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PC-Spiele auf die Xbox One zu portieren ist nicht immer so einfach. Gerade dann nicht, wenn es sich um ein typisches PC-Genre handelt. Das Aufbaustrategiespiel Thea ist so ein Kandidat. Wir haben es auf der Xbox getestet und sagen euch, warum es auf dem PC eine deutlich bessere Wahl ist…

Ich baue mir… ja, was eigentlich?

Thea ist ein ruhiges Spiel für Menschen mit Zeit und Geduld. Denn bevor man anfangen kann, wirklich aktiv zu spielen, so muss man viel lesen. Regelwerk, Bedingungen, Vorteile und Nachteile usw. Aber auch das Gameplay an sich ist sehr ruhig und ist aufgrund seines Rundensystems prinzipiell selbst in den Kämpfen stressfrei.

Wie sieht das Gameplay und das Spiel denn nun aus? Man beginnt, indem man sich für eine Gottheit entscheidet. Sie ist der Strippenzieher und bestimmt eure generelle Ausrichtung. Nun wird auf der Map zufällig eine Siedlung gebaut und ihr startet sofort mit einigen Einwohnern und Kämpfern. Das Aufbaustrategiespiel hat eigentlich nur ein konkretes Ziel: Bis zum Ende der Zeit überleben. Das gestaltet sich aber als nicht so einfach. Denn auch wenn ihr nicht im Multiplayer spielt, so gibt es CPU-Gegner, die ebenfalls bauen, vergrößern und im Regelfall nicht freundlich gesinnt sind.

So müsst ihr alles Erdenkliche zum Siedlungserhalt machen. Das geht von Ressourcen finden und managen (Holz, Erz, Gold, Stoff, Nahrung) über Kämpfe führen und neue Gegenden erkunden. Schade ist, dass man seine Hauptsiedlung nie verschieben oder neu erbauen, sondern stets nur erweitern kann. Das Aufbauspiel funktioniert rundenweise (auch wenn ihr keine „Gegnerzüge“ seht). Ihr müsst genau kalkulieren, wie viel Schritte ihr mit eurer Expedition auf dem Feld wagt, welche Ressourcen sie in einer Runde verbrauchen werden und welche potentielle Gefahren im nächsten Zug auf euch warten. Eine „Runde“, so schnell vorbei sie auch sein kann, kostet somit stets viel Vorbereitung, viele Experimente und viel lesen von Statistiken.

Das Problem mit der Einstiegsphase

Theas größtes Defizit ist die Einstiegsphase ins Spiel. Thea ist ein unglaublich komplexes, vielschichtiges Spiel (auch wenn offensichtliche gute Spieler das Spielsystem allem Anschein nach schnell ausnutzen können). Das Problem liegt eben an der offenkundig sofort eintretenden Komplexität: Sie zu begreifen und nicht von Anfang an komplett erschlagen zu sein, ist eine Hürde, die man erst einmal schaffen muss. Wer Thea startet und bereits vom vielen Lesen zu viel hat, der wird sowieso scheitern. Aber selbst jemand, der sich brav alles durchliest, das „Tutorial“ mitspielt und die Erklärungsvideos im Spiel anschaut, wird trotzdem nicht genau wissen, was gewollt ist und was man alles wie, wo machen kann. Gerade die wichtigen Dinge wie das Spielziel, das Rundenprinzip, Ressourcen, auf die man stets achten muss oder auch das recht komplizierte Kampfsystem werden nie eindeutig erklärt.

Neulingen und Menschen, die nicht gewollt sind, sich in ein solches System durch stundenlange Youtube-Videos hineinzuarbeiten, kommt man hier nicht genug entgegen. Es müsste eine Hilfe-Funktion geben, die einem, wenn nötig oder eben auf der niedrigen Schwierigkeitsstufe, ständig Tipps und Hilfe anbietet. STÄNDIG. Denn nach den Einführungsminuten, in denen nur jede zweite Spielfunktion erklärt wurde, wird man alleine gelassen. Was die vielen Zahlen und Werte bedeuten, die überall stehen? Findet es selbst heraus!

Ein Spiel für PC. Punkt aus.

Wenn man sich mit dem Rundenprinzip langsam angefreundet hat und nach und nach versteht, wie das Sammeln, das Ernten, das Erkunden und schlussendlich auch das Kämpfen funktioniert hat, so merkt man, dass das Spiel einfach für den PC entwickelt wurde und es sich nicht so einfach auf die Konsole portieren lässt. Zwar ist der Port technisch gelungen – optisch ansprechend, schöne Artworks, die ab und zu vorkommenden (englisch) gesprochenen Texte sind authentisch und die Steuerung funktioniert ganz gut– doch gibt es einige Dinge, die dem Controllerspieler bei weitem nicht so leichtfallen, wie dem Mausbenutzer. All die kleinen verborgenen Hinweise, die es auf dem PC mittels eins Haltens des Mauszeigers über etwas zu sehen gibt, existieren auf der Xbox nicht. Ein schnelles Durchklicken durch die komplexe Menüstruktur ist nicht einfach und oftmals fehlt die Einblendung des zu benutzenden Buttons.

Fazit

Bereit für ein sehr komplexes, aber sehr ruhiges, entspanntes Aufbauspiel? Dann drauf los! Thea ist ein hübsches, gut präsentiertes, rundenbasierendes Strategiespiel, das man allerdings erst einmal durchdringen muss. Das größte Problem von Thea ist es selbst: Die Vielschichtigkeit, das enorme Ausmaß an Dingen, die man beachten und verstehen muss, werden in dem kleinen Tutorial leider nicht genug erklärt und schnell sieht man sich vor einer Herkulesaufgabe: Nämlich, das Spiel erst einmal zu verstehen…

Schließlich erschwert die Konsolenumsetzung weiter das Verständnis, denn alles, was mit der Maus auf dem PC recht schnell erklickt werden kann, benötigt auf der Xbox mehr Zeit oder entfällt komplett (Hinweise, die bei einem ruhenden Mauszeiger auf einem Wert oder einem Objekt erscheinen, fehlen auf der Xbox). Somit ist Thea sicherlich kein schlechtes Spiel, aber aufgrund seines Spielsystems und der hohen Anforderung an Spieler, sich mit den Regeln und dem Gameplay vertraut zu machen, eines für eine sehr kleine Zielgruppe. Und diesen Menschen würde ich das Spiel eher für ihren Computer empfehlen.


Bewertung

Pro

  • Optisch recht ansprechend
  • Englische Vertonung gut
  • Sehr vielschichtiges Spielsystem
  • Ruhiges, rundenbasierendes Gameplay

Contra

  • Komplexität für Anfänger viel zu hoch
  • Keine gute Hilfe, kein gutes Tutorial
  • Steuerung und Funktionen auf der Xbox eingeschränkt
  • Etwas zu klischeebelandene Rahmenstory
  • Für erfahrene Spieler repetitiv

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 7 von 10
7/10
Story 6 von 10
6/10
Umfang 7 von 10
7/10
Schwierigkeitsgrad 3 von 10
3/10
Gameplay 5 von 10
5/10
6

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