
Seit langem gab es keine guten Mech-Spiele mehr für unsere Konsolen. Nun gibt es mit Armored Core V für Mech-Liebhaber wieder Futter für eure Xbox 360 Videospielkonsole. Das Genre der riesigen Roboterkampfmaschinen ist nicht unglaublich populär, findet aber seine Abnehmer. Wir testeten das Spiel für euch und berichten euch nun in unserem Review dazu.
Gelangweilt oder begeistert?
Armored Core V trifft das gleiche Schicksal wie viele Mech-Spiele. Für Neulinge in diesem Genre ist es unglaublich schwer, Fuß zu fassen. Durch die immense Vielzahl an Möglichkeiten, komplexes Gameplay und wenig Tutorial kann das Spiel Anfänger überfordern. Besonders die vielen Möglichkeiten, euren Roboter, euer Team und mehr von Anfang an anzupassen, sind dann doch etwas überfordernd sowie zeitraubend. Armored Core V hat da das gleiche Problem wie Dark Souls: Man muss sich tief und innig mit dem Spiel vertraut machen, Mühe aufwenden, um zum Kern vorzudringen und festzustellen, dass ein doch ziemlich geniales Spiel unter der harten, metallenen Oberfläche zu finden ist.
Warum man daran nicht ein klein wenig arbeitet, scheint unklar. Es gibt zwar eine Art Tutorial; dieses ist aber viel zu kurz und erklärt auch nicht ausführlich genug, wie man mit dem Riesenroboter umgehen soll. Besonders das komplexe Menü wird nicht erklärt - weder im Spiel noch im Handbuch ist eine Anleitung zu finden.
Schießen, Erstellen und Staunen
Das fehlende Tutorial macht aber an sich dem Mech-Fan nichts aus. Der findet sich schnell zurecht. Das Gameplay ist auch - eigentlich - nicht dermaßen komplex. Ihr steuert eure Riesenroboter und habt mehrere Kanonen zur Auswahl um Gegner plattzumachen. Dies können Militärfahrzeuge, Helikopter, Flugzeuge oder Panzer sein, aber auch andere Mechs finden sich im Zielbereich eurer Waffen wieder. Die Steuerung funktioniert hier einfach und lässt sich anpassen. Das Spiel unterstützt ein ,,Auto Lock-On-Feature", welches euch ermöglicht, bei langem Anvisieren Ziele automatisch zu treffen - bei großen Schlachten enorm wichtig.
Die wuchtigen Metallklötze sind aber agiler, als man denkt. Und deutlich vielseitiger. Wer sich ins Gameplay vertieft, wird schnell merken, dass es viel zu entdecken gibt, besonders was freischaltbare Waffen und Ausrüstung angeht. Nahkampfwaffen, schwere Raketen, Haubitzen, Scharfschützengewehre (für einen Mech!) usw.... die Liste ist schier unbegrenzt. Noch abgefahrener geht es dann in der Werkstatt zu: Hier könnt ihr euer Team-Abzeichen so wie euren Mech bis in die kleinsten Details verändern. Hunderte Waffenteile, Körperteile, Rüstungen, Farbanpassungen, Muster und mehr sind verfügbar, um euren Mech zu personalisieren.
Und das macht den Reiz des Titels aus: Kreatives Experimentieren. Man fühlt sich wie in Forza nur mit Riesenrobotern. Das kann einen Anfänger schon mal überfordern. Macht aber nichts. Wer genügend Ausdauer zeigt und am Anfang auf die Zähne beißt, der wird Unmengen an Möglichkeiten der Beschäftigung finden. Und wenn es nur darum geht, den perfekten Sniper-Mech zu bilden, um sein Team zu unterstützen.
Die Riesenroboter sind live
Riesenroboter kämpfen am besten im Team! Und hier kommt sofort die Stärke von Armored Core V: Das Xbox-Live-Spiel. Wenn ihr mit Live verbunden seid, verbindet sich dann auch Armored Core V beim Start direkt mit der Welt und ihr habt stets Zugriff auf Mitspieler. Das komplette Spiel basiert eigentlich auf Online-Spiel und ihr könnt euch unter Armored Core V ein MMOG (massive multiplayer online game) vorstellen.
Im Singleplayer mag die Action eintönig und die Missionen monoton sein. Aber im Multiplayer bekommt das Ganze eine ganz andere Perspektive. Bildet ein perfekt aufeinander abgestimmtes Team (oder schließt euch einem an), mit einem Scharfschützen, schweren Verteidigungsmechs, agilen Angreifern usw.... Besonders reizvoll ist das Teamplay aufgrund dessen, dass ihr Erfahrung sammelt und das ganze Team davon profitiert. Ihr könnt auch gegen andere, menschliche Gegner antreten. Zwei Teams gegeneinander. Da wird die Abstimmung noch wichtiger und man kann die Möglichkeiten der Anpassung noch besser ausreizen.
Die Grenzen des MMOG
Was im Mehrspieler-Modus funktioniert, langweilt im Singleplayer, so ist es leider. Es gibt eine gewisse Story, die irgendwie in den Auftragsmissionen mit einfließt - sie ist aber Nebensache. Ihr könnt jede Mission alleine, oder aber verbunden mit Xbox Live spielen (was eben den größeren Reiz ausmacht). Wer hofft, sich alleine durchzukämpfen, wird enttäuscht. Denn an sich ist, abgesehen vom großen Mehrspieler-Spaß, Armored Core V ein relativ banales Spiel. Die Missionen sind nicht komplex, aber dafür zahlreich (wenn man sich via Xbox Live in den Kampf stürzt, kann man damit rechnen, dass man bestimmt gute 6 Monate oder mehr an dem Titel hängen kann - so wie aktuelle Topshooter auch).
Aber auch die Technik ist nur mittelmäßig. Besonders die kantigen Gebäude und die teils flachen, einfachen, matschigen Texturen überzeugen bei näherer Betrachtung nicht wirklich. Dafür explodiert es wenigstens schön und das Heads-Up-Display ist cool gemacht und unterstreicht den Sci-Fi-Charakter dezent und stilvoll. Was Musik angeht, so ist alles Mittelmaß. Die Synchronisation in Zwischensequenzen ist schlecht, die Musik ist gut. Sie untermalt in den richtigen Momenten die Action, hält sich aber meist dezent im Hintergrund. Der sprechende Boardcomputer ist allerdings ziemlich cool.
Fazit
Armored Core V macht es Neueinsteigern immer noch nicht leicht. Ein viel zu kurzes Tutorial sorgt nach zwei Minuten Spielzeit für Fragezeichen über dem Kopf. Zusätzlich wird man durch die vielen Bearbeitungsmöglichkeiten eures Mechs förmlich erschlagen. Wer dann noch online sein Glück versucht, der wird entweder frustriert den Controller in die Ecke werfen... oder Stunden, Tage, Wochen und Monate vor der Xbox verbringen.
Denn Armored Core V ist ein richtig gutes Mech-Spiel, das lediglich mit einer steilen Lernkurve zu kämpfen hat. Wer sich auf die Riesenroboter einlässt, sich ins Spiel verbeißt und ihm Zeit lässt, durch den Umfang zu überzeugen, der wird Spaß haben - das ist klar.
Die trübe, veraltete Grafik, die einem als Einzelspieler zusammen mit monotonen Missionen schnell langweilt, wird dann im Multiplayer total unwichtig. Hier punktet Armored Core V und das ist die wahre Erfahrung des Spiels. Hier blüht es auf. Bearbeitet euren Mech in allen erdenklichen Details und kämpft im Team vereint mit Riesenrobotern! Das macht Spaß! Wir hoffen nur, dass auch genügend Spieler auf Xbox Live bleiben, damit jeder diese Erfahrung genießen kann.
Wir vergeben den XBoxUser Special Award für die enormen Anpassungsmöglichkeiten der Mechs gepaart mit einer in diesem Genre einzigartigen Xbox-Live-Erfahrung!
Bewertung
Pro
- Fantastische Multiplayer-Erfahrung über Xbox Live
- Actionreiches Gameplay
- Enorme Personalisierungsmöglichkeiten des eigenen Mechs
Contra
- Für Neulinge schwierige Einarbeitungsphase
- Im Singleplayer zu monoton
- Schwache Grafik, mittelmäßige Präsentation


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