniert aber nur bedingt. Die Gegner fürchten sich vor Licht, wenn ihr also eine Fackel tragt, entfällt die Bedrohung vollkommen. Habt ihr eine Taschenlampe, so könnt ihr die Gegner in eurer Blickrichtung vertreiben. Geblendet kommt es häufig vor, dass die Gegner sich wie ein Reh im Scheinwerferlicht nicht mehr bewegen und nur drauf warten ins Jenseits geschickt zu werden.
Lange Rede, kurzer Sinn, How to Survive ist ein Sammelsurium diverser Gameplay-Elemente. Leider kann keines davon wirklich herausstechen und wirklich überzeugen.
Multiplayer
Ich werde es immer wieder sagen: Twin Stick Shooter sind prädestiniert dafür, Coop Spiele zu sein. Dies scheint man zumindest in Teilen bei How to Survive begriffen zu haben. Was man jedoch nicht begriffen hat, ist die Tatsche, dass Coop Spieler gerne auch die Story zu zweit erleben möchten. Es gibt dazu in diesem Titel keine Möglichkeit das online zu tun. Das ist schade, denn generell macht der Multiplayer Spaß, Zombies mit einem Freund beseitigen ist witzig, doch so ganz ohne Sinn stellt sich der Spaß auch schnell ein.
Wie erwähnt, könnt ihr die ohnehin einfallslose Story nicht im Online-Coop spielen, hierfür gibt es noch einfallslosere Multiplayer Missionen, die auch nichts Halbes und nichts Ganzes sind. Für mich zeichnet sich der Multiplayer so dann auch als relativ wertlos aus, ich bin bedient, die Story gespielt zu haben, hätte das gerne zu zweit via Xbox Live getan.Klar, es ist witzig, das ganze an einer Konsole zu tun, jedoch wäre es bei dem öden Singleplayer nett gewesen, sich einmal schnell online einen Partner zu suchen.
Fazit
Es ist wie verhext. Was schon lange für Filme gilt, wird scheinbar langsam auch auf Spiele anwendbar. Wenn es um Zombies geht, da gibt es einige schlechte Titel, einen ganzen Haufen Mittelmaß und nur eine Handvoll wirklich gute Abenteuer. How to Survive findet sich da irgendwo im unteren Bereich des Mittelmaß ein.
Viele zusammengeklaute Gameplayelemente machen noch lange kein gutes Spiel. In diesem Fall liegt das aber neben der nur durchschnittlichen technischen Leistung vor allem an der fehlenden Spannung. Ein Zombie Titel, bei dem der Mensch mächtiger ist als Natur, Hunger und Durst? Die Aufgaben sind lieblos und einfach so wie die Spielwelt zu klein und somit zu schnell und einfach das Ende des Titels erreicht.
Stellt euch vor, bei The Walking Dead gäbe es jetzt Essen und Trinken im Gefängnis für alle und das soviel jeder will. Klingt nicht gerade spannend und genau das ist How to Survive leider auch, nicht gerade spannend und mit 15 Euro dafür einfach zu teuer.