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In der Spielevorschau (Game Preview) gibt es nun ein neues Strategie-Spiel mit ganz besonderem Mittelalter-Flair von Daedalic: Inkulinati. Wir haben das Spiel angespielt und sagen euch, womit wir Probleme hatten und was wir hoffen, dass alles noch im Laufe der Entwicklung dazu kommt.

Wunderschöne Optik

Ein ganz klarer Seller und eines der Hauptmerkmale des Games ist die optische Darstellung. Das Spiel sieht einfach wunderbar aus und die Details in den wortwörtlich handgemalten Zeichnungen sind grandios. Alles hat einen Hauch von bunter Tinte auf Papier, das Setting zeigt „Spielemeister“, die ein Spiel auf ein Stück Pergament malen und deren Hände regelmäßig zum Einsatz kommen: Sei es, dass Figuren aufs Spielfeld gezeichnet oder aber auch welche vom Spielrand gestoßen werden. Die optische Präsentation hat es schon in sich und macht den Großteil des liebevollen Charmes aus.

Nichts für Taktik-Neulinge

Inkulinati ist komplex. Und schwer. Und erbarmungslos. Das macht das Spiel nicht sehr zugänglich und auch in seiner jetzigen Form wohl eher ein Nischengame als eins fürs große Publikum. Das Gameplay im Detail zu erklären ist unmöglich, da es eine Vielzahl an Nuancen beinhaltet, die man selbst nach einigen Stunden noch entziffert.

Grob gesagt ist es ein Eins-gegen-Eins rundenbasiertes, Rollenspiel-ähnliches Kampfspiel, das Elemente von Tower-Defense hat. Es gibt verschiedene Arten von „Kämpfen“ (deren „Runden“ verwirrenderweise „Kapitel“ heißen), aber prinzipiell steht ein sogenannter Inkulinati als eine Art König beim Schach als Hauptcharakter auf dem Spielfeld, welcher euch selbst und euer Leben repräsentiert, der wenig Bewegungsmöglichkeiten hat, dafür aber ein paar Spezialfähigkeiten und die Hauptfähigkeit: Kämpfer beschwören. (Das Wort Inkulinati ist übrigens erfunden und spielt auf mittelalterliche illuminierte Handschrift, Tinte, engl.: Ink, und Illuminati an)

Kämpfer sind dabei eine ganze Reihe von verschiedenen Tierchen mit verschiedenen Fähigkeiten, die alle ein Ziel haben: Den Gegner vernichten. Da sie immer wieder beschworen werden können, sind sie etwas entbehrlicher als in anderen, vergleichbaren Games. Aber die Reihe an taktischen Möglichkeiten ist schon sehr groß. Zuerst kann man sich auf dem Spielfeld bewegen, man kann angreifen, Spezialangriffe durchführen, Gegner stoßen (gar vom Spielfeld stoßen), beten um geschützt zu sein, Items einsetzen, und, und, und.

Das Spiel ist von Anfang an sehr komplex und erbarmungslos. Denn einmal einen falschen Schritt gemacht und zack! Schon hat euch euer Gegner von der Plattform geschubst und ihr habt verloren. Da gilt es tatsächlich jedes Mal gründlich zu überlegen, was man tut.

Zwischen Spaß und Überforderung

Allerdings ist diese hohe Komplexitätsgrad tatsächlich etwas überfordernd. Das Spiel ist noch in einer Game Preview, so denken wir, dass es auch noch einige Balancing-Probleme beheben wird. Momentan ist aber sowohl das Tutorial als auch der „Story“-Modus von Anfang an zu komplex. Fast alle Spielelemente werden sofort eingeführt, sodass man schnell bestimmte Dinge vergisst. Kann man die Hindernisse eigentlich zerstören? Wie zoome ich nochmal heraus? Wie weit kann der Gegner mich jetzt angreifen? Wessen Zug kommt jetzt eigentlich als nächstes?

Hinzukommt, dass der Story-Modus weniger zauberhaft daherkommt, als das Tutorial (zumindest aktuell), da es keine Zwischensequenzen gibt, die aber sehr interessant sind und dem Spiel richtiges Leben einhauchen. Außerdem wirkt die aktuelle Steuerung auf der Xbox eher wie eine „mehr als schlecht als recht“ Umsetzung, denn der Controller ist total überladen und Dinge, die auf dem PC einfach erscheinen (mit der Maus über etwas drüber fahren und zusätzliche Infos bekommen), sind auf der Xbox umständlich mit mehreren Knöpfen gelöst. Hat man alle Hilfeinfos ausgeklappt, so ist der Bildschirm so voll, dass man gar nichts mehr vom Spielfeld sieht.

Fazit

Inkulinati sieht vielversprechend aus. Der mittelalterliche Flair kommt durch die wunderschöne Optik und den tollen Soundtrack wunderbar zu Geltung. Aber auch das Gameplay kann sich sehen lassen. Das sehr komplexe Rundensystem mit Tower-Defense-Elementen ist momentan aber ein sehr schweres und nervenaufreibendes Unterfangen, besonders auf einem Xbox-Controller. Wer sich nicht eingehend mit der Taktik und den Spielemechanismen beschäftigt, wird erbarmungslos verlieren. Hier scheint das Game Balancing bei weitem noch nicht so, dass auch Neulinge damit zurechtkommen, denn der Schwierigkeitsgrad, sowohl im Tutorial wie im Abenteuer-Modus, steigt zu schnell zu stark an – vor allem durch die Komplexität der verschiedenen Gameplay-Elemente.

Falls das Spiel hier einen noch zugänglicheren Einstieg bekommt und eine richtige Story mit den bereits im Tutorial vorhandenen Zwischensequenzen und NPCs hinbekommt, so ist das Spiel definitiv ein Kandidat für abgefahrene, neue Konzepte mit potentiellem Suchtfaktor. Vielleicht bekommt man auch die Steuerung für die Xbox noch ein wenig besser angepasst, sodass alles etwas intuitiver abläuft (eine Art Maus-Steuerung mit dem linken Stick als alternative Steuerung wäre z.B. sinnvoll). Aktuell kann man das Spiel als Game Preview nur eingefleischten Taktik-Fans, die auf Mittelalter-Atmosphäre stehen, empfehlen.

Quelle: XBoxUser.de

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