Review zu ABZÛ

Das Artwork und der Trailer schreien bei Abzû gerade „Indie-Spiel“ und das gemütliche Unterwasserabenteuer auf der Xbox One fühlt sich eher wie ein spielbares Kunstwerk, als wie ein klassisches Videospiel an. Wir erzählen euch in unserem Review, warum wir von der Spielerfahrung so begeistert sind.

Taucht ein in eine unbekannte Welt

Spielziel? Story? Sinn? Vergesst klassische Spielmechaniken oder Umrahmungen, Abzû gesellt sich zu der Reihe der sehr freien, künstlerischen Indie-Games.

So steuert ihr einen unbenannten Taucher in ein ebenso unbekanntes Meer voller wunderschöner Flora und Fauna. Doch neben dem Zauberflair und der magischen Gesamtatmosphäre beinhaltet das Spiel an und für sich reale Tiere und relativ realistische Unterwasserlandschaften, was mich als Hobbytaucher total begeisterte.

Gleich zu Beginn begegnet ihr dem „Giant Grouper“ (Riesenzackenbarsch), trefft aber auch auf Trompetenfische, Schildkröten und Weißspitzenriffhaie. Die Tiere, denen ihr unter Wasser begegnet, verhalten sich allesamt euch gegenüber friedlich und prinzipiell könnt ihr in Abzû auch nicht scheitern, sterben oder verlieren. Vielleicht mal nicht vorankommen, aber das Spiel bietet euch nie komplexe Rätsel oder Aufgaben, sondern der Weg ist meist recht eindeutig, auch wenn ihr gar keine Aufgabenstellung oder konkrete Ziele habt.

Nein, in Abzû geht es nur darum in eine Unterwasserwelt einzutauchen und die Umgebung zu genießen. Entdeckt die verschiedensten Tiere, lasst sie frei (dazu müsst ihr mit einer Art magischen Plattform interagieren), greift sie und gleitet mit ihnen mit, findet versteckte Ammoniten und Meditationsstatuen. Alles vage, alles optional: Es geht einfach nur darum, entspannt zu erkunden.

Das entspannendste Videospiel aller Zeiten

Selten hatte ich ein Xbox-Spiel, das zum einen so entspannend, zum anderen aber so faszinierend war. Abzû verlangt eben keine großen oder schwierigen Aufgaben von euch. Aber durch die wunderschönen Umgebungen, das effektvolle Zusammenspiel von verschiedenen Tieren untereinander, wird man in eine ganz besondere, ruhige Stimmung versetzt. Wenn ihr gerade voller Action in Battlefield wart und von Panzern beschossen wurdet, oder wenn ihr gerade durch ein knappes Rennen in Forza voller Adrenalin seid, dann kompensiert Abzû dies wunderbar, ohne langweilig und uninteressant zu wirken. Auch das Gameplay funktioniert gut, die Steuerung eures Charakters unter Wasser funktioniert erstaunlich gut. Ihr könnt alle Achsen nach eurem belieben invertieren, aber die Steuerung funktioniert stets gut, die Kamera ist nie ein Hindernis, die 30 fps werden selbst bei extremem Getummel von vielen Fischen und Tieren gleichzeitig aufrechterhalten. Ein flüssiges Spielerlebnis, so wie es sich gehört!

Natürlich steht und fällt alles mit der grafischen Präsentation. Aber die klappt so wunderbar, dass man hier nichts auszusetzen hat. Es gibt viele verschiedene Unterwasserterrains: Von mit Ranken vollen, fast tropisch wirkenden seichten Gewässern, über rosa-bunte Riffe und tiefschwarze Abgründe bis hin zu Wintereislandschaften ist alles vertreten, was man sich wünschen kann. Der leichte Comiclook, das dezente Cell-Shading verträgt sich ganz gut mit der leicht magischen Gesamtstimmung des Spiels.

Einmal hin und nicht mehr zurück

Was jetzt negativer klingt, als es tatsächlich ist, ist die Tatsache, dass Abzû ein einmaliges Erlebnis ist. Man spielt sich durch die wundersame Welt, hat alles in Ruhe erkundet, geht vielleicht nochmal in die einzelnen Levelabschnitte zurück, um die vergessenen Sammelobjekte zu finden, aber das war’s auch. Es ist ein Singleplayerspiel mit mittelmäßigem Umfang und einem Spielerlebnis, das zwar einzigartig ist, aber so schnell keine Wiederholung benötigt. Der Kunstschein, die Aufregung, neue Tiere oder neue Gebiete anzutreffen, die Überraschungsmomente und die Intensität der optischen Eindrücke sind beim zweiten Durchspielen verblasst.

Aber wie gesagt: Das ist nicht weiter tragisch. Mehr als diese einmalige, faszinierende Taucherlebnis will Abzû gar nicht. Und wer bereit ist, sich darauf einzulassen, der wird sicherlich belohnt! Negativ an der ganzen Sache ist allerdings, dass die Spielzeit enorm kurz ist. Es ist möglich, das Spiel in unter drei Stunden „durch“ zu haben und selbst wenn ihr langsam spielt, werdet ihr die 4-5 Stunden Spielzeit kaum überschreiten. Das wäre an sich nicht weiter tragisch, aber wenn das Spiel circa 20 € kostet, ist das vielleicht doch etwas wenig Inhalt für das Geld…