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Ubisoft brachte nun mit der Initiative ,,Centenaire 14-18" ein Xbox-Live-Spiel raus, das sich mal mit einem Krieg beschäftigt, der nicht so häufig Thema in Videospielen ist: Dem ersten Weltkrieg. Voll mit interessanten Fakten und einer emotionalen Story möchte man an die Schrecken von der 1920er Jahre erinnern. Wir haben das Spiel getestet und berichten euch von unseren Erfahrungen.

Mit der bekannten UBIart Framework wird das Spiel in 2D dargestellt und brilliert mit verschiedenen Ebenen, einem wundervoll hochauflösenden Comicstil, der trotz seiner Flachheit immer plastisch wirkt. Es ist ebenfalls gut gelungen, in diesem ,,süßen" Comicstil die bitteren Erfahrungen und Emotionen des Krieges rüberzubringen und der Verzicht auf allzu grelle und knallige Farben untermalt die Atmosphäre sehr gut. Ein bisschen mehr Tiefe im Spiel hätte aber nicht geschadet - alles in allem ist die Grafik aber durchaus als positiv zu bezeichnen.

Die musikalische Untermalung ist sehr gut. Hier ist die Bandbreite auch sehr groß. Mal ist sie ernst, fast lautlos bei schaurigen Szenen, mal müsst ihr zur französischen Hymne aufmarschieren oder zum Can-Can in einem Auto Bombenangriffen ausweichen. Die Musik ist ebenso wie der Sound auch unglaublich authentisch. So sprechen die Charaktere eigentlich nicht wirklich - aber was sie von sich geben (in kleinen, fast nicht zu verstehenden Lauten) sind meist richtige, kleine Phrasen der jeweiligen Sprache (,,Stillgestanden!", ,,Merci, mon chérie", ,,Come on!"). Sehr gut! Nur weiter so!

Die Geschichte ist das, um was es geht, und das schafft Valiant Hearts grandios. Eine fiktive Geschichte im ersten Weltkrieg verfolgt das Schicksal von vier Personen. Der in Frankreich lebende Deutsche wird zu Kriegsbeginn eingezogen - seine Verlobte leidet durch die Trennung. Der Schwiegervater wird auf französischer Seite eingezogen und freundet sich mit einem für die Fremdenlegion kämpfenden Amerikaner an.

Alle Personen haben unterschiedliche Geschichten, die dennoch irgendwie zusammenlaufen - und dazu hilft euch ein deutscher Schäferhund ebenfalls öfter aus der Bresche. Auch die Integration von geschichtlichen Fakten ist sehr gut gemacht - zum einen gibt es Sammelobjekte die Interessantes offenlegen (findet z.B. ein altes Metallstück einer Granate und lest, dass diese häufig von Soldaten verwendet wurden um andere Gegenstände, wie z.B. Briefbeschwerer, herzustellen), aber auch gibt es für jedes Kapitel eine Reihe an (realen) Fotos und Fakten zu dem Kriegsschauplatz. Letztere wirken allerdings etwas seltsam, da sie meist sehr ernst sind (und somit etwas im Gegensatz zum teilweise doch etwas komischen Gameplay stehen) und etwas billig und langweilig wirken können - man könnte meinen, man hätte eine alte Encarta-CD eingelegt. Alles in allem bleibt das Spiel aber durch seine Authentizität und der Fülle an Informationen sehr lehrreich!

Hier leidet das Spiel etwas... Ohne Multiplayer, ohne Nebenmissionen, ohne wirkliche Belohnung für die Sammelobjekte und ohne weitere Motivation ist das Spiel nach dem ersten Durchspielen reif für das digitale Nirvana. Zwar ist der Weg dorthin nicht unbedingt kurz und abhängig davon, wie viele Sammelobjekte und historische Fakten man findet und liest auch noch ein bisschen länger, aber viel mehr als ein einmaliges Durchspielen lohnt sich nicht - insbesondere nicht, wenn man den Storyausgang kennt. 6-7 Stunden Spielspaß sind aber mindestens drin.

Insgesamt ist das Spiel mehr als unterhaltsam. Die Geschichte ist derart spannend inszeniert, dass man von Anfang an mehr wissen will. Die geschichtlichen Fakten werden akkurat präsentiert und die Story an sich ist ebenfalls spannend. Das Gameplay ist zwar einfach, kann aber dennoch begeistern. Ein bisschen mehr Abwechslung und Komplexität wäre zwar auch ganz nett gewesen, aber wer sich für die Geschichte interessiert, wird mit Valiant Hearts sicherlich spannende Stunden vor seiner Xbox verbringen.

Valiant Hearts fokussiert sich auf die Story, weswegen das Gameplay nicht wirklich komplex ist und die Rätsel auch sehr banal sind. Es ist kein Shooter und für ein Spiel, das den ersten Weltkrieg thematisiert, wird sehr wenig geschossen. Das ist aber auch gut so und lässt einen viel emotionaler an die Sache herangehen. So müsst ihr flüchten, als Krankenpflegerin verarzten, Menschen helfen usw.... Das alles mit recht einfachen Rätseln, die nie wirklich schwer sind. Das ist aber auch gut so, da man ansonsten vielleicht etwas die Lust am Spiel verlieren würde. So kann man sich aber voll und ganz auf die Geschichte konzentrieren, was das Spiel durchaus sympathisch erscheinen lässt. Das Gameplay ist und bleibt einfach gestrickt, macht aber Spaß. So müsst ihr Objekte finden, sie mit den richtigen Dingen kombinieren, kleine Fluchtpassagen absolvieren oder auch die richtige Safekombination herausfinden.

Fazit

Die Geschichte des ersten Weltkriegs wird in Valiant Hearts sehr authentisch präsentiert. Obwohl das Spiel in einem Comic-Look ist, werden die Grausamkeiten und das Drama des Krieges gut rübergebracht.

Mithilfe von Präsentation, einem guten Sound und einer fantastischen Geschichte schafft das Spiel es immer wieder, den Charakteren eine emotionale Tiefe zu geben und gleichzeitig durch witzige Spielpassagen die schwere Geschichte immer wieder aufzulockern.

Zwar ist das Gameplay teilweise zu simpel, aber damit erlauben die Entwickler sich, besser eine Geschichte zu erzählen. Das größte Manko des Spiels ist der nicht vorhandene Wiederspielwert. Da es nach dem Durchspielen nichts mehr wirklich zu erkunden gibt und das zu einfache Gameplay auch zu einem zweiten Durchspielen nicht wirklich motivieren kann, ist der Umfang für die 15EUR etwas zu gering.

Insgesamt macht das Spiel aber einen soliden Eindruck und alle Geschichtsinteressierten sollten auf alle Fälle einen Blick drauf werfen!


Bewertung


Grafik 8 von 10
8/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 10 von 10
10/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Gameplay 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
8