
Google entwickelt keine eigenen Spiele mehr für Google Stadia
Der Technikgigant Google wirft das Handtuch in Sachen Spielentwicklung: Auf der Cloud-Gaming-Plattform Google Stadia wird es ab jetzt keine eigenen Spielproduktionen aus dem Hause Google mehr geben. Dies gab der US-Riese aus Silicon Valley am 1. Februar bekannt. Die Entwicklung von hochwertigen Videospielen sei für Google trotz scheinbar endloser Ressourcen zu teuer und aufwändig – mit nicht zureichender Rendite. Damit sind sie nicht der erste Technik-Riese, der sein Können in der Videospielbranche versucht und aufgegeben hat. Amazon brachte beispielsweise erst im Frühling 2020 mit Crucible ein eigenes Game auf den Markt. Nachdem der Erfolg ausblieb, gibt Amazon in diesem Gebiet ebenfalls wieder auf. Microsoft hat zudem zwar seinen Versuch, in der Videospiel-Live-Streaming-Szene mit Mixer fußzufassen, aufgegeben und die Plattform durch eine Kooperation mit Facebook Gaming ersetzt. Dafür geht es bei Microsofts Cloud-Gaming-Service Xbox Game Pass Ultimate aufwärts.
Nur noch Games durch Dritte auf Google Stadia
Google setzt jetzt ausschließlich auf das Können der Videospiel-Entwicklerprofis, anstatt sich selbst darin zu beweisen. Google Stadia wird Aussagen des Stadia-Vizepräsidenten und GM Phil Harrison zufolge demnach nur noch Games von anderen Studios beinhalten. Die Cloud-Gaming-Plattform des Technik-Riesen wurde bereits Ende 2019 ins Leben gerufen. Damit wurde auch das hauseigene Entwicklerstudio Stadia Games and Entertainment (SG&E) gegründet, für das sogar Jade Raymond ins Boot geholt, der zuvor bei unter anderem Sony, Electronic Arts und Ubisoft tätig war. Dem Studio wird nun 18 Monate nach Launch ein Ende gesetzt. Zu groß seien die Aufwendungen zur Spielentwicklung, zu gering die Einnahmen. Stattdessen will sich Google nun darauf konzentrieren, Stadia ausschließlich als Plattform anzubieten, auf der die Spiele der bekannten Studios verfügbar gemacht werden. Für Spieler soll sich demzufolge nur wenig verändern, da die externen Spiele weiterhin spielbar sind. Gerade ist zum Beispiel das lang erwartete Game Cyberpunk 2077 von Entwickler CD Projekt Red auf Google Stadia erschienen. Google baut mit solchen Videospielschwergewichten darauf, auch weiterhin als starke Plattform für Cloud-Gaming bei Studios attraktiv zu sein.
Cloud-Gaming hebt ab
Aktuell zeigt sich, dass Cloud-Gaming weiterhin an Bedeutung und Akzeptanz gewinnt. Mehr Anbieter etablieren sich auf dem Markt, während auch der Cloud-Gaming-Service von Xbox ausgeweitet wird. Google hat auf diesem Gebiet im Dezember 2019 den Anfang gemacht. Doch werden sie sich nun im Schatten der anderen Anbieter wiederfinden? Beim Cloud-Gaming handelt es sich neben Technologien wie AR und VR um einen großen Trend in der Videospielindustrie, durch die für Games die Zukunft immer näher zu rücken scheint. Cloud-Gaming ermöglicht es Spielern, Konsolenspiele an nahezu jedem Gerät ihrer Wahl zu spielen, ohne Spiele einlegen oder herunterladen und installieren zu müssen. Stattdessen braucht man nur eine stabile Internetverbindung, um Games im Stream über das Internet am PC, Fernseher oder Mobilgerät zu spielen. Genau das ermöglicht Google Stadia. Der Technikgigant hat damit einen großen Schritt ins Gaming-Geschäft gewagt und, ohne jemals eine Konsole herausgebracht zu haben, den Videospielservice mit hauseigenem Controller ins Leben gerufen. Nun geben sie den Gaming-Traum zumindest ein Stück weit wieder auf. Während der Technikgigant zwar beteuert, für Spieler würde sich nichts ändern, ist es fraglich, durch welche Identität und Einzigartigkeit sich Stadia nun von der Konkurrenz abheben wird. Diese preschen bereits voran.
Microsofts Xbox Game Pass Ultimate expandiert
Bei Microsoft sieht das ganz anders aus. Zwar haben sie im Juli 2020 ihre Videospiel-Streaming-Plattform Mixer vom Markt genommen, um stattdessen mit Facebook Gaming zu kooperieren, dennoch schreiten sie am Gaming-Markt rasanten Schrittes voran. Mit dem Xbox Game Pass Ultimate ist es Spielern seit letztem Jahr möglich, Xbox-Games im Stream auf Android-Geräten zu spielen. Noch befindet sich der Cloud-Gaming-Service von Microsoft zwar in der Beta-Phase, doch es geht weiterhin vorwärts. So lassen sich ab Frühling 2021 die Spiele nicht mehr nur auf dem Android-Gerät im Stream spielen, sondern auch am PC und an Apple-Geräten wird es schon bald möglich sein, Games in der Cloud zu spielen. Im Vergleich zu Google Stadia hat der Service von Xbox ein eindeutiges Alleinstellungsmerkmal: Hier sind die Spiele der Xbox Game Studios enthalten, die es auf keiner anderen Cloud-Gaming-Plattform zu spielen gibt. Wer also Spiele wie Sea of Thieves im Stream spielen möchte, muss sich dafür den Xbox Game Pass Ultimate abonnieren. In dem Punkt ist Microsoft damit Google Stadia nun weit voraus. Wird Google im Zuge dessen ohne hauseigene Spielentwicklungen im Cloud-Gaming-Rennen bestehen können?
Cloud-Gaming ist auf und dran, die Art und Weise, wie wir Spiele spielen, maßgeblich zu verändern. Wo Google einst voranzupreschen versuchte, tritt der Technikgigant nun auf die Bremse: So wird es keine hauseignen Spiele mehr auf Google Stadia geben. Wie sich der Markt infolgedessen weiterentwickeln wird und ob Google an Attraktivität verlieren wird, bleibt abzuwarten.
Quelle: XBoxUser