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Ihr kennt den Vorgänger nicht? Kein Problem. In Beholder 2 wird eine ganz eigene Story erzählt. Das Indie-Game erinnert ein wenig an text-basierte Adventures aus früheren Zeiten und besticht vor allem durch seinen Style und seine düstere Story.

Eine Story, die euch zum Lesen zwingt

Beholder 2 spielt sich, wie schon erwähnt, fast wie ein textbasiertes Adventure aus den 80ern. Die Prämisse der Geschichte: Ihr spielt einen neu eingestellten Abteilungsleiter im Ministerium eines totalitären Staates. Während ihr natürlich bereit seid, eine illustre Karriere zu machen und möglicherweise eines Tages Premierminister zu werden, wird der Weg nach oben nicht einfach sein. Nach und nach deckt ihr auch üble Geschäfte auf, erfahrt etwas über euren Vater, der in diesem Beobachtungsstaat wohl nicht mitmachen wollt und bereits ganz am Anfang des Spiels zu Tode kommt…

Diese düstere Story, die durchaus spannend ist, wird allerdings rein mittels Text vermittelt. Eine Synchronisierung gibt es nicht, die Charaktere „quaken“ ähnlich wie in alten Spielen (z.B. Banjo-Kazooie) unverständliches Gebrabbel daher, während ihr die Informationen lest.

Auch sonst ist das Gameplay eher ruhig und alles dreht sich um mehr oder minder mondäne Aufgaben: Im Ministerium ist es euer Job, den Leuten am Informationsschalter die richtigen Tickets zu vergeben und ansonsten kümmert ihr euch in Dialogen und kleinen Mini-Quests um andere Menschen. Alles hat jedoch stets diesen sehr düsteren Ton und eure Rücksichtlosigkeit kennt keine Grenzen…

Ihr wollt den guten Helden spielen und das „gute“ Ende erreichen? Beholder 2 macht euch da einen Strich durch die Rechnung. Konstant werdet ihr dazu aufgefordert, die Schwächen anderer Mitarbeiter auszunutzen, während ihr ab und zu nur den weißen Ritter spielen könnt. Die Waage der Moral hängt ihr ganz schief, wobei tagtägliches Bespitzeln und Korruption zum Daily Business gehört und eine Mischung aus „ich versuche meine Moral aufrecht zu erhalten“ und „ich versuche zu überleben“ ebenfalls alltäglich ist.

Gameplay teils anstrengend, Zielpublikum sehr klein

Was die ganze Story aber teilweise anstrengend macht, ist das tatsächliche Gameplay. Die Steuerung des Charakters ist nicht ideal und viel Hilfe bekommt ihr auch nicht. Ich habe erst einmal 10 Minuten gebraucht, bis ich rausgefunden habe, dass man mit dem rechten Stick auf Dinge zeigen und dann mit ihnen interagieren kann. In einem 2,5-D-Spiel, in dem es eigentlich nur von links nach rechts geht, finde ich das „Zeigen“ (wie mit einem Mauscursor) auf der Konsole unnötig und hinderlich.

Abgesehen davon ist es auch so, dass Beholder 2 so manch einen Spieler langweilen kann. Zwar ist die Story durchaus spannend und wenn man sich in das Spiel reinfleischt, so kann es schon manchmal zu nervösen Momenten führen, in denen man sich fragt: Habe ich jetzt genug Geld gesammelt? Habe ich bei diesem Charakter die nötige Strenge gezeigt oder wird mich das Spiel dafür im späteren Spielverlauf zahlen lassen? Aber alles in allem bleibt das Spiel sehr langsam, auch wenn es einen künstlichen Zeitdruck gibt. Die vielen, zu lesenden Dialoge, die fast monochrome Farbpalette und der Comic-Stil mögen nicht jedermanns Sache sein. Das Zielpublikum muss sich auf alle Fälle darauf einstellen, dass es viel lesen muss und der eigentliche Reiz des Spiels die Entscheidungen und die Beeinflussung der Story sind. Auch wenn das Spiel bei den meisten Quests klare Lösungswege vorgibt, haben wir doch oft die Wahl, wie wir die Sache angehen.

Fazit

Schlussendlich ist es so, dass Beholder 2 ein ganz spezielles, ruhiges und langsames Spiel ist, das einzig durch seine speziell düstere Atmosphäre und die fiesen moralische Entscheidungen, die man in einem totalitären Staat, indem man die Karriereleiter hochklettern will, treffen muss, punkten kann. Nicht zuletzt sind die Story und die Aufdeckung des mysteriösen Todes des eigenen Vaters das, was das Spiel vorantreibt.

Die bittersüße Optik mag nicht jedermanns Sache sein und auch der Sound, der leider keine Synchronisierung der Texte beinhaltet, ist minimalistisch. Überzeugen kann Beholder 2 nie zu hundert Prozent, da das Gameplay dann teilweise doch ein wenig langweilig und einfach ist und auch die Dialoge nicht immer sarkastisch genug sind. Wer jedoch auf intensives Gameplay verzichten kann und lieber Entscheidungen in einer politischen Story trifft, der ist hier genau richtig.


Bewertung

Pro

  • Süße, düstere Atmosphäre
  • Spannende Story
  • Sehr ruhiges Gameplay

Contra

  • Teilweise umständlich oder langweilig
  • Keine Synchronisierung der Texte
  • Den Dialogen fehlt das letzte bisschen Witz
  • Nicht jedermanns Sache

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 5 von 10
5/10
Story 8 von 10
8/10
Gameplay 6 von 10
6/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 6 von 10
6/10
7

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