Page

Das neue Spiel von Rockfish Games wirft den Spieler in endlos generierte Welten in einem Roguelike-Shooter. Everspace bietet eine Story und prozedurale Levels, die einen über lange Zeit an die Konsole fesseln und dabei auch eine schöne visuelle Erfahrung bescheren soll. Wir schnallen uns ins Cockpit und starten die Schubdüsen zum Test für euch durch.

Dead like me

Der Name ist Programm. Das Spiel der Macher von Galaxy on Fire, welches vor allem auf den mobile Devices bekannt geworden ist, packt den Spieler in eine Routine aus Tod und Wiedergeburt. Langweilig? Keinesfalls.

Man startet direkt im Weltall und lernt quasi nebenbei die Steuerung des Raumschiffs. Hierbei ein erster Kritikpunkt zur Konsolenversion: Selbst auf einem 60-Zoll-Bildschirm ist die Schrift der zu betätigenden Buttons auf dem Controller bei einem Sitzabstand von knapp vier Metern, nur durch raten zu erkennen. Hierbei merkt man, dass es sich nicht um einen dedizierten, für Konsolen entwickelten, Titel handelt. Also Nase an den Bildschirm gepappt und entziffert was dort hellgrau in grau als Taste empfohlen wird, um das Raumschiff zu steuern. Nein, ich brauche keine Brille.

Diese erste Hürde überwunden, steuert sich das Raumschiff sehr einfach. Für Spieler von Elite Dangerous aber sicherlich gewöhnungsbedürftig, da sich das Steuern schon fast wie cheaten anfühlt. Beschleunigen mit LT und kompletter Stop des Raumschiffs durch Loslassen der selben Taste. Stoppen im Weltraum... Hmmm, seltsam.

Doch Realismus steht bei Everspace nicht an vorderster Front. Vielmehr gilt es den nächsten Sprung zu schaffen, Ressourcen einzusammeln und möglichst lange zu überleben. Das ist vor allem am Anfang nicht so einfach.

Die Steuerung geht schnell eingängig ins Blut aber man ist am Anfang noch sehr schwach auf der Brust, was die Perks und Ausrüstung des Schiffes angeht. Kurze Zeit später küsst man schon den ersten virtuellen Tod und man wird als Klon im Schiff wiedergeboren. Man verliert zwar alles gesammelte Geld, aber die gewonnene Erfahrung und Ausrüstung bleibt und man kann sich somit von Mal zu Mal steigern. Der ewige Kreislauf ist also Teil des Spiels und fest einkalkuliert.

Das ist mit Sicherheit erst mal gewöhnungsbedürftig aber bringt auch ein gewisses arcadiges Element mit sich.

Jedem sein Spiel

Es gibt eine umfassende Story, die aber eher stiefmütterlich behandelt bzw. geschrieben wurde. Hin und wieder erschließt sich ein weiterer Brocken der Kampagne aber der eigentliche Grund für die Motivation des Spiels liegt woanders.

Everspace bedient das Jäger- und Sammlerprinzip. Man will sich ja von Mal zu Mal steigern und effektiver werden. Dabei kann man sein Schiff natürlich immer weiter ausbauen oder auch auf ein komplett neues Raumfahrzeug umsteigen. Hierbei gibt es die üblichen Vor- und Nachteile. Will man lieber ein leichtes und wendiges Objekt haben, wird man dadurch umso angreifbarer. Nutzt man aber umgekehrt ein gut gepanzertes Schiff, wird man umso langsamer, was bei schnellen und zunehmend schwereren Raumschlachten schnell zum tödlichen Verhängnis werden kann.

Es gilt also abzuwägen, wie man denn gerne spielen möchte. Natürlich kann man auch fleißig ausprobieren und jede Variante für sich austesten. Oder man behält direkt den Allrounder von Anfang an und baut diesen bis zu seinem Maximum aus.

Sobald man soweit ist, kann man sich ins nächste Gebiet begeben, doch Obacht, denn wer nicht genug Treibstoff hat, riskiert einen Getriebeschaden. Aber egal, oder? Man wird ja eh wiederbelebt.
Auch das ist nicht korrekt, denn alle Credits, die bis dahin nicht ausgeben wurden, sind verloren. Da Credits aber nötig sind, um im Spiel nach vorne zu kommen, gilt es also das Risiko dementsprechend abzuwägen.

Der Handel und die Ressourcen im Spiel

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Handel im Spiel. Ohne Handel, kann man sein Schiff nicht weiter ausbauen. Daher sollte man im jeweiligen Gebiet immer nach Ressourcen Ausschau halten. Der Abbau geht dabei denkbar einfach: Wenn man beispielsweise Treibstoff abbauen will, feuert man auf einen dementsprechenden Asteroiden. Dieser wirft dann praktischerweise Treibstoff ab. Nein, was entzünden? Natürlich nicht! Hierbei wurde einfach mal der Realismus gänzlich ausgeschaltet. Sowas stört einfach nur bei der Gewinnung von benötigten Ressourcen.

Sobald man zudem ein gegnerisches Schiff in seine Einzelteile zerlegt hat, kann man auch dort Komponenten aufsammeln und sogar Waffen direkt im Weltall ausrüsten. Hat man noch nicht genug Platz, so muss man sich entscheiden, ob man die Waffe gegen die eigene austauschen möchte, oder ob man sie in die Bestandteile zerlegen will. Letztere lassen sich dann wiederum gewinnbringend verkaufen.

Handeln kann man direkt im Weltraum an den jeweiligen Handelsschiffen. Hierzu ist kein aufwendiger Dockingprozess nötig und man kann quasi im Vorbeigehen kaufen und verkaufen.

Vor- und Nachteil des arcadigen und prozeduralen Ansatzes

Der Vorteil liegt auf der Hand: Man hat durch die schnellen arcadigen Level einen guten Zugang zum Spiel. Man kommt durch die leichte Steuerung fix herein und das sorgt wiederum für einen gewissen Zug im Spiel. Die Unreal 4-Engine zaubert dazu viele schöne Impressionen auf den Bildschirm, sodass auch der Grafik-Fan durchaus etwas zu bestaunen hat.

Auf der anderen Seite wurde die Story nur sehr stiefmütterlich behandelt und einem ist eigentlich völlig latte, warum man sich gerade an Ort und Stelle befindet. Der Nachteil des prozeduralen Ansatzes ist wiederum, dass sich Vieles recht schnell wiederholt. Man hat hier und da eine gewisse optische Abwechslung aber man bekämpft recht häufig die gleichen Schiffe und tut die gleichen Dinge. Es gibt auch kein umfassendes Wirtschaftssystem wie in Elite, welches einem erlauben würde sich einfach als Händler, als Pirat oder als Bountyjäger zu betätigen. Ebenso gibt es kein politisches Powerplay, dass einen gewissen strategischen Aspekt beinhaltet und auch kein Nachrichtensystem.

Dennoch schafft es der Titel einen durch das Verbesserungsprinzip immer wieder zu einer neuen Partie anzustiften und rein theoretisch kann man den Titel durch die Endlosgeneration von Galaxien ewig spielen, sofern man das denn auch will.

Fazit

Das Weltraumspiel Everspace zeigt einem, dass der ewige Kreislauf vom Tod und Wiedergeburt nicht langweilig sein muss, sondern durch den sich ergebenden Fortschritt durchaus zum Weiterspielen animiert. Man ertappt sich immer wieder dabei noch ein kleines bisschen weiterspielen zu wollen und dabei Stunde um Stunde verstreichen zu lassen.

Man wird durch die sehr arcadige Steuerung zudem schnell in das Geschehen gesogen, hat auf der anderen Seite allerdings keine sonderlich packende Story und auch keine umfassende und komplexe Simulation, wie in Elite Dangerous.

Dafür glänzt das Spiel wiederum mit optischer Pracht dank Unreal 4-Engine, die den ein oder anderen schönen Effekt auf den Bildschirm zaubert. Wer ein schnelles Weltraumspiel mit einer unkomplizierten Steuerung sucht, wird hier fündig werden.


Bewertung

Pro

  • Starke visuelle Effekte
  • Einfacher Einstieg
  • Unkomplizierte Steuerung
  • Unendliche Level
  • Viel Spiel fürs Geld
  • Play Anywhere-Titel

Contra

  • Teilweise viel Wiederholung
  • Schwache Story
  • Sound Effekte sind mäßig

Grafik / Atmosphäre 9 von 10
9/10
Sound 7 von 10
7/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Story 6 von 10
6/10
XBU-Silver-Award
8

0 Kommentare