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Die Jungs von Stoic bringen uns zusammen mit dem Publisher Versus Evil ein neues Strategie-RPG. Als erfrischende Abwechslung für Rollenspiele, handelt es sich hierbei mal um eine Vikingergeschichte. The Banner Saga soll strategische Entscheidungen, einen abwechlsungsreichen Plot und ebenfalls die storyrelevanten Entscheidungen des Spielers berücksichtigen. Wir packen die Axt aus und legen los.

Die Grafik in diesem Spiel ist aus einem Guss und alles wurde sehr liebevoll gezeichnet. Besonders die Cut-Scenes beeindrucken durch eine Art der Darstellung, die man sonst nur aus teuren Zeichentrickroduktionen à la Disney kennt. Was den Augenschmaus etwas trübt, ist die fehlende Animation während den Konversationen. Diese wirken dadurch unnötig statisch.

Klanglich wird die Saga sehr liebevoll von der eigenen Musik untermalt. Da die grammy nominierte Komponistin Austin Wintory dahinter steckt, ist dies auch nicht verwunderlich. Die Sounds während den Kämpfen sind ebenfalls von einer guten Qualität. Wo wir etwas enttäuscht waren: Bei den Dialogen, welche man mit diversen NPCs nun mal im Laufe des Spiels führt, fehlt die Vertonung mal ganz entspannt komplett. Wieso? Keine Zeit, um diese fertig zu stellen? Das ist schade und gibt hier Punktabzug.

Die Story ist an sich interessant und würde sich für einen Roman ebenfalls sehr gut eignen. Es geht um eine Geschichte, die von nordischen Sagen und Mythen inspiriert wurde. Die Varl sind Riesen, welche mit den Menschen nur zähneknirschender Weise zeitweilig immer wieder Frieden schließen. Immer wieder gibt es dennoch Scharmüzel zwischen beiden Parteien. Doch dann kommen die Drege ins Spiel. Das sind steinerne Krieger aus dem Norden, die sich mit beiden anlegen. Sie drängen hervor, doch es ist unklar, ob sich diese aus eigener Kraft gegen die Menschen und Varl erheben. Und warum geht die Sonne nicht mehr unter? Hängt dieses Phänomen damit zusammen und steckt etwas anderes hinter dem Vormarsch der Dregde? Diese Fragen werden im Verlaufe der Handlung beantwortet.

Man sieht also, der Plot kann sich durchaus sehen lassen. Warum geben wir keine höhere Wertung? Ganz einfach: Außer in den großartig inszenierten Cut-Scenes wird die Story schlecht präsentiert. In den Dialogen, welche man immer wieder mit diversen Figuren führt, gibt es schlichtweg keine Animation, die das Geschehen auflockern würde.

Es gibt ebenso keine Vertonung in den interaktiven Dialogen! Was passiert also? Man muss immer wieder fleißig auf den Button "A" drücken, um das Geschehen nach vorne zu bringen. Wer schon mal ein Japano-RPG gespielt hat, weiß was gemeint ist. Es passiert nichts anderes, als dass ein alter Textblock durch einen neuen Textabschnitt ersetzt wird. Das wird schnell langweilig und man überspringt dann mal gerne komplette Konversationen und daher geht einem die Story dann ziemlich schnell am ... vorbei. Das ist wirklich unschön, denn gerade die Geschichte hat ein fesselndes Potential. Wer also keinen Bock auf viel Lesen hat, sollte sich zweimal überlegen hier zuzuschlagen.

Für einen Zwanni kriegt man hier einen absolut beeindruckenden Umfang geboten. Nicht nur befinden sich die Animationen auf einem sehr hohen Niveau, sondern man erhält zudem viele Kämpfe, die so manchen Strategen fordern werden. Dazu hat die Kampagne des Spiels eine ungefähre Spieldauer von ca. 7-10 Stunden. Je nachdem wieviel man bereit ist zu lesen. Obendrein gibt es noch den RPG-Aspekt, der einen die Figuren auf vielfältige Weise konfigurieren lässt.

Nun die wichtigste Frage: Macht das Spiel auch Laune? Ja, tut es. Es ist allerdings kein Titel für Schnellzocker. Oder zumindest geht einem dann sehr viel verloren. Die Kämpfe bieten auch eine gewisse Komplexität und ebenso die unterschiedlichen Fähigkeiten der Figuren. Diese aber gut durchzuplanen, macht schon Spaß. Besonders dann, wenn man sieht das die Rechnung aufgeht.

Man hat verschiedene Rollen in dem Spiel. Zum einen treibt man die Narration in den Dialogen nach vorne. Dort ist wie unter "Story" beschrieben, viel Lesen gefragt. Man hat also so etwas wie einen interaktiven Roman. Das wird nicht jeder mögen. Aber für diejenigen, die keine Probleme damit haben, viel an der Konsole zu lesen, wird es passen.

Dann hätten wir noch den Kampf an sich. Dort präsentiert sich das Spiel in einer isometrischen Ansicht, die einem schachfeldartig in Feldern vorgibt, welche Figuren man wohin ziehen kann. Jeder Charakter verfügt über unterschiedliche Fähigkeiten. So gibt es beispielsweise einen Kämpfer mit einer dicken Schild. Dieser kann Aufgrund seiner dicken Rüstung ordentlich Dresche einstecken. Ist aber weniger Stark im Angriff. Dann gibt es noch einen perfekten Damage-Dealer. Dieser schwingt mit einem Zweihänder in die Horden und kann mit einem Schlag mehrere Gegner hart treffen. Im Gegensatz zu den kleineren Soldaten nehme diese beiden Varl (Riesen) aber auch mehr Raum ein. Sie benötigen vier anstatt zwei Felder. Also gilt es hier auf strategische Positionierung zu achten. Zusammen mit den unterschiedlichen Fähigkeiten sorgt die für intensive und abwechlsungreiche Kämpfe.

Der Rollenspielaspekt gibt einem zudem die Möglichkeit, jeden individuell zu leveln und unterschiedliche Attributspunkte zu verteilen sowie Fähigkeiten auszuwählen. Alleine dadurch wird für einige eventuell ein zweiter Durchlauf interessant.

Fazit

Die Entwickler haben sich bei dem Spiel The Banner Saga ordentlich ins Zeug gelegt, um dieses abwechslungsreich zu gestalten. Die Animationen befinden sich auf Zeichentrick-Niveau der obersten Riege und müssen sich vor professionellen Produktionen nicht verstecken. Dazu wird die Musik dramatisch orchestriert.

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Der größte Minuspunkt bei dem Spiel ist die Erzählweise der Dialoge und davon gibt es einige in dem Spiel. Diese werden leider ohne Ton und Animation nur in Textblöcken vorgetragen. Das ist schade und wird für viele auch nervig sein, da man sich endlos mit "A" durchklicken darf. Dadurch geht auch viel von der Hauptstory verloren, die an sich recht spannend ist.

Ein großer Pluspunkt ist die Komplexität der Kämpfe. Da hier rundenbasiert gearbeitet wird und man jeden isometrisch positionieren kann, ist Taktik Trumpf. Spieler, die gerne planen, werden hier also ihre wahre Freude haben. Wer Fan von strategischen Rollenspielen ist und viel Texte lesen nicht scheut, wird hier für wenig Geld gut bedient.


Bewertung


Grafik 8 von 10
8/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 8 von 10
8/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Gameplay 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
8