Arcade page

Im Jahre 1996, als die Videogame-Szene noch in ihren Kinderstiefeln steckte, erschien auf dem Saturn ,,Guardian Heroes", ein Spiel voller Konflikte, Action und (seiner Zeit) einer großartigen Grafik. Jetzt, 2011, kehren die Helden auf unsere Next-Gen Konsolen zurück, bringen viele Neuerungen, halten aber an ihrem alten Charme und Style fest. Lohnt sich das Remake? Oder ab damit, zurück ins 20. Jahrhundert? Wir warfen im Rahmen unseres Arcade-Tests für euch einen Blick auf SEGA's neustes, altes Werk.

Wer auf die Next-Gen Konsole möchte, braucht auch eine Next-Gen Grafik! Guardian Heroes mogelt da ein bisschen, zugunsten der... sagen wir etwas älteren Gamer Generation. Startet ihr das Spiel, so könnt ihr zu Beginn zwischen der neuen HD-Grafik oder der alten Classic Engine auswählen. Die Unterschiede sind natürlich eindeutig. Die Kanten sind geglättet, Effekte wurden verbessert und man kann endlich erkennen, dass der weiße ,,Pixelmatsch" vom Magier einen Hasen darstellen soll. Die Charaktere scheinen eher gezeichnet, ausgemalt und eingescannt als vor dem Rechner animiert. Ob mans mag, das ist jedem selbst überlassen, wir konnten  riesige grüne Gras-Elefanten jedoch nicht ganz bekämpfen ohne dabei an unsere Kindheit und das damit verbundene ,,Ausmalen von Malbüchern" zu denken.

Im Gegenzug dazu ist die klassische Variante natürlich unverändert gewesen. Für uns junge Spunde ist das natürlich eher die zweite Wahl, aber auch mal interessant zu sehen, wie sich technischen Möglichkeiten im Laufe der Zeit revolutioniert haben. Gamer-Oldtimer greifen bestimmt lieber zum Vertrauten alten Stil. Und mit Oldtimer meine ich Spieler über 25Jahre. Wärt ihr ein Auto, wärt ihr einiges wert.

Es scheint Still zu sein im Jahre 1996, denn eine Synchronisation suchen wir leider vergebens. Nicht mal das typische Anime-Gequake geben die Figuren von sich. Dabei wird doch 60% der Spielzeit nur gesprochen, bzw... geschrieben. Das viele Lesen strengt die Augen an und verschlingt einiges an Spielzeit. Hier hätten wir uns eine Sprachausgabe gewünscht. Selbst wenn am alten Spielprinzip festgehalten werden soll, bei einem Remake wäre diese kleine Neuerung doch drin gewesen.

Im Kampfgeschehen schallen euch die Typischen Beat em Up  Laute entgegen. ,,Ha, Hu Hiiiiiiiiiiia"  und ,,Wrrrrrraaaaaaaaaaaaaaaaaar".."Grrraaaaaaar"  ... alles klar... Tollwut, definitiv Tollwut!

Ihr sitzt mit euren Freunden in einem Holzhaus, irgendwo am Abgrund eines Berges und prahlt erst einmal mit eurem tollen neuen Superschwert. Plötzlich werdet ihr von irgendwelchen pinken Soldaten angegriffen... Gott weiß warum. Ihr spring aus dem Balkon, euer Schwert erweckt einen Untoten riesen Soldaten zum Leben und dann geht's erst mal sinnlos durch irgendwelche Wälder. Scheinbar sollt ihr euer Land vom König befreien der, wie es scheint, ersetzt wurde durch einen bösen Doppelgänger. Dieser entpuppt sich als falscher Doppelgänger, da er in Wirklichkeit eine Dämonin ist, die die Menschheit zum Krieg gegen den Himmel auffordert. Und das sind gerade mal die ersten 5 Minuten des Spiels. Ihr seht also, vollkommene Informationsüberflutung.

Während der vielen Dialoge habt ihr immer wieder die Möglichkeit, Antworten zu geben und das Spielgeschehen aktiv zu beeinflussen. Dies kennen wir schon  aus modernen Spielen, es klappt aber auch hier, und so eröffnen sich euch verschiedene Pfade, die ihr beschreiten könnt. Jeder von ihnen führt an ein anderes Ende und einen anderen Ausgang der Geschichte.

Die Singleplayer Kampagne fesselt euch einige Stunden vor dem Bildschirm und aufgrund der differenten Enden bietet Guardian Heroes einen enormen Wiederspielwert. Mit jeder eurer Entscheidungen beeinflusst ihr den Verlauf des Spieles. Mit dem Remake ist auch ein Multiplayer hinzugekommen. In verschiedenen Modi könnt ihr mit bis zu 12 Spielern den Kampf antreten (mehr dazu in: Multiplayer). DLC's sind noch keine bekannt, könnten aber noch erscheinen.

Das 2D Ebenen Adventure bietet eine Menge Combos für die verschiedenen Charakterklassen. Durch verschiedene Tastenkombinationen und Bewegungen erscheinen mächtige Blitze oder todbringende Feuerbälle. Diese zu erlernen und zu beherrschen macht sichtlich Spaß und schnell fühlt man sich überlegen gegenüber den zu Anfang noch zu gefährlichen Gegnern. Ihr tretet immer gegen mehrere an, seid aber selbst meistens nur zu zweit unterwegs. Das ist ganz schön nervig, da eure zehn Gegner gefühlte 5-mal pro Sekunde zuschlagen und ihr mit jedem erlittenen Hieb ca. 4 Sekunden betäubt seid. Das hätte SEGA wirklich ändern müssen.

Zwar gibt es nach eurem Tod eine Respawn-Schutzzeit von ein paar Sekunden, doch werdet ihr dann wieder einmal von einem Schlag getroffen, habt ihr kaum Chancen es zu überleben, da ihr direkt weitergeschlagen werdet und jeder schlag betäubt.  So passiert es schnell, dass eure Leben und auch die Lust am Spiel verflogen sind. Dann heißt es schnell GameOver und wer, so wie wir irgendwann den Mut verliert und den Controller in die Ecke wirft, der macht ein bisschen  Pause... und spielt den Landwirtschaftssimulator, da kann man wenigstens nicht betäubt werden... außer unser Pflug geht kaputt...

Ihr Revier ist nicht die Autobahn
Ihr Einsatz heißt: von Links nach Rechts Laufen
Ihre Gegner von Heute: extrem pink und unintelligent
Jeder Einsatz pure Langeweile für die Männer von Cobra... ach ne Guardian Heroes  ,,Baaaaa Ba Ba Baaa" (Intromusik)

In Punkto Gameplay gibt's leider wenig Spannendes oder Neues. Natürlich ist zu beachten, dass es nur ein Remake ist und das damals sicherlich schon genügte um die Videospiel Community zu befriedigen, doch wir müssen nach heutigen Standards bewerten.
Leider geht für euch immer nur von links nach rechts. Das Spiel ereignet sich auf verschiedenen Ebenen (vorne, hinten, Mitte)  die per Tastenklick gewechselt werden können. Dieses System soll wohl ein bisschen Struktur in das Spiel bringen, doch leider klappt das nicht ganz so, wie sich das die Entwickler vorgestellt haben. Mitten im Kampf wechselt ihr einfach die Ebene, obwohl ihr das gar nicht beabsichtigt habt. Auch dauert es einen kurzen Moment bis ihr angreifen könnt nach dem ihr von vorne in die Mitte gewechselt habt und schon werdet ihr betäubt und sterbt.
Der Versuch ein bisschen Tiefe in eine 2D Ebene zu zaubern ist leider nicht ganz gelungen.

Habt ihr es dann geschafft den rechten Bildschirmrand zu erreichen gibt's wie jedes Mal drei Minuten Dialog, dann wird kurz gekämpft. Nachdem die Gegner erledigt und das Level abgeschlossen ist habt ihr die Möglichkeit Talentpunkte zu verteilen. Schade, dass die Attribute nur mit drei Buchstaben abgekürzte sind ( z.B.: Int, Agi, Vit etc. ). Videospielneulinge werden dort sicherlich nachforschen müssen um die richtige Übersetzung zu finden. Dies hätte vermieden werden können.

Fazit

Wir können zurecht behaupten, dass SEGA das Remake wirklich gelungen ist. Aber leider eben nur ein 1:1 Remake. Wir vermissen eine Sprachausgabe und ein bisschen mehr Abwechslung im Gameplay. Zwar wurde ein spaßiger Multiplayer eingebaut, ich denke jedoch, dass die meisten ihr Hauptaugenmerk auf den Singleplayer werfen werden und jener ist für heutige Ansprüche und für die heutige Generation etwas zu einseitig.

Wir wollen keinesfalls sagen, dass Guardian Heroes seinerzeit kein erfolgreiches Spiel war, jedoch hätte sich diese neue Version ein bisschen an den Markt des 21Jh. anpassen müssen. Guardian Heroes ist sicherlich ein Must-Have für diejenigen, die schon damals auf dem SEGA Saturn gespielt haben und es nun, um der alten Zeiten willen, wieder auf Ihre Xbox Laden. Neueinsteigern könnte das Gebotene jedoch zu wenig sein, um volle 800 Microsoft Points darin zu investieren.


Bewertung


Grafik 8 von 10
8/10
Sound 6 von 10
6/10
Story 7 von 10
7/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 6 von 10
6/10
Gameplay 5 von 10
5/10
6