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Gleich zwei neue Titel brachte Ubisoft von der beliebten Assassinen-Reihe auf den Markt. Während ihr bei Unity um Recht und Ordnung in Paris kämpft, verschlägt es euch bei Rogue auf der Xbox 360 in das kalte Nordamerika. Dieses Mal nicht nur als Assassine in der Hauptrolle, irgendwann kehrt ihr diesen nämlich den Rücken und vereinigt euch mit den Templern. Ist das Spiel nur ein Trostpflaster für all diejenigen, die den großen Bruder Assassin's Creed Unity nicht spielen können oder dürfen wir auf mehr hoffen? Das könnt ihr jetzt in unserem Review nachlesen.

Segel setzen, Matrosen

1754, der Siebenjährige Krieg zwischen den Franzosen und den Briten ist ausgebrochen. Und mittendrin ihr, als Shay Patrick Cormac. Ein junger, von sich überzeugter Assassinen-Anhänger, der alles für seine Assassinen-Bruderschaft tut und jeden Auftrag schnell und gewissenhaft ausführt. 

Auf unserem Weg nach New York weht ein eisiger Wind durch die Segel der Morrigan. Einige Gegenden werden euch sicher schon bekannt vorkommen, während ihr den Nord-Atlantik überquert. Da wäre zum Beispiel das River Valley mit seinen indianischen Ureinwohnern, welche euch einst im dritten Teil von Assassin's Creed begegnet sind. Insgesamt spielt sich Rogue auch wie der Vorgänger - Black Flag. Mehr als fünfzehn Stunden Spielspaß und davon gut die Hälfte verbringt ihr auf hoher, eisiger See auf einem Schiff. Euer treuer Weggefährte ist dieses Mal die Morrigan. Assassin's Creed Rogue schließt somit die Nord-Amerika-Trilogie ab. Die Seeschlachten sind diesmal um einiges anspruchsvoller, weil ständig Eisberge euren Kurs kreuzen und Windstürme und hohe Wellen die Steuerung stärker beeinflussen als im Vorgänger Black Flag. Glücklicherweise wurde die Steuerung des Schiffs verbessert, so dass ihr geschickter und schneller Hindernissen ausweichen könnt. 

Neue Story - alte Fehler 

Nach einigen Missionen und einem unerfreulichen Zwischenfall mit der Assassinen-Bruderschaft merkt Shay schnell, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Ihr kehrt den Assassinen den Rücken und kämpft fortan für Haytham Kenway und Thomas Cook, mit denen ihr euren ehemaligen Brüdern und Lehrmeistern das Handwerk legt. Diese finden recht bald Gefallen an Shay und heißen euch im Kreis der Templer - den Erzfeinden der Assassine - herzlich willkommen.

Ubisoft setzt auch bei Rogue (leider) auf Altbewährtes. Im Gegensatz zu Unity hat sich am Kampfsystem im Last-Gen Titel nichts geändert. Es gibt zwar hier und da eine kleine Neuerung und auch einige Waffen wurden durch andere ersetzt, aber im Großen und Ganzen lässt sich die KI nach wie vor leicht austricksen, alte Kinderkrankheiten wie Kantenflimmern, Hängenbleiben zwischen Felsen, Sträuchern oder in anderen Landschaftsobjekten sowie etwas lahme Konversationen mit zum Teil schiefer Synchronisation bleiben weiterhin bestehen. Immerhin wurde in diesem Teil euer Schiff verbessert - dagegen kann die Jackdaw einpacken. Neben Mörsern und brennbarem Öl, gibt es jetzt auch eine Puckle-Gun, die das Zerstören von Schiffen und Festungen erleichtert. Auch an der Steuerung des Schiffs wurde etwas gewerkelt. Und nicht nur das: Jetzt könnt ihr selbst auch geentert werden. Vorsicht ist also geboten!

Ein Traum in weiß - oder?

Vorsicht ist auch hier das Stichwort: Zwar bietet Assassins Creed die gewohnte, riesige und atemberaubende Spielewelt mit hohen Bergen und grünen Wiesen im River Valley, aber auch viele Gefahren im kalten Nord-Amerika. Nicht nur, dass Eisberge euren Weg auf See kreuzen, denen ihr ausweichen oder sie durchbrechen müsst - auch das Wasser lässt euch das Blut in den Adern gefrieren. Im wahrsten Sinne. Kein spontanes ins Wasser hüpfen und zur nächsten Insel schwimmen, um mal eben schnell ein paar Items zu sammeln oder Tierknochen für eure Ausrüstung zu besorgen. Binnen weniger Sekunden erfriert ihr im kalten Wasser. 

Falls ihr keine Lust auf das normale Tagesgeschäft als Templer habt, entflieht ihr diesem einfach, indem ihr beispielsweise Jagdmissionen abschließt, Tauben abfangt um Assassinen Aufträge zu sabotieren, oder euch auf die Suche begebt und Gegenstände sammelt. Neben den alt bewährten Truhen, Animus-Fragmenten und anderen Kleinigkeiten, gibt es jetzt auch Wikingerschwerter, Totems und leuchtende Artefakte zum Einsammeln. Tauscht ihr diese ein, gibt es wieder Belohnungen. Seid ihr in New York, könnt ihr hier der Stadt beim Wiederaufbau helfen und so etwas Taschengeld verdienen oder Bandenquartiere auseinandernehmen. Neu ist auch, dass Bandenmitglieder an jeder Ecke in Verstecken auf euch lauern und nur darauf warten, angreifen zu können. So seid ihr gezwungen, öfters durch die Stadt zu schleichen. An sich kein Problem und eine nette Abwechslung, leider tauchen diese kleinen Kletten auch während Missionen auf. So müsst ihr nicht nur gegen die normalen Gegner kämpfen, die schon lästig genug sind, sondern euch auch eure Meuchelmörder vom Hals halten.

Trotz der weitreichenden Spielwelt und den vielen Möglichkeiten in Assassin's Creed wird nicht gerade der Eindruck geweckt, dass Ubisoft etwas besser machen wollte. Viel mehr kommt es einem zu Anfang vor, als hätte jemand auf die Shuffle Funktion gedrückt und einfach abgespeichert, wie es gerade kam. Auch Abstergo Industries rückt immer mehr in den Hintergrund und wirkt fast schon lästig mit all seinen undsinnigen Dialogen und kleinen, nervenden Nebenmissionen. Auf einen Mehrspielermodus wurde auch verzichtet. Gerade dann wünscht man sich doch etwas mehr Liebe zum Detail. Auf Dauer wird es ärgerlich, Missionen wegen unzähliger Programmierfehler neu starten zu müssen, obwohl diese wirklich nicht aus Versehen kamen, sondern einfach aus den Vorgängern übernommen wurden. Hier wurde sich nicht mal Mühe gemacht, etwas besser zu gestalten. Ist das Assassin's Creed Unity zu verdanken? 

Fazit

Assassin's Creed ist meine persönliche Hassliebe. Einerseits zieht mich die Spielwelt und die fast unendlichen Möglichkeiten in ihren Bann, auch der Charme des 16., 17., oder 18. Jahrhunderts ist sehr gelungen umgesetzt. Andererseits frage ich mich selbst immer wieder, warum ich für das gleiche Spielerlebnis mit seinen Höhen und Tiefen Zeit und Geld aufwende, da Ubisoft anscheinend nichts aus seinen Fehlern gelernt hat und wohl auch keine Lust hat, diese zu verbessern. Auch das Review hätte an dieser Stelle doppelt so lang sein können. Aber dann würde ich es dem Publisher gleich tun und mich Jahr für Jahr wiederholen. 

Da in Rogue auf einen Mehrspieler-Modus verzichtet worden ist, hätte ich eine klitzekleine Hoffnung, dass etwas Zeit bleibt, den ein oder anderen Fehler verschwinden zu lassen. Fehlanzeige. Eine kleine Kreativ-Pause hätte wohl nicht nur den Fans gut getan, sondern auch den Mitarbeitern von Ubisoft. 

Ein wenig mehr Liebe zum Detail wäre schön gewesen. Beispiele? Auf hoher See schwimmt hier und da etwas Treibgut. Mit einem Knopfdruck habt ihr dieses auch an Bord geholt. Wie? Durch Zauberei? Denn kein Crew-Mitglied schwingt ein Seil und holt die Kiste aufs Schiff. Sie ist einfach eingesammelt. Genau so ist es mit den Seeschlachten. Kleinere Boote könnt ihr einfach platt fahren und diese zerschellen an der Morrigan wie Pusteblumen bei einer kleinen Windböe. Vielleicht hätte eine kleinere Spielwelt und etwas weniger Nebenmissionen mehr Zeit gelassen, um sich Mühe zu geben, die Fans in den Bann des Charmes des 17. Jahrhunderts zu ziehen und auf liebevolle Details zu setzen.

Mein persönlicher Tipp also: Wartet noch etwas, bevor ihr für einen Vollpreis-Titel zahlt, der eigentlich eine Pause verdient hätte und so als Lückenbüßer dient. Wer nicht warten will, darf dann aber auch keine Quantensprünge erwarten und muss sich mit einem Assassin's Creed III auf Wasser abfinden.


Bewertung

Pro

  • Verbesserte Schiffsteuerung
  • Altbekannter Charme
  • Gefühlschaos durchs Wechseln zu den Templern

Contra

  • Kein Multiplayer
  • Bugs, die einfach übernommen wurden
  • Trotz Templer-Seite immer noch lahme Story
  • Dümmliche KI
  • Nervige Banditen, die in Verstecken lauern

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 8 von 10
8/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
Gameplay 7 von 10
7/10
XBU-Silver-Award
8

4 Kommentare

Amani HT Fr, 24.02.2017, 08:09 Uhr

das Spiel ist jetzt abwärtskompatibel und kann auf der One gespielt werden :smt023

XBU Lunatik Fr, 21.11.2014, 16:28 Uhr

Die Serie ist für mich ab Black Flag völlig entgleist. Die Reihe hat soviel Potential. Aber man hat einfach zuviel schon bei AC3 und Brotherhood verschenkt. Man hätte noch soviel auf der Timeline abhaken können doch daraus wurde nichts. Abwechslungsreiches Gameplay mit anderen Kontinenten (Japan, Russland, Indien usw) Mit der christilichen Religion im Rücken hätte man einfach soviel noch bringen können. Aber nein. Es kommt ein völlig abgedroschenes Piratenspiel. Die Story war erbärmlich die Umsetzung mit dem Umherschiffen war noch lächerlicher. Schade eigentlich, denn es war mal etwas neues. Doch Rogue entzieht sich einfach meinem logischen Denkens. Wieso um gottes Willen spaltet man hier nochmal die Story? Und natürlich wird dann doppelt abkassiert. Klar der Titel kommt heute für Last-Gen raus aber schon nächstes Jahr wird bestimmt auch eine Current-Gen Fassung in die Regale kommen.

XBU TNT2808 Fr, 21.11.2014, 16:03 Uhr

Nach diesem Test steht endgültig für mich fest: Assassin's Creed ist vorerst für mich gestorben. Schade, denn ich habe die Serie echt mal geliebt!

Liutasil Fr, 21.11.2014, 12:36 Uhr

Ich hab echt überlegt, aber da AC das neue CoD mit jährlichem Update ist hab ich's gelassen. Zumal ich Black Flag noch nicht mal Ansatzweise durch habe, weil es mich nicht so Mega gekickt hat.