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Ein Wikinger, der partout nicht nach Walhalla, sondern freiwillig in die Hölle, nach Helheim möchte? Die abstruse Story spiegelt das abstruse Gameplay wider und wir haben für euch das Spiel getestet, bei dem man unentwegt seine Gliedmaßen abtrennen muss.

Absurde nordische Story

Ihr steigt in die Haut von Bjørn, dem pazifistischen Wikinger, der partout nicht nach Valhalla kommen will – dahin kommt man nämlich, wenn man sein Leben in einem aufopfernden Krieg verliert. Stattdessen flieht Bjørn dem Krieg, stirbt aus Tollpatschigkeit und soll dann doch nach Valhalla. Dem versucht er nun zu entkommen und nach Helheim, der Wikinger-Hölle, zu kommen.

Die absurde Story geht weiter: Nach und nach lernt ihr, eure Gliedmaßen nach Belieben abtrennen und neu zu kombinieren, um knifflige Rätsel zu lösen und aus unangenehmen Situationen zu entkommen. Unterwegs begegnet ihr altnordischen Götter, Kobolde, Drachen und ein aufbrausendes Skelett ist euer treuer Begleiter.

Die aberwitzige Story ist voller Ironie und Anspielungen (es gibt eine ganze Passage, bei der ihr Sammelobjekte gegen Minilevel von Videospielanspielungen eintauschen könnt, unter anderem Limbo, Super Meat Boy, Minecraft oder The Witness). Die Geschichte ist schon sehr lustig und gut gemacht. Das Gameplay passt am besten in das Genre „Metroidvania“, bei der ihr eine große Karte habt, mehrere Male zurückgehen müsst, um Geheimnisse zu finden, die ihr vorher ohne neue Fähigkeiten noch nicht erreichen konntet. Die Geheimnisse sind aber keineswegs notwendig, um groß in der Story voranzukommen. Tatsächlich ist es so, dass die Hauptmission eigentlich recht linear abgeschlossen werden kann, ohne dass man auch nur die Hälfte der Karte entdeckt hat.

Vom Hebelbetätigen zum Knöpfedrücken

Das Gameplay steigert seine Komplexität nach und nach. Anfangs könnt ihr nur euren Kopf abtrennen und damit z.B. durch enge Passagen hindurch (siehe Let’s Play). Doch nach und nach lernt ihr, alle eure Gliedmaßen abzutrennen, sie willkürlich zu kombinieren, um komplexe Rätsel zu lösen.

Allerdings wird das Rätsellösen nie sonderlich schwer. Denn kann man bis einmal alle Körperteile abtrennen, hat man schnell gemerkt, dass man mit Bein und Arm fast alles machen kann (ab und zu benötigt man noch den Kopf, damit man mit Personen reden kann), das System sich teilweise austricksen lässt (im späteren Spielverlauf bekommt man einen Türwächter ins Inventar, den man zum Knöpfebeschweren auch zweckentfremden kann) und der Schwierigkeitsgrad bei weitem nicht ausgereizt wird. Das ist schade. So gibt es eine Passage, in der man mit einem Roboterkopf unsichtbare Wände sehen kann. Das ständige Hin- und Herwechseln ist schwierig, aber die fünf bis sechs Rätsel, die damit gemacht werden müssen, denkbar einfach. Hier hätte man noch deutlich mehr aus dieser Spielmechanik rausholen können. Lediglich das letzte Level ist schwer, weil man unter Zeitdruck steht – und das ist eher nervig, als sonderlich komplex.

Schön anzusehen, doch die Suche ist anstrengend

Das Spiel hat eine süße Comicgrafik und die Macher von Manual Samuel sind ihrem Grafikstil treugeblieben. Das passt soweit, auch wenn ich mir in den Umgebungen etwas mehr Abwechslung gewünscht hätte.

Anstrengend ist aber die Suche nach Geheimnissen und das Lösen der Nebenaufgaben. Hat man die Story geschafft, wirft einen das Spiel dankenswerterweise wieder zurück und man darf versuchen, die sagenumwobenen 100% zu erreichen. Doch das ist weitaus schwieriger als gedacht, da man vor allem viel Zeit mit Herumsuchen verplempert. Die Rätsel an sich sind meist recht simpel, doch das Finden aller Geheimnisse mehr als beschwerlich. Denn Tipps gibt es keine – da sucht man sich schon mal einen Wolf, um die allerletzte Beere doch noch irgendwo zu finden. Hier hätte man – vor allem nach Abschluss der Story – die Möglichkeit anbieten können, etwas präziser auf der Karte zu zeigen, wo genau denn die Objekte sind, die man vermisst. Denn viele Nebenaufgaben sind dermaßen ineinander verwoben, dass es keinen Zweck hat, Aufgabe XY zu starten, insofern man nicht Objekt Z gefunden hat (wobei man nicht weiß, dass Objekt Z einem für Aufgabe XY helfen wird).

Fazit

Wer eine chaotisch absurde Story mag, gerne Rätsel löst und dem Metroidvania-Genre nicht abgeneigt ist, der sollte sich Helheim Hassle unbedingt anschauen. Das Spiel ist voller Humor, bietet ein gewissermaßen groteskes aber zugleich witziges Gameplay und bietet letztendlich nach Abschluss der Hauptstory noch einiges an Geheimnissen, das man aufdecken kann. Zwar gestaltet sich dieses Suchen als müßig und auch die Rätsel werden gegen Ende hin tendenziell immer leichter (vor allem, weil man neu eingeführte Mechaniken nicht genügend ausreizt), doch insgesamt kann man Helheim Hassle durchweg als eine positive Erfahrung bezeichnen. Uns hat es circa 10 Stunden begeistern können… doch die letzten Geheimnisse konnten wir immer noch nicht finden.


Bewertung

Pro

  • Witzige Story
  • Absurdes Gameplay
  • Kein zu hoher Schwierigkeitsgrad
  • Coole Comic-Grafik

Contra

  • Rätsel gegen Ende hin zu leicht
  • Teils mangelnde Abwechslung
  • Potential von Rätselmechaniken nicht ausgereizt
  • Nebenmissionen mit anstrengender Suche nach Objekten

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 7 von 10
7/10
Story 9 von 10
9/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Umfang 7 von 10
7/10
XBU-Silver-Award
8

1 Kommentar

XBU MrHyde Fr, 21.08.2020, 13:13 Uhr

Hört sich witzig an (y)