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Schon lange hat mich ein Spiel nicht mehr so sehr gefesselt, wie Brothers - a Tale of Two Sons. Ein kleines Meisterwerk haben die Entwickler von Starbreeze Studios, die bereits bei dem Remake zu EAs Syndicate mitgewirkt haben, hier gezaubert. Die wunderbare und emotional erzählte Geschichte spielt sich wie ein trauriges aber zugleich sehr schönes Märchen, in dem ihr Herz und Hirn einsetzen müsst, um die wundersamen Abenteuer zusammen mit den beiden Brüder zu meistern. Zugleich ist dieser Genre-Mix aus Adventure und Rätsel, die Herzensangelegenheit des etablierten schwedischen Filmemachers Josef Fares, auf dessen Erzählung das Spiel basiert. Was sein interaktive Debutwerk zu bieten hat, erzähle ich euch in diesem Review.

Grafisch seht ihr an der ein oder anderen Stelle, dass es sich hier eben nun mal um einen Arcade Titel handelt. Das tut dem aber keinen Abburch, da die märchenhafte Kulisse alle grafischen Schwächen aufwiegt. Auch erkennt ihr sehr gut die Unreal Engine 3, die für dieses Spiel verwendet wurde. Die Figuren sind hingegen eher mäßig animiert, was ihr besonders in Detailaufnahmen deutlich sehen könnt. Nichts desto trotz gibt es unzählige Schauplätze, an die ihr die Brüder begleitet. Egal ob Regen, Sonne oder Schnee, auch Tag und Nacht wechseln einander ab. Manchmal reicht es schon, die beiden auf einer Bank innehalten zu lassen und die fabelhafte Aussicht zu genießen, die dieses Spiel uns an vielen Stellen bietet. Es gibt aber auch genügend dunkle, düstere und verlassene Orte.

Ein absolut melancholischer Soundtrack, der sich wunderbar in die Geschichte der Brüder einfügt und euch durch das ganze Spiel auf Schritt und Tritt begleitet und eine mystische, betrübte Stimmung, passend zur Story erweckt. Die Figuren selbst reden leider kaum bis gar nicht und falls doch, dann in einer unverständlichen und erdachten Sprache, die stellenweise an die eigene Sprache der Sims erinnert. Das ist aber nicht weiter relevant für den Spielverlauf, da ihr euch auch zusammenreimen könnt, worum es gerade geht.

Gleich zu Anfang werdet ihr von einer sehr mitreißenden und zu Tränen rührenden Szene überwältigt. Der jüngere der zwei Brüder muss seiner Mutter beim Ertrinken zusehen und hat seither sehr viel Angst vor Gewässern. Die Geschichte im Allgemeinen ist zwar nicht originell und komplex, dafür aber gekonnt und fantasievoll erzählt. Nachdem wir den traurigen Prolog überstanden haben, finden wir uns in einem wohlbehüteten Dorf wieder, in dem leider sehr schnell klar wird, dass es um den Vater sehr schlecht steht und ihm wohlmöglich dasselbe Schicksal bevorsteht, wie der Mutter. Wir bringen den Vater zum Dorfmediziner und erfahren dort, dass nur das Wasser eines magischen Baumes ihn heilen kann. Dieser befindet sich jedoch weit weg. So machen wir uns also auf den Weg, um die Medizin für den kranken Vater zu besorgen. Mit dem Verlassen der Heimat wird jedoch bald deutlich, dass es um die Welt herum schlecht bestellt ist. Krieg und Zerstörung ziehen tiefe Narben durch ein Land, in dem das Gegeneinander das konstruktive Miteinander offenbar längst abgelöst hat. Zum Glück gibt es noch andere, liebenswerte Geschöpfe da draußen, die uns ein Stück auf unserer Reise begleiten und uns helfen. Gegen Ende des Spiels gibt es noch eine große Wendung, mit der nicht zu rechnen war. Was das ist, müsst ihr allerdings selbst rausfinden.

Trotz einer leider sehr kurzen Spielzeit von ungefähr 2,5 Stunden (ca. 3 Stunden wenn ihr alle Erfolge holen wollt), kann ich nicht wirklich viele Punkte abziehen, da die Idee und Innovation in diesem Spiel einfach deutlich überwiegt. Auch wenn es mich sehr, sehr traurig gestimmt hat, dass das Spiel bereits nach so kurzer Zeit einfach vorbei war und im Menü auch nichts auf weitere DLCs hindeutet. Da kann man nur hoffen, dass irgendwann ein zweiter Teil erscheinen wird, der diesen hier übertrifft. Insgesamt hat man in diesen knappen zwei Stunden mehr erlebt, als in jedem anderen Spiel, welches einiges mehr an Zeit frisst und Umfang bietet.

Auch wenn der Spielspaß immer relativ subjektiv zu bewerten ist, ist dennoch erwähnenswert, dass an keiner einzigen Stelle im Spiel Langeweile aufgekommen ist und ihr druchgehend von abwechslungsreichen Kulissen, vielseitigen und kreativen kleinen Rätseln, die ihr meistern müsst, sowie der melancholischen Geschichte, die die beiden Brüder gemeinsam erleben, unterhalten werdet. Es macht einfach schlichtweg Spaß das Abenteuer mit den beiden zu durchleben und die kleinen, liebevollen Rätsel zu lösen.

Der Clou an diesem Spiel ist, dass ihr - trotz Singleplayer - doch auf eine Art und Weise im Multiplayer spielt, da ihr den einen Bruder mit dem linken und den anderen mit dem rechten Stick zeitgleich steuern müsst, was ab und an schon mal für Verwirrung sorgen kann. Ganz besonders dann, wenn ihr gerade etwas in Panik geratet, da ihr vor bösen Sektenanhängern oder Trollen schnellstmöglich flüchten müsst. Die Steuerung ist dennoch sehr simpel und sehr gut aufeinander abgestimmt. Egal ob der eine Bruder gerade eine Leiter hochklettert und der andere an einem Kreuz dreht, alles geht zeitgleich. Einige Handlungen erledigen die Protagonisten auch ohne unser Zutun. Allerings muss man sich an der ein oder anderen Stelle schon sehr konzentrieren. Angesichts des wenig heiteren Settings ist es kaum ein Zufall, dass sowohl Gameplay als auch Story den Aspekt des Miteinanders so betonen. Solltet ihr einmal das Zeitliche segnen, keine Panik, denn gut platzierte Checkpoints gestalten die Wiederholung angenehm. Auch wenn nicht immer deutlich wird, an welcher Stelle das Spiel gerade gespeichert hat. Große wie kleine Widersacher können euren Weg kreuzen und werden jedoch nicht kämpferisch erledigt, sondern müssen im Teamwork ausgetrickst werden, damit ihr mit den Brüdern vorbei kommen könnt. Ein Inventarmit Waffen, Heiltränke oder andere Items steht den Brüdern nicht zur Verfügung. Alles was ihr benötigt, um Erfolg zu haben und um eine Aufgabe zu bewältigen, muss und wird vor Ort gesucht und gefunden.

Fazit

Brothers - a Tale of Two Sons ist ein wunderbares Abenteuermärchen, welches in allen Bereichen mehr als überzeugt. Das sehr niedliche und sympathische Brüderpaar zieht euch in den Bann und lässt euch ein Teil der beiden Jungs werden.

Mit der ungewöhnlichen und zugleich gewöhnungsbedürftigen Steuerung kommt ihr sehr schnell zurecht und eure Finger werden nach kurzer Zeit genau so ein eingespieltes Team, wie die beiden Brüder. Brothers: a Tale of Two Sons ist für all die Spieler da draußen, die Wert auf eine gut erzählte Geschichte legen, Rätsel spielerisch meistern, ein Teamplay nicht scheuen und sich gerne wieder einmal von einer fantastischen Welt entführen lassen wollen.

Beim Spielen solltet ihr aber eine Packung Taschentücher bereithalten, besonders gegen Ende des Spiels. 


Bewertung


Grafik 9 von 10
9/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 9 von 10
9/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 10 von 10
10/10
Gameplay 9 von 10
9/10
XBU-Gold-Award
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