
Laut der Spielbeschreibung von Bedlam entführt uns das Game in die 80er und 90er, direkt zu den Anfängen des Online-Gamings. Zwar bin ich persönlich viel zu jung, um die holprigen Schritte der ersten Shooter live miterlebt zu haben, doch hatte ich schon immer eine nostalgische Ader und habe die großen Titel der vergangenen Tage allesamt gespielt. Sei es Quake, Unreal, Call of Duty, Half Life oder Doom. Und so, wenn auch etwas später, bin ich mit den Klassikern der vergangenen Tage aufgewachsen. Ob Bedlam meine Kindheitserinnerungen wecken konnte, lest ihr in meinem neuen Testbericht auf XBoxUser.de!
Grafik
Bedlam ist eine Hommage an das Online-Gaming der 80er und 90er Jahre. Dies spiegelt sich natürlich in der Grafik und im Leveldesign wieder. Wer also einen hochauflösenden Action-Shooter erwartet hat, der ist bei Bedlam an der völlig falschen Adresse. Vielmehr ist es eine Reise in die Vergangenheit. So wandeln die Spieler tatsächlich auf den Spuren der ersten Versuche der Videospielmachern einen vernünftigen 3D-Shooter auf die Beine zu stellen.
Die Zeitreise gelingt den Entwicklern von RedBedlam dabei so gut, dass ich mich oft an meine Kindheit und die damit verbundenen ersten Schritte im Gaming-Bereich erinnere. Für mich persönlich ist die Umsetzung großartig. Dass das Konzept nicht jedem Spieler gefallen wird, steht auf einem anderen Blatt. Im Grundprinzip macht Bedlam aber nichts falsch und vermittelt tatsächlich das Gefühl einer Zeitreise in die 80er und 90er.
Sound
Die Entwickler haben sich bei Bedlam nicht die Mühe gemacht, dem Spiel eine deutsche Vertonung zu spendieren. Wer der englischen Sprache nicht mächtig ist, der bekommt aber dank der deutschen Untertitel dennoch alles von der Story mit. Die originale Synchronisierung ist dabei durchweg solide, wird aber niemanden vom Hocker hauen.
Besser sind dann schon die Soundeffekte. Das Knattern des Maschinengewehrs, die dumpfen Laute beim Laufen, das Zischen der Armbrust, es hört sich tatsächlich alles wie vor 25 Jahren an. Für mich ein Indiz dafür, dass sich die Entwickler richtig viel Mühe gegeben haben. Nach heutigen Standards ist der Ton zwar mehr als lausig, aber es wäre nicht fair, wenn ich die Vertonung mit den Spielen des 21. Jahrhunderts vergleiche. Bedlam ist anders. Bedlam ist alt. Bedlam will alt sein und das macht es verdammt gut.
Story
Die Story von Bedlam orientiert sich an dem gleichnamigen Roman von Christopher Brookmyer. Dort passiert dem Wissenschaftler Ross Baker ein folgenschwerer Fehler und plötzlich findet er sich in einem Computerspiel wieder. Ähnliches passiert uns auch in Bedlam, nur das wir statt Ross die Entwicklerin Heather Quinn spielen. Doch die Rahmenbedingungen sind dieselben. Wir sind gefangen in einem Computerspiel. Warum und weshalb erfahre ich erst im späteren Spielverlauf.
Die Story bietet keine Geschichte für den Oscar, aber immerhin hält sie bis zum Ende einen roten Faden aufrecht. Anfangs habe ich mich geärgert, dass ich so ganz ohne Erklärung und Infos ins kalte Wasser gestoßen wurde, aber das Gefühl ist dann schnell verflogen. Wie gesagt, keine packende Geschichte, aber zum Thema passend - immerhin.
Umfang
Neben diversen Settings in der Zukunft und im 2. Weltkrieg, drifte ich immer wieder in einen Glitch ab, wo ich unter anderem Munition, Medipacks und neue Waffen finde. Apropos Waffen: Bedlam bietet ein sehr umfangreiches Waffenarsenal angefangen von der herkömmlichen Pistole über eine Armbrust bis hin zur zerstörerischen Panzerfaust - absolut genial.
Was die Spieldauer angeht, so wird es von Spieler zu Spieler variieren, je nachdem auf welchem Schwierigkeitsgrad gespielt wird. Da die Levelanzahl und auch deren Umfang allerdings überschaubar sind und ich nur wenig Wiederspielwert in Bedlam sehe, muss ich in puncto Umfang ein paar Prozente abziehen.
Spielspaß
Der Spielspaß bekommt in Bedlam eine sehr zweischneidige Bedeutung. Ich persönlich hatte streckenweise richtig viel Spaß mit Bedlam, was aber vor allem daran lag, dass ich mich an die alten Zeiten erinnert fühlte, als die First-Person-Shooter noch in den Kinderschuhen steckten. Spieler der jüngeren Generation oder diejenigen, die mit den damaligen Spielen nicht viel anfangen konnten, werden mit Bedlam wahrscheinlich überhaupt keinen Spaß haben. Da fehlt einfach der gewisse Bezug zur Grundidee, welche Bedlam vermitteln möchte.
Bitte lasst euch also nicht von der recht hohen Wertung vom Spielspaß in die Irre führen, diese richtet sich ausschließlich an die Spieler, die bereit sind, mit Bedlam eine Reise in die Vergangenheit zu machen.
Gameplay
Ganz wie die originalen Spiele der 80er und 90er ist das Gameplay von Bedlam äußerst simpel. Das Movement ist immer in derselben Geschwindigkeit und fühlt sich geradlinig an. Ähnlich ist das Aiming, welches sich träge anfühlt. Wer bei einem Gunfight dem gegnerischen Feuer ausweichen möchte, der muss sich bei den alten Tricks wie springen oder diagonales laufen bedienen. Neumodische Moves wie Wallruns, Jetpacks oder Geschwindigkeitsschübe wird man in Bedlam nicht finden und das ist auch gut so.
Fazit
Die Grundidee von Bedlam haben die Entwickler in meinen Augen sehr gut umgesetzt. Doch das ist gleichzeitig Fluch und Segen für die Spieler.
Nicht jeder wird sich mit dem Retro-Shooter anfreunden können und ich habe sogar die Befürchtung, dass das Spiel die jüngere Generation überhaupt nicht anspricht, die mit den anfänglichen Shootern der 80er und 90er Jahre nichts am Hut hatten.
Wer allerdings bereit ist sich darauf einzulassen, den entführt Bedlam in das letzte Jahrhundert und er bekommt eine volle Breitseite Nostalgie: Retro-Grafik, simples Gameplay, Medi-Kits und die Soundeffekte von damals sind allgegenwärtig. Doch Vorsicht: Mit knapp 20 Euro ist die Zeitreise nicht ganz billig!