
Was einst Fantasie war, wird nun auf der Xbox die Realität. Früher spielten wir mit Actionfiguren oder Puppen und stellten uns vor, wie diese erwachen und Abenteuer erleben. Da macht es dann auch nichts, wenn mal He-Man auf GI Joe trifft. Ähnliches passiert in Toy Soldiers War Chest. Kindheitstraumerfüllung oder nicht? Findet es gemeinsam mit uns im Testbericht heraus!
Grafik
Eigentlich kann man Toy Soldiers War Chest in dieser Kategorie nicht viel vorwerfen. Klar, die Texturen sind vielleicht nicht immer die schärfsten, aber es handelt sich ja nun mal auch nur um ein Arcade-Spiel. Insgesamt macht der Titel eine gute Figur, vor allem was den Detailgrad der Level angeht. Überall liegen kleine Gegenstände herum, die für viel Liebe zum Detail stehen.
Selbst an passende Animationen wurde gedacht. Wenn Soldaten etwa ableben, fallen sie wie leblose Figuren einfach um. Und Helden werden zum Beispiel nicht einfach gespawnt, nein, stattdessen fällt eine riesige Verpackung vom Himmel und der kleine Spielzeugkommandeur klettert aus der Verpackung heraus.
Am Ende störte mich nur ein wenig, dass die Bewegungsanimationen dann zu flüssig - wo hört man denn so eine Kritik schon? - wirkten, dafür das letzlich zum Leben erwachte Spielzeuge die Schlachtfelder stürmten. Und kleinere Ruckler gibt es auch ab und zu, die den Spielfluss allerdings nicht weiter stören.
Sound
Während der Titel in Hinsicht auf Optik noch punkten kann, lässt er in der Akustik einige Punkte liegen. Statt verspielter Melodien und eher kindlicher Soundeffekte gibt es Einheitsmilitärgedudel vom Feinsten. Und auch die Türme schießen mit ihrem Dauerlärm nicht nur die Feinde vom Platz, nein auch die Ohren wollen eher Reißaus nehmen und so sollte man dann doch den Fernseher etwas leiser drehen. Dann kann es einem auch egal sein, wie generisch alle Soundeffekte vom Band laufen.
Story
Eine richtige Geschichte wird in Toy Soldiers War Chest nicht erzählt, auch wenn es Zwischensequenzen gibt, die etwas Ähnliches erwarten lassen. Vielmehr geht es aber in der Kampagne darum zu erklären, warum man plötzlich in einem gänzlich anderen Gebiet landet und den Spieler auf den Rest vorzubereiten.
So dienen die ersten vier Missionen lediglich der Freischaltung der verschiedenen Armeen. Anschließend geht es dann um Kleinigkeiten, etwa das Abschneiden von Nachschüben für den Feind. Nicht besonders fantasievoll, aber wenigstens der Versuch einer Rahmenhandlung.
Umfang
Mit rund zwölf Missionen fällt die Kampagne bereits recht üppig aus, da man immer einige Minuten für die jeweiligen Ziele und Wellen investieren muss. Über die Kampagne hinaus gibt es aber ja außerdem noch einen Multiplayer sowie die Möglichkeit, am wöchentlichen Krieg teilzunehmen.
Insofern geht der Preis von 14,99 EUR voll in Ordnung. Ob man darüber hinaus das Doppelte zahlen möchte, um vier weitere Armeen freizuschalten, muss jeder für sich entscheiden. Die Standardvariante kommt mit den vier Fantasiearmeen Kaiser Wilhelm, Phantom, Star Bright und Dark Lord daher. Erst die Hall of Fame Edition bietet Truppen zu Masters of the Universe, Assassin's Creed und G.I. Joe sowie dessen Gegenpart Cobra.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass man sogar einen Cent spart, wenn man Toy Soldiers War Chest und das Add-On Legendary Heroes Pack einzeln kauft. Warum treue Fans nicht ein wenig mit dem Gesamtpaket sparen können, entzieht sich jeder Logik.
Spielspaß
Eine Mischung aus Tower Defense- und Shooter-Elementen klingt auf den ersten Blick sehr witzig, schließlich erfreuen sich beide Genre einer großen Anzahl an Liebhabern. Und am Ende kann man auch getrost sagen, dass Toy Soldiers War Chest Spaß macht.
Mir persönlich allerdings war es zu wenig aus beiden Welten. Der Tower Defense-Part ist deswegen sehr beschränkt, da man nur an vorgefertigten Punkten bauen und somit den Gegnerwellen keine Wege "aufzwingen" kann. Die Shooter-Einlagen hingegen kränkeln eher an der doch recht schwammigen Steuerung und der Tatsache, dass man außer Dauerfeuer eigentlich nichts macht außer auf den Gegner draufzuhalten. Keinerlei Taktik wird benötigt, um am Ende den Sieg zu erlangen.
Hinzu kommt dann noch der recht stark ansteigende Schwierigkeitsgrad, der allerdings vor allem dadurch hervorgerufen wird, dass man selbst immer nur ein Geschütz steuern kann, während die anderen Verteidigungstürme willkürliche Ziele angreifen. Bei Bossen mit einer Menge Energie eher suboptimal.
Gameplay
Toy Soldiers War Chest ist eine Mixtur aus Tower Defense Spiel und 3rd Person Shooter. Zum einen habt ihr die Isoperspektive, in der ihr von oben auf das Geschehen herab blickt und Türme bauen könnt, um eure Spielzeugkiste vor heranstürmenden Gegnerwellen zu schützen.
Zum anderen könnt ihr aber auch aktiv die Geschütztürme, die sich z.B. auf Infanterie- oder Flugeinheiten spezialisiert haben, bedienen. Dies bietet den Vorteil, dass ihr eine Leiste aufbauen könnt, wenn ihr kontinuierlich Gegner tötet. Ist die Leiste bis zu einem bestimmten Punkt gefüllt, könnt ihr den anführenden Helden, etwa Kaiser Wilhelm persönlich, steuern. Diese Helden machen natürlich eine Menge Schaden und sorgen zusätzlich für Abwechslung auf dem Spielzeug-Kriegsfeld.
Warum die Ladezeiten so lang sind, kann ich mir persönlich allerdings nicht erklären. Wenn man beispielsweise über 40 Sekunden warten muss, bis das !Hauptmenü! geladen ist, dann hilft es auch nicht, dass die Ladezeiten mit gewollt witzigen Sätzen Marke "Leihe Spielzeug von der Schwester aus" überdeckt werden sollen.
Multiplayer
Egal ob Splitscreen, Online-Multiplayer gegen- oder miteinander, Toy Soldiers War Chest ist ein Fest für Fans der geselligen Partien. Man kann z.B. gemeinsam die Kampagne angehen oder einfach gegen andere Spieler und Armeen antreten. Für wochenlangen Spaß mit oder gegen Freunde ist also gesorgt.
Einziger Wehrmutstropfen für Freunde gepflegter Runden bei einem Bierchen auf der Couch: Was im Singleplayer schon teilweise zum Problem wird, nervt beim Splitscreen dann so richtig. Je nach Gegnertyp ist es nämlich schwer bis unmöglich zu erkennen, wo sich einige der Widersacher einen Weg zur eigenen Spielzeugkiste bahnen. Da hilft dann auch kein großer Fernseher.
Ob der Titel zudem lange online bevölkert sein wird, sei mal dahingestellt. Wer seine Zeit mit Spielzeugkriegen gegen reale Gegner verbringen möchte, sollte also vorab schon den Blick wagen, wer aus dem Freundeskreis für ein paar Partien bereit wäre.
Fazit
Am Ende ist Toy Soldiers War Chest so ein Titel, der sicher seine Freunde finden wird, bei der größeren Menge aber vermutlich eher untergehen wird. Denn die Mischung - auf den ersten Blick spaßig und kreativ - aus zwei verschiedenen Spielstilen ist am Ende zu unausgereift.
Bedenkenlos kann man den Titel daher nur Fans der Vorgänger empfehlen, die zudem Spaß am Multiplayer haben, denn hier punktet der Titel erst so richtig. Wer allerdings auch schon immer einmal mit He-Man oder G.I. Joe feindliche Soldaten ins Land der Spielzeuge zurückschicken wollte, kann auch zugreifen.
Alle anderen spielen lieber erst Probe und entscheiden dann, ob einem der Mix zusagt. Ein wenig frustresistent sollte man aber, trotz oft sehr heiterer Optik, sein.