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Lootboxen in Videospielen werden von einigen Experten klar als Glücksspiel angesehen. Forderungen werden laut, solche Boxen nur volljährigen Spielern zur Verfügung zu stellen. Eigentlich ein fairer Zug, wenn wir bedenken, dass andere Glücksspiele wie Online Slots streng reguliert werden. Wer hier teilnehmen möchte, muss 18 Jahre alt sein. Was unterscheidet die Lootbox vom Spielautomaten? In Sachen Geldinvestition und Glückseinfluss nicht viel. Deshalb gibt es auch im Moment einige Diskussionen auf politischer Ebene und innerhalb der Branche.

Brauchen wir eine Regulierung von Lootboxen?

WestLotto ist ein staatlicher Lottoanbieter Deutschlands und hat die Diskussion rund um das Lootboxen-System erneut ins Rollen gebracht. Viele Spiele, darunter Titel wie Counter Strike, Fortnite oder auch PUBG, stellen Spielern Sammelkisten zur Verfügung. Die Kisten selbst sind kostenlos, enthalten sind kosmetische Upgrades für Waffen, Spielfiguren und mehr.

Wer den Inhalt aus der Box befreien möchte, muss einen Schlüssel erwerben – gegen Echtgeld. Ob in der Kiste ein hochwertiger Gegenstand oder spielerischer „Schrott“ enthalten ist, bestimmt das Glück. Dieses System nahm WestLotto zum Anlass, einen Gesetzesentwurf zur Regulierung vom Lootboxen vorzulegen. Grund hierfür ist, dass der deutsche Staat Inhaber des Glücksspielmonopols ist.

Nur wer laut Glücksspielstaatsvertrag eine deutsche Lizenz hat, darf Glücksspiele für die Allgemeinheit bereitstellen. Solche Lizenzen benötigen allerdings Spielanbieter wie Valve, EA Sports &Co. nicht. Fairness? Fehlanzeige! Bislang reagierte Deutschland nur in Ansätzen. So wurde der Titel FC 24 von EA Sports mit einem Mindestalter von 12 Jahren gekennzeichnet. Der Grund dafür waren nicht etwa verstörende Inhalte, sondern mögliche Ingame-Transaktionen, darunter Lootboxen.

WestLotto sieht in diesem Vorstoß keinen ausreichenden Schutz für Kinder und Jugendliche. Das Unternehmen verweist auf die gesetzlichen Kinder- und Jugendschutzanforderungen, die weit über das 12. Lebensjahr hinausgehen.

Blick zu den Nachbarn – die Österreicher verbieten Lootboxen vollständig

Für EA war es ein Schock, als im Österreicher Bezirksgericht Hermagor ein knallhartes Urteil gefällt wurde. Das Gericht sprach einem Spieler Erstattungsansprüche zu, der im Spiel FIFA Pakete und Lootboxen gekauft hatte. Der Anbieter wurde verpflichtet, rund 338,26 Euro zurückzuzahlen.

Dem Prozess lag eine Klage zugrunde, die Lootboxen aller Art im Fokus hatte. Die klagende Anwaltskanzlei wies darauf hin, dass FIFA Pakete und andere Arten von Boxen dem Glücksspiel entsprechen und es hierfür laut Gesetz eine offizielle Lizenz benötigt. Da Sony und EA diese nicht vorweisen können, gilt das Anbieten von Lootboxen bei den Nachbarn als illegales Glücksspiel. Dieses wiederum ermächtigt im Verlustfall zur Klage, sodass Spieler ihr Geld zurückbekommen können.

Kommt bald die große Änderung? Lootboxen werden Teil der EU-Gesetzgebung

Anfang 2023 fand im EU-Parlament eine Abstimmung statt. Das Ergebnis war eindeutig, die Abgeordneten fordern eine EU-übergreifende Gesetzgebung für die Bereitstellung von Lootboxen im Game. Hier sind nicht ausschließlich die beliebten FIFA-Boxen gemeint, sondern alle ähnlichen Systeme, bei denen der Spieler Geld einsetzt und glücksabhängige Inhalte erhält.

Einige Länder gehen längst mit Verboten voran, Österreich ist hier keine Ausnahme. In Belgien werden Lootboxen ebenfalls als Glücksspiel eingestuft und sind komplett verboten. Für EA nicht nachvollziehbar. Das Unternehmen bezeichnet sein System als eine Art „Überraschungs-Ei“. Das bekannte Schokoladenprodukt von Ferrero enthalte schließlich auch eine spielerische Überraschung und müsse gegen Geld erworben werden. Ganz so simpel scheint es aber nicht zu sein, wie die Praxis zeigt.

Öffnet ein Spieler eine Lootbox, zeigt sich hier ganz klar die Psychologie des Glücksspiels. Animationen, Musik und Effekte zielen darauf ab, die Dopamin-Produktion von Menschen zu steigern und so den Wunsch nach einem „guten Gewinn“ zu wecken. Die Absicht dahinter ist klar erkennbar. Öffnet der Spieler eine Box und hatte „Pech“ mit dem Inhalt, soll die Animation dazu führen, weitere Boxen zu öffnen. Die Einnahmen fließen dem Publisher zu, täglich sind das mehrere Millionen Dollar.

Ein generelles Verbot in Deutschland gilt als unwahrscheinlich. Eher denkbar ist, dass die EU ein Konzept entwickelt, das den Markt für ganz Europa regelt. Ziel der Sache wird sein, den Verbraucher- und insbesondere Kinderschutz zu stärken und Gefahren einer Lootbox-Sucht zu unterbinden.

Einige Vorschläge liegen bereits auf dem Tisch und werden unter den Abgeordneten diskutiert. Darunter fallen:

  • Klare Kennzeichnungspflicht für Lootboxen. Der Spieler muss wissen, welche Inhalte er gewinnen kann und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist
  • Verbesserte Alterseinstufung von Spielen, die von allen Eltern problemlos erkannt wird
  • Verbot von Item-Tauschs über Websites von Dritt-Anbieter
  • Zugang zu Lootboxen ab 18 Jahren

Sinn oder Unsinn: Wie wichtig ist die Regulierung von Lootboxen wirklich?

Glücksspiel war und ist in Deutschland schon immer ein zentrales Thema. Nachdem immer mehr lokale Spielhallen die Städte bevölkert hatten, entschied sich der Bund 2021 zur offiziellen Legalisierung von Online-Glücksspiel. Im gleichen Atemzug wurden die Vorschriften für lokale Spielstätten verschärft, insbesondere die Distanz zu Kinder- und Jugendeinrichtungen spielte hier eine Rolle. Es zeigte sich trotz viel Kritik, dass der Glücksspielstaatsvertrag genau zur richtigen Zeit kam. Seine Regeln sind streng, bieten aber immer noch genug Freiraum für Spieler, um am Spielautomaten oder beim Poker das eigene Glück zu versuchen.

Sicherlich profitiert der Staat von einem legalen Glücksspielmarkt auch finanziell, in erster Linie steht hinter der Gesetzeslage aber der Wunsch, Spielsucht präventiv zu verhindern. Mehr als zwei Jahre wird nun bereits nach den Vorgaben des GlüStV gezockt und die Bilanz lässt sich sehen. Viele internationale Anbieter haben ihr Angebot angepasst und sind mittlerweile im Besitz einer offiziellen Lizenz. Wer unter 18 Jahre alt ist, darf offiziell nicht teilnehmen.

Nun wäre es wenig sinnvoll, Spiele wie Fortnite oder FIFA mit einer Altersbegrenzung von 18 Jahren zu versehen. Computerspielen selbst ist keine Gefährdung für Kinder und Jugendliche, sofern es sich um angemessene Inhalte handelt. Würde sich die EU jedoch für eine Einstufung von Lootboxen als Glücksspiel entscheiden, wäre dieser Schritt nur logisch und fair. Dann wäre es an den Publishern zu wählen, ob sie den Bereich des Gaming-Glücksspiels vor dem Zugriff durch Minderjährige schützen und eine Lizenz beantragen oder ob sie auf den Verkauf von Ingame-Produkten verzichten.

Im Hinblick auf die horrenden Einnahmen, die durch Lootboxen generiert werden, wird eine finale Entscheidung vermutlich für heikle Debatten sorgen. Es ist schwer vorstellbar, dass sich Anbieter wie EA und Valve die sprichwörtliche „Butter“ oder in dem Fall die Umsätze vom Brot nehmen lassen.

Quelle: XBU