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Batman, der dunkle Ritter von Gotham City, reiht sich eher bei den düsteren Comic-Helden ein. Das Auftreten der Fledermaus wurde schon immer finster dargestellt und die Handlungen spinnen meist einen ernsten Faden. Auch die großen Videospiele Batman: Arkham Asylum und Batman: Arkham City geben diese Erkenntnis wieder. Nun reiht sich Batman: Arkham Origins Blackgate mit ein, welches ursprünglich für einen Handheld entwickelt worden ist.  Die Geschichte knüpft ein paar Monate nach den Geschehnissen des letzten großen Batman-Spieles an - Arkham Origins. Doch kann der "kleine Bruder" dem Großen das Wasser reichen? Und wie gut ist den Entwicklern die Umsetzung für die Xbox 360 gelungen? Diese und noch viele weitere Fragen klären wir in diesem Test von XBoxUser.de.

Im Grunde genommen ist Batman: Arkham Origins Blackgate genauso aufgebaut wie seine Vorgänger. Naja, dieser Teil fühlt sich wesentlich kleiner und weniger komplex an. Auch bewegen wir uns nicht in einer freibegehbaren Welt, sondern laufen stets nach links oder auch mal nach rechts. Kein Wunder, denn Blackgate ist ein 2,5D-Spiel der besonderen Art. Dabei geht es wirklich nur in diese zwei Richtungen, ganz selten auch mal in die Tiefe, aber das passiert lediglich in einem engen Tunnel oder wenn wir uns mit dem Greifhaken auf eine andere Plattform schwingen müssen.  Auf einem Handheld macht die Perspektive wirklich Laune, zumal die Spielzeit für unterwegs etwas geringer ausfällt. Zuhause wirkt die Rennerei in zwei Richtungen schnell fad und eintönig. Wer beispielsweise Batman: Arkham City  gespielt hat und mit 2D-Spielen nicht viel anfangen kann, der wird schon nach weniger als einer Stunde den Controller zur Seite legen. Dies liegt einfach daran, dass dieser Ableger seinem Vorgänger Arkham Origins so stark ähnelt, dass es die ganze Zeit so wirkt als ob dieser Ableger nur mit halber Kraft läuft.

Ebenfalls frustrierend sind die Zwischensequenzen, welche wie ein Comic aufgebaut sind. Ehrlich gesagt wäre das für einen Comic-Helden nicht schlimm, wenn dadurch nicht jede Dramaturgie und Emotion flöten ginge. Die Zwischensequenzen kommen so fast ohne bewegte Bilder aus und lassen zum Beispiel einen so starken Charakter wie den Joker, völlig blass aussehen. Diese besonderen Augenblicke - vor allem mit dem Joker, die in den Vorgängern so fantastisch inszeniert wurden - fehlen dem Spiel ganz besonders und hinterlassen einen faden Geschmack.

Das Spiel ist lediglich mit einer englischen Sprachausgabe hinterlegt und die Synchronisation wirkt dabei sehr bemüht. Eine deutsche Übersetzung ist durch Untertitel möglich, wobei es hier einen wirklich bitteren Nachgeschmack gibt. Wird ein Level abgeschlossen und ein Erfolg ploppt auf, dann ist der Text für einige Sätze verdeckt, was viele Spieler ärgern dürfte. Ansonsten tönt der Sound knackig aus den Lautsprechern und passt sehr gut zum Spiel.

Gothams Dunkler Ritter muss dieses Mal im Blackgate-Gefängnis aushelfen. Durch eine noch ungeklärte Explosion gelingt  Joker, Pinguin und Black Mask der Ausbruch und gemeinsam reißen sie sich jeweils einen Teil des Gefängnisses unter den Nagel. Ihr habt nun als Batman die glorreiche Aufgabe, die entflohenen VIP-Sträflinge wieder hinter Schloss und Riegel zu bringen. Also begibt sich unser Held auf die Reise, kämpft sich durch den Zellenblock und beseitigt einen Gegner nach dem anderen.

Der Weg durch den Knast kann sehr schnell ermüdend wirken, denn von Etage zu Etage verändert sich das Level kaum. Viele Ecken sehen sich täuschend ähnlich und die ganze Passage wirkt wie ein großes Labyrinth. Zwar gibt es eine kleine Karte, die sogar gegenüber der Handheld-Version überarbeitet wurde, dennoch führt sie häufig zu Verwirrungen und ist bei der Orientierung keine große Hilfe. Im Allgemeinen wirkt die Umgebung genauso düster, wie man es von einem Batman-Spiel erwarten kann.

Ist die jagt des Dunklen Ritters erfolgreich und er drängt seine Jagdbeute immer mehr in die Enge, dann kommt es zum alles entscheidenden Bosskampf. Schon im ersten Level geht es in einem kleineren Gefecht gegen Catwoman, bei der lediglich ausweichen, im richtigen Moment kontern und erfolgreiches Absolvieren eines kleinen Quicktime-Events zum Erfolg reicht. Die folgenden Kämpfe werden zwar im Verlaufe der Story etwas schwerer, bleiben aber im Grunde genommen  genauso simpel.

Um sich die Zeit neben der blassen Story vertreiben zu können, sind jede Menge Geheimnisse in Blackgate versteckt. Zum einen gilt es kleine Kisten von Wayne Tech zu finden. Diese sind auf der Karte mit einem kleinen Fragezeichen markiert und wollen jetzt nur noch gefunden werden. An einigen Verstecken ist anfangs kein rankommen, da das nötige Gadget dazu noch nicht freigeschalten wurde. Ist beispielsweise der Bat-Claw zu einem späteren Zeitpunkt im Besitz, können höher gelegene Gitter aus der Verankerung gerissen werden und ermöglichen so einen neuen Durchgangsweg.

Durch das Einsammeln der Wayne Tech-Kisten können zum Beispiel neue Anzüge freigeschaltet, die Rüstung verbessert oder die Attacken verstärkt werden. Somit könnt ihr euch das so schon simple Spiel nochmals etwas vereinfachen.

Einen anderen Zeitvertreib bietet die Detektivarbeit. Dabei kommt ein wichtiger Bestandteil aus den Vorgängern zum Einsatz - der Detektiv-Modus. Dieser scannt die Umgebung, macht unter anderem Gegner durch Wände sichtbar und deckt das eine oder andere Geheimnis auf. Problem bei der Detektivarbeit ist, dass ein ständiges scannen der Umgebung notwendig ist, weil viele Hinweise sehr gut versteckt sind. Dadurch werden die verschieden Fälle schnell eintönig und der Anreiz fehlt, diese zu beenden.

Das Spiel macht in den ersten Momenten wirklich Spaß, weil es sich genauso wie Arkham Asylum oder Arkham City anfühlt. Dabei ist das erste Level wie ein Tutorial aufgebaut, bei dem alle Tricks und Kniffe veranschaulicht werden. Auch der erste Kampf gegen Catwoman fühlt sich richtig gut an, was aber leider die verkorkste Zwischensequenz wieder zerstört. Standbildartig wird jeder Reiz und jedes Geheimnis genommen, welches zwischen der Fledermaus und Catwoman immer so schön inszeniert war. Dadurch gerät auch die Feindschaft zwischen dem Joker und Batman ins Hintertreffen, was in den bisherigen Teilen so kinoreif präsentiert wurde.

Da die Story dadurch völlig verzerrt und lieblos wirkt, fehlt dem Spiel der alles ausschlaggebende Anreiz. Auch wenn das Gameplay gut umgesetzt wurde und auch Blackgate an einigen Stellen authentisch wirkt, ist das ständige Scannen einfach zu viel des Guten.

Ganz dem Original treu, besteht das Kampfsystem wieder aus simplen Kombo- und Konterattacken. Dabei gleichen sich jedoch die Moves des Dunklen Ritters sehr und sorgen so für wenig Abwechslung. Wir müssen uns natürlich nicht unbedingt durch die Horden prügeln, sondern können auch behutsam durch das Level schleichen. Teilweise ist dies sogar nötig, denn bei starker Bewaffnung der Gefängnisinsassen ist ein lautloses Heranpirschen Gold wert. Leise heben wir das Gitter, schwingen uns in den Kanal, warten ab und zack - schalten wir den Gegner lautlos aus ohne dass seine Kameraden durch einen Schuss gewarnt werden. Eine andere gute Methode bietet ein Ablenkungsmanöver. Durch die Pfeiltasten wählen wir die Batarangs aus, zielen auf einen Mülleimer und die postierten Wachen laufen Schnurrstracks zu dem entstandenen Geräusch. Batman kann jetzt gut von einer erhöhten Position zuschlagen und den Gegnern in den Rücken fallen.

Fazit

Batman: Arkham Origins Blackgate wurde zwar grafisch aufgepäppelt und einige Features wie zum Beispiel die Karte wurden verbessert, aber dennoch kann das Spiel über weite Strecken nicht überzeugen. Ein Grund dafür sind die Zwischensequenzen im Comic-Stil, die jegliche Atmosphäre zerstören und zu keinem Zeitpunkt eine Emotion aufbauen können. So wird der große Erzfeind Joker überhaupt nicht wahrgenommen und jeglicher Flirt mit Catwoman geht in die Hose.

So kämpft sich unser Held tapfer durch das Blackgate-Gefängnis. Das Kampfsystem ist zwar gut umgesetzt, wirkt aber auf Dauer eintönig. Für Abwechslung von der kargen Prügelei hätten die Nebenaktivitäten führen können, aber auch hier steckt der Wurm drin. Um sämtliche Hinweise entdecken zu können, ist ständiges Scannen unabdinglich. Also bleibt der Dunkle Ritter aller paar Meter stehen und durchleuchtet die Umgebung, damit ja kein Hinweis übersehen wird. Von einem flüssigen Spielfluss kann keine Rede mehr sein.

Zugegeben, dass Spiel fühlt sich wie die großen Vorgänger an und auch das Kampfsystem ähnelt diesen stark, was den wahren Batman-Fans sehr gut gefallen wird. Wer sich also mit den Schwächen des Spieles abfinden kann und die Story weiter verfolgen möchte, dem ist ein Kauf durchaus angeraten. Ich persönliche finde, dass Batman: Arkham Origins Blackgate auf dem Handheld eine sehr gute Figur macht und ein netter Zeitvertreib für unterwegs in Bus und Bahn ist. Auf dem heimischen Sofa vor der Xbox 360, wirkt das Spiel schlussendlich überflüssig.


Bewertung


Grafik 6 von 10
6/10
Sound 7 von 10
7/10
Story 6 von 10
6/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 5 von 10
5/10
Gameplay 7 von 10
7/10
6