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Eine Kleinstadt im US-Bundesstaat Virginia, ein verschwundener Junge und zwei FBI Agentinnen, die dessen Verschwinden im Jahr 1992 aufklären wollen. Wir haben uns für euch das cineastisch erzählte Virginia angesehen.

Intro wie im Film

Virginia empfängt uns mit einem Intro, das auch aus einem Film stammen kann. Musikalisch toll untermalt, zeichnen sich unterschiedliche Szenen wie von Hand und bringen uns immer weiter in die Kleinstadt Kingdom im US-Bundesstaat Virginia. Die Szenen entstehen schwarz-weiß, um anschließend koloriert zu werden. Zwischendrin erfahren wir mehr über die Köpfe hinter dem Spiel, bevor wir selber die Kontrolle übernehmen.

Menschentraube

Darf ich vorstellen, Anne Traver

Der erste Blick geht in den Spiegel. Dort sehen wir die Protagonistin, Anne Traver. Diese steuern wir aus der Ego Perspektive. Noch schnell etwas Lippenstift aus der Handtasche auftragen, bevor wir die Toilette verlassen. Wir folgen einem langen Gang und kommen an eine kleine Treppe. An der reihen wir uns in eine Schlange ein und rücken nach und nach vor. Als wir an der Reihe sind, merken wir, dass wir offiziell in das FBI aufgenommen wurden und unseren Ausweis erhalten. Ein Schnitt und wir befinden uns in unserer Wohnung. Von dort starten wir zum FBI Hauptquartier, wo wir unseren ersten Fall bekommen. Zusammen mit unserer Partnerin Maria Halperin sollen wir das Verschwinden des Jungen, Lucas Fairfax, aufklären. Zwischendrin erleben wir immer wieder Albträume, in denen wir die verschiedenen Geschehnisse verarbeiten. Diese Träume sind, wie echte Träume auch, nicht immer sofort als solche zu erkennen. Erst wenn wir uns selber im Bett liegen sehen, eine Tür in der Wand auftaucht, die vorher noch nicht da war oder ein Büffel bei uns im Zimmer steht, merken wir, dass es sich nicht um real Erlebtes handelt.

Wie ein Gemälde

Virginia präsentiert sich in einem künstlerischen Comic-Stil. Die Figuren und die Umgebung bestehen aus groben Polygonen, wodurch die Bewegungen teils eckig wirken. Durch die markante Grafik wirkt das Spiel wie ein Kunstwerk und die einzelnen Bilder, die in eine Galerie hängen könnten, erzählen die Geschichte. Das passt sehr gut in das Gesamtbild von Virginia und trägt, zusammen mit der Musik, zur Atmosphäre bei. Diese wurde von der Prager Philharmonie eingespielt und begleitet die interaktiv erzählte Geschichte sehr stimmungsvoll und zur Situation passend.

Diner

Interaktive Geschichte

Zu Beginn des Spiels erwartet man gesprochene Dialoge, bis irgendwann der Punkt kommt, an dem man erkennt, es wird keine Dialoge geben. Das Spiel lebt von Zeichen, Gestik und Mimik, was teilweise die volle Aufmerksamkeit von uns erfordert, um nicht den Anschluss zu verlieren und zu verstehen, was gemeint ist. Jeder Spieler wird allerdings teilweise etwas Anderes in die Szenen interpretieren. Wie in einem Film setzen die Entwickler von Virginia auf aneinandergereihte Szenen, die die Geschichte erzählen. In den einzelnen Szenen bewegen wir uns weitgehend frei, müssen aber nichts weiter finden als den Punkt, der zur nächsten Szene wechselt. Manchmal laufen wir dazu einfach einen Gang hinunter, nur um dann plötzlich in einem Taxi zu sitzen. An anderer Stelle müssen wir mit dem richtigen Gegenstand oder Person interagieren, um weiter zu kommen. Der Spieler ist leider nichts weiter als ein Werkzeug, um die Szenen zu wechseln. Es gibt keine Rätsel zu lösen oder große Areale zu erkunden. Trotz allem schafft es Virginia, eine spannende Geschichte zu erzählen, die Freundschaft der beiden Agentinnen gut darzustellen und die teils wirren Gefühle der Protagonistin zu erklären.

Fazit

Virginia kann fast schon als Kunstwerk betrachtet werden. Die, von der Prager Philharmonie eingespielte Musik, zusammen mit den künstlerisch animierten Szenen, bilden ein Gesamtwerk, das sich sehen lassen kann.

Da es keine gesprochenen Dialoge oder erklärenden Text gibt, wird die Geschichte rein durch Zeichen, Mimik und Gestik erzählt. Das lässt teilweise Platz für Interpretationen. In der interaktiven Geschichte hat der Spieler nichts weiter zu tun, als den Punkt zum Umschalten der Szene zu finden, was meist kein großes Problem darstellt.

Wie bei jedem künstlerischen Werk, wird auch Virginia die Spielergemeinschaft teilen. Die einen werden es lieben, die anderen können wenig damit anfangen.


Bewertung

Pro

  • Tolle Musik
  • Künstlerische Grafik

Contra

  • Minimalistisches Gameplay
  • Geringer Umfang

Grafik / Atmosphäre 8 von 10
8/10
Musik 10 von 10
10/10
Gameplay 5 von 10
5/10
Umfang 7 von 10
7/10
Story 7 von 10
7/10
7

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