Review zu Heroes over Europe

Kurz vor dem Release der Xbox 360 wurde noch im September 2005 das Spiel Heroes of the Pacific auf der alten Xbox veröffentlicht, welche von den Schlachten der USA im Pazifikkrieg handelte. Nun wird die Reihe mit Heroes over Europe fortgesetzt und kommt erstmals für die Xbox 360 heraus, diesmal allerdings mit dem Thema zweiter Weltkrieg, d.h. es geht um den Luftkampf gegen die Deutschen. Ob dieses Szenario auch uns überzeugen konnte?

Deutsche werden verunglimpft

Wie diverse andere Games wird auch in diesem Spiel - angesiedelt im zweiten Weltkrieg - gegen die Deutschen gekämpft. Manch ein Spieler unter euch entscheidet sich schon im Vorfeld dagegen, sich zum Beispiel mit einem WWII-Shooter auseinanderzusetzen, weil man virtuell gegen die eigenen (Ur-)Großväter kämpft. Auch ich selber gehöre noch einer Generation an, deren Großväter und deren Familien im Krieg gefallen sind oder in Gefangenschaft gerieten.

In manchen Spielen vermag man sicherlich die Vergangenheit und die Verbindung zur Realität auszuknipsen, weil es nicht so in den Vordergrund gerückt wird, dass man nun gerade gegen Deutsche kämpft. Nicht so aber in Heroes over Europe und das ist auch der Grund, wieso ich gerade mit diesem Punkt beginne. Kein Testbericht ist mir in letzter Zeit so schwer gefallen, wie dieser, weil mich das Spiel damit derart verärgert hat, dass ich es immer wieder ausschalten musste.

Das hat nicht nur damit zu tun, dass man es sich ja seit einigen Jahren -besonders vordergründig seit der WM 2006- wieder erlauben darf, Nationalstolz zu zeigen, sondern einfach, weil die Entwickler mit ihrer herabwürdigenden Darstellung der Deutschen aus meiner Sicht deutlich zu weit gegangen sind. Diese Beleidigung eines Landes und seiner Menschen zieht sich wie ein roter Faden durch das Spiel, so wird man zum Beispiel nach dem Abschluss einer Kampagne immer eine Siegesgrafik sehen, in der ein Schwein in Deutscher Uniform als besiegt dargestellt wird. Geschmacklos!

Aber auch die Synchronisation sorgt permanent dafür, dass man als Deutscher diskriminiert wird. Von anderen Spielen kennt man es ja noch, dass man als "Krauts" tituliert wird, was sicherlich in dieser Form noch in Ordnung geht. Aber folgende, wenige Beispiele gehen mir zu deutlich unter die Gürtellinie:

• "Kommt bloß nicht wieder, ihr Krautfresser!"
• "Verdammt, wie viele Nächte können die das durchhalten?" - (Deutscher Angriff auf England) - "Hast du Deutschland mal im Kino gesehen? Da würde ich auch so oft es geht raus wollen"
• "Es wurde ein Deutscher Aufklärer gesichtet, holt das Schwein runter!"

Es darf sicherlich jeder persönlich entscheiden, inwieweit ihn diese Darstellung in einem Videospiel stört. Mir geht es selber dabei weniger um die Grundsatzfrage, ob man in einem Spiel "virtuelle Landsleute" aus welcher Zeit auch immer tötet, sondern viel mehr um die Darstellung als solche, die ich hier in Heroes over Europe als Beleidigung und Herabwürdigung empfinde.

Der Inhalt als solches

Hätte es oben genannte Punkte nicht gegeben, so wäre sicherlich ein anderer Ansatzpunkt für den Testbericht Grundlage gewesen. Versuchen wir nun aber, diesen Punkt auszublenden, so ergibt sich durchaus eine teilweise gelungene Darstellung einer Story aus dem zweiten Weltkrieg. Euer Protagonist ist eigentlich ein Amerikaner, gibt sich aber als Kanadier aus, um bei der britischen Fliegerstaffel dienen zu können.

Die Geschichte wird hier in mehreren Ebenen erzählt. Zum einen gibt es nach bzw. vor einer Kampagnen einen Fernsehbericht im Stile der damaligen Wochenschau, natürlich aber aus der Sicht von England. Das Ganze ist mit original Filmaufnahmen von damals versehen und bekommt zusätzlich dazu noch die typisch reißerische Propaganda-Synchronisation. Zu diesen allgemeinen Geschehnissen folgt dann die Story eures Piloten, die von ihm selber erzählt wird und mit einem interessanten Comic-Art-Look dargestellt wird. Auch das Menü hat diesen übertrieben bunten Stil und Look der 40er Jahre, die Atmosphäre ist also passend.

Zusätzlich zu der allgemeinen Kriegslagen-Geschichte und der Story des Piloten gibt es die Kampagnen, die von euch Action einfordern. Diese werden von einem Befehlshaber erzählt und visuell anhand von Karten und Missionsbefehlen dargestellt. Zum Teil startet ihr an einer Basis auf dem Boden oder aber seid häufiger direkt im Geschehen, wenn euch der genaue Einsatzbefehl mit Primär- und Bonusziel erreicht. Ein Bonusziel kann den Abschuss einer bestimmten Gruppe von Flugzeugen beinhalten oder aber die Art des Abschusses, während das Primärziel unbedingt erledigt werden muss, da sonst die Mission am letzten Checkpoint neu gestartet werden muss. Einen Checkpoint erreicht ihr immer dann, wenn eine Teilaufgabe abgeschlossen ist, was mitunter auch schon mal etwas länger dauern kann, wenn es gilt, mehrere Wellen von Bombern vom Himmel zu holen.