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Die etwas anderen Spiele, ganz ohne Erfahrungssystem und Actiongeballer, werden dank unabhängigen Entwicklern immer zahlreicher. The Vanishing of Ethan Carter ist eines dieser alternativen, stark storylastigen Spiele, die sich mehr wie ein Buch als wie ein Videospiel anfühlen. Wir haben das Spiel getestet und erzählen euch in unserem Review, was wir davon halten.

Verschwindibus?

Das Spiel wird aus der First-Person-Kamera gespielt und ihr kontrolliert einen Detektiven, der sich nach einem Hilferuf auf die Suche nach dem verschwundenen Jungen Ethan Carter macht. Das Spiel präsentiert sich anfangs als nicht lineares, Story-fokussiertes Spiel, welches sich dann im späteren Spielverlauf aber dann doch als recht linear herausstellt. Es gibt zwar „optionale“ Aufgaben, die einem die Hintergründe der Geschichte erläutern, aber sie sind so offensichtlich, dass sie man sie kaum verpassen kann. Um sie nicht abzuschließen und nicht zu erfahren, um was es geht, muss man sie schon ganz bewusst ignorieren.

Wie spielt sich das Spiel also? Ihr habt keine konkrete Aufgabe, keinen HUD, sondern entdeckt nach und nach eine wunderschöne Berglandschaft im Frühherbst. Die malerische Umgebung versprüht eine düstere Stimmung, in welcher man nach und nach immer mehr über die gruselige Hintergrundgeschichte, Morde und Rituale erfährt. Alles gepaart mit den Träumen und Geschichten des jungen Ethans. So beinhaltet das Spiel einige surrealistische Momente, die sich dann als von Ethan ausgedachte Geschichten entpuppen. Der realistische Unterton macht das Ganze umso bedrückender.

Keine schwere Kost

Wie man sich so durch den Wald bewegt, die Umgebung genießt und gleichzeitig eine gewisse gruselige Stimmung herrscht, merkt man gar nicht, dass das Spiel insgesamt eigentlich recht wenig Gameplay bietet. Denn ihr könnt lediglich gehen, schauen und mit ein paar wenigen Objekten interagieren. Die Rätsel stellen sich zumeist so dar, dass man ein Geschehnis der Vergangenheit rekonstruieren muss, indem man die richtige Reihenfolge der Ereignisse bestimmt. Diese sind jedoch meist mehr oder weniger offensichtlich und abgesehen von einer einzigen unglaublich schwierigen Easter-Egg-Aufgabe nach Abschluss des Spiels sind die Rätsel insgesamt sehr leicht und für jeden Spieler machbar.

Nach gut viereinhalb Stunden ist das Spiel dann auch schon fertig. Das kurze Abenteuer bietet allerdings eine sehr interessante Geschichte. Man muss sich das Ganze also eher wie ein spielbares Buch, oder wie einen spielbaren Film vorstellen. Der Wiederspielwert ist gering, aber die Geschichte, die erzählt wird, wirkt sehr tiefgründig, hat eine emotionale Steigungskurve die am Ende ihren absoluten Höhepunkt erreicht und noch einmal alles auf den Kopf stellt – hier ist wirklich der Hauptpunkt des Spiels.

Schade ist lediglich, dass es nicht mehr zu entdecken gibt, es nach zwei Stunden allein (ohne Interaktion mit NPCs, Tieren oder sonstigem) etwas eintönig werden kann und man tatsächlich nach allerspätestens 5 Stunden die Geschichte komplett abgeschlossen hat. Auch gibt es, neben der schönen Landschaft, nichts außerhalb der Haupträtsel zu entdecken (und diese sind eigentlich alle optional).

Fazit

Die Geschichte rund um das Verschwinden des Ethan Carter ist ein sehr atmosphärisches, spannendes Erlebnis. Das Spiel zeigt sich als wunderbar präsentierte Story, die durch die immer weitere, dezente Zuspitzung und dem gruseligen Unterton fasziniert.

Leider gibt es aber neben den knapp vier bis fünf Stunden Minimalrätsel und der schönen Landschaft nicht viel zu entdecken. Wem aber ein Mangel an Gameplay und eine recht kurze Spieldauer mit wenig Wiederspielwert nichts ausmacht, der sollte sich das Spiel aber auf alle Fälle anschauen: Es zieht einen mit der wunderbar ruhigen und doch düsteren Geschichte sehr schnell in seinen Bann und ehe man sich versieht, spielt man das Ganze in einem Stück durch, da man unbedingt wissen möchte, wie sich das Ganze nun weiterentwickelt.


Bewertung

Pro

  • Sehr schöne Landschaft
  • Story spannend und voller Wendungen
  • Düstere Atmosphäre
  • Unkompliziertes Gameplay
  • Angenehme Soundkulisse

Contra

  • Etwas leblose Welt (keine NPCs, keine Tiere)
  • Keine Easter-Eggs
  • Rätsel etwas zu leicht
  • Geringer Umfang: Zu hoher Preis

Grafik / Atmosphäre 8 von 10
8/10
Sound 7 von 10
7/10
Story 9 von 10
9/10
Umfang 5 von 10
5/10
Gameplay 6 von 10
6/10
Preis / Leistung 3 von 10
3/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
7

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