XBoxUser.de hatte auf der gamescom die exklusive Ehre, sich mit einem der bekanntesten Köpfe der Videospielbranche zusammenzusetzen und zu plaudern. Peter Molyneux nahm sich die Zeit, uns einige Fragen rund um Fable III und Milo zu beantworten. Mit dabei war eine PR Managerin, die dafür sorgte, dass er nicht zu viel ausplauderte, denn manche Themen wie "Projekt Natal" sind aktuell tabu. Dennoch haben wir viele interessante Dinge in Erfahrung bringen können.

Auf der gamescom-Pressekonferenz von den Microsoft Game Studios/Lionhead wurde Fable III groß angekündigt. Wann wurde die Entscheidung getroffen, Fable III zu entwickeln, erst nach dem Erfolg von Fable II?
Etwa sechs bis acht Monate vor der Fertigstellung von Fable II hatten wir die ersten Gespräche dazu und wir sammelten Ideen. Man kann sagen, dass wir dann zur Game Developers Conference 2008 einig waren, dass wir weiter machen wollten. Das Team wollte zusammenbleiben und hatte eine hohe Motivation für einen weiteren Teil von Fable. So etwas kann man natürlich als großes Glück bezeichnen, wenn man nahtlos an einem neuen Projekt weiter arbeiten kann.

Unsere ersten Konzepte fragten schon damals danach, wieso es eigentlich immer so sein muss, dass man vom Nobody zum großen Helden wird und dann die Credits zum Spielende erscheinen. Wir nennen das "A Hero's Journey" und wir wollten diesmal einen Schritt weitergehen.

Wo nimmst du die Inspiration, eine Story wie in Fable zu entwickeln. Woher kommen die Ideen?
Viel kommt aus Geschichtsbüchern, da denke ich an Personen wie Heinrich VIII., aber auch Dinge aus der heutigen Zeit kommen dazu. Die bisherigen Fable Teile sind inspiriert durch die Vergangenheit, sie versetzen den Spieler in verschiedene Zeitalter. Der erste Fable-Teil war durch und durch inspiriert von Folklore-Elementen und Fable II lehnt sich an Geschichten rund um die Zeiten um König Arthur, die Ritter der Tafelrunde und Robin Hood an.

Da war es nun eine große Herausforderung für Fable III, das richtige Setting zu finden. Nach einigen Überlegungen lag es jedoch auf der Hand: Warum so weit in die Ferne schweifen, Fable III sollte sich in jeder Zeit abspielen können und so wurde die Idee geboren. Spiele nicht den Helden - Sei der Held!

Du hast in der Pressekonferenz gesagt, dass die erste Hälfte von Fable III von der Revolution gegen den Tyrannen-König handeln wird. Wie wird der Spieler dort eingebunden, was für Möglichkeiten hat er?
Es geht darum, Leute zu vereinen, die sich einem anschließen, den König zu stürzen. Es gibt viele Wege, die möglich sind, und man wird Dinge sehen, wo man Versprechen äußert, das man das ganz anders machen würde, wenn man selber an der Macht ist. An diesen Dingen wird man dann später auch gemessen, denn in der zweiten Hälfte muss man dann vielleicht entscheiden, welche Versprechen man brechen muss.

Natürlich haben auch die Handlungen in der ersten Phase Auswirkungen auf die Zeit als Herrscher selbst, man wird Leute wieder treffen, die sich natürlich an Dinge erinnern, die man vielleicht getan oder nicht getan hat, man wird also wieder damit konfrontiert. Aber über einige Mechanismen können wir jetzt auch noch nichts sagen.

Die Familie soll ja im zweiten Teil auch eine wichtige Rolle spielen, aber wie wird der Spieler zu seiner "Familie" gebracht?
Wir nutzen im Laufe des Spiels mehrfach die Chance, den Helden zu seiner Familie zu bringen bzw. ihn eine Familie gründen zu lassen. Jedoch wird es keinen Punkt geben, an dem der Held gezwungen wird, seine Familie zu gründen und sich somit auch in seinen Handlungen anzupassen, denn auch die Familie will im Zaum gehalten werden.

Zwei der neu angekündigten Spielmechanismen sind das Berühren von Personen und das Urteil-Fällen. Was hat es mit dem Touch- und Judgement-Gameplay auf sich?
Das Touch Gameplay wird eine der intensivsten Erfahrungen werden, die Spieler bisher erleben konnten, denn neben den klassischen Folgen, die das eigene Handeln hat, wird Touch auch eine Beziehung zwischen dem Spieler und den Figuren beschreiben. Nehmen wir hierzu ein Beispiel, welche nicht im Spiel vorkommen wird und mit Judgements verknüpft ist:

Du sitzt als König in deinem Thronsaal. Plötzlich öffnet sich die Tür und man führt ein kleines verängstigtes Mädchen vor deinen Thron. Sie hat Lebensmittel in der Küche gestohlen. In bisherigen Spielen erhältst du nun die Wahl, was du tun möchtest. Du kannst dem Kind vergeben, es bestrafen oder es gar in den Kerker werfen. Aber anstelle vom einfachen "drücke A für vergeben", "B für Verurteilen" wird es nun deine Handlung sein. Erhebst du das Kind und sorgst dafür, dass es ausreichend zu essen hat oder wirst du es am Schopf packen und selbst durch den Thronsaal bis in den Kerker schleifen? Touch schließt diese Lücke und lässt dich deine Figur wirklich erleben, denn die ganze Zeit wird das Kind auf dich reagieren. Es wird verängstigt sein, dich anlächeln oder vor panischer Angst schreien.

War Milo aus dem Project Natal eine Art Proof of Concept und diente er als Inspiration zum Touch-Gameplay für Fable III oder umgekehrt?
Ich kann hier leider nicht weiter über das Projekt Natal und Milo sprechen, aber Milo hat natürlich erhebliche Parallelen, denn auch er reagiert in direktem Maße auf dich. Dies war sehr gut in den veröffentlichten Videos sichtbar. Es wird die nächste Stufe der Interaktion mit einer Künstlichen Intelligenz sein.

XBoxUser.de bedankt sich recht herzlich bei Peter Molyneux für das freundliche Gespräch während der gamescom 2009 in Köln!

Quelle: XBoxUser.de