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Ganz ohne Virtual Reality schafft es nun „The Assembly“ auf die Xbox One – als First-Person Adventure im Point & Click Stil. Ihr entdeckt eine geheime Forschungsinstitution untertage, welche fragwürdige Experimente vollführt. In unserem Review erzählen wir euch, warum das spannender klingt, als es letztendlich ist…

In der Haut von zweien

In dem First-Person-Spiel schlüpft ihr abwechselnd in die Haut von zwei Wissenschaftlern. Madeleine Stone ist ein Neuzugang bei der Untergrundorganisation „Assembly“ und wurde für ihr „Vorstellungsgespräch“, das aus einer Reihe verschiedener Tests besteht, kurzerhand entführt. Daneben steuert ihr auch Caleb Pearson, ein Wissenschaftler, der schon länger bei der Assembly arbeitet und nach einem Ausweg, einer Flucht von der Organisation sucht.

Die beiden Protagonisten treffen sich nur einmal ganz kurz – die meiste Zeit laufen beide Handlungsstränge komplett separat voneinander.

Das Problem, das von Anfang an bei beiden Geschichten entsteht: Es fehlen Hintergrundinformationen, es fehlen Portraits, Menschen und mehr Tiefgang in der Geschichte, als dass man großartig mit den Protagonisten mitfühlen könnte. Ja, es wirkt schon irgendwie dramatisch, dass Madeleine entführt worden ist und nun eine Reihe von absurden Tests bestehen muss, um sich für einen Job bei einer von aller Ethik befreiten Wissenschaftsorganisation zu bewerben. Und doch fehlt es uns oftmals an Empathie, weil wir die Entführung selbst nicht wirklich mitbekommen haben, nichts über die Frau selbst wissen und uns erst nach und nach rückwirkend ihre familiäre Situation erläutert wird.

Und bei Caleb geht es nicht besser. Er will raus aus der Organisation, doch warum? Urplötzlich entdeckt er, dass die Assembly an einem gefährlichen Virus forscht, ohne Rücksicht auf Verluste. Dass die Assembly schon immer eine fragwürdige Moral hatte, stellt er hier nicht infrage. Es wirkt ein wenig willkürlich, warum er sich jetzt plötzlich Gedanken darüber macht, der Organisation doch gerade jetzt den Rücken zu zukehren…

Gameplay reduziert auf ein Minimum

Das erste Kapitel ist nur ein Film mit zwei Interaktionen. Und danach wird das Gameplay nicht wirklich spannender. Man kann sich durch verschiedene Räume bewegen, alle möglichen Schränke und Schreibtische untersuchen (ich habe noch nie in meinem Leben so viele Möbel mit leeren Schubladen gesehen?!), E-Mails von Kollegen auf Computern lesen und nebenbei ein paar Zahlencodes finden. Die einzige Abwechslung zu dem minimalen Gameplay (man riskiert nie etwas und kann alles stets in aller Ruhe machen – es gibt kein Verlieren oder Game Over o.Ä.) stellen Madeleines Tests dar, welche eine Reihe an verschiedenen Minirätsel sind. Einige sind schwerer, einige sind einfacher – alles in allem Logikpuzzle, die aber ohne großen Aufwand gelöst werden können.

Wenn ich mir nun nebenbei vorstelle, dass das Ganze eigentlich in VR sein sollte, denke ich, dass das teilweise wohl recht langweilig ist. Action fehlt im Spiel komplett, auch wenn es öfters spannende Situationen gibt.

Technisch nicht grandios

Der grafische Eindruck ist mitunter sehr verhalten. So wirken vor allem Personen sehr unrealistisch und sehen eher aus wie Comicfiguren. Die Umgebungen sind ganz nett gemacht und haben einige Details, vor allem was das Labordesign an sich angeht, die beindrucken. Doch nach und nach merkt man, dass sich alles wiederholt. Nicht nur die Tische und Schränke, auch die Bücher, die Bilder und Blätter und selbst der Müll in den Mülltonnen ist immer der gleiche… Abgesehen davon fühlt man sich das gesamte Spiel aufgrund der mangelnden menschlichen Interaktion etwas allein – alles wirkt etwas künstlich. Man ist wie auf sich allein gestellt. Die englische Synchronisation ist allgemein aber ganz gut und die Musik ist insgesamt auch passend und zufriedenstellend.

Kurzer Spaß

Abgesehen von dem mittelmäßigen und teils langweiligen Eindruck, macht das Spiel aber Spaß. Vor allem, weil es eine doch interessante, realistische und moralisch prickelnde Geschichte erzählt. Die Wissenschaft, die sich nicht um die Konsequenzen ihrer Forschung kümmert, die zwei Wissenschaftler mittendrin und mit Entscheidungen konfrontiert.

Schade ist nur, dass das Spiel dann so kurz ist und auf dem Höhepunkt der Spannung aufhört. Gerade dann, wenn es interessant wird und man die Geschichte der Madeleine hätte bestens ausbauen können, ist das Spiel auch schon vorbei und man konnte nur kurz mitfühlen, musste nur kurz schwere Entscheidungen treffen und war nie wirklich groß mit komplizierten Rätseln gefordert. Für ein VR-Spiel sicherlich ok, aber so, auf einem normalen Fernseher mit der Xbox One, wirkt es wie ein unfertiges Spiel…

Fazit

The Assembly erzählt eine interessante Geschichte von einer dubiosen Wissenschaftsorganisation, die vor keinen Skrupel zurückschreckt. Doch die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird, ist eher langweilig, emotional nicht wirklich berührend und auch insgesamt nicht sehr interaktiv. Das Gameplay beschränkt sich nämlich auf ein Minimum und nachdem man gemerkt hat, dass in jedem Raum die gleiche Mülltonne und der gleiche Schreibtisch steht, hat man das Spiel dann auch optisch schnell satt.

Sicherlich macht es Spaß und es gibt Momente (wie z.B. die Rätsel von Madeleine), die einen ein wenig fordern können – insgesamt hinterlässt The Assembly aber eher den Eindruck von einem unfertigen Spiel mit Potential. Nach drei Stunden ist alles vorbei und der Wiederspielwert ist gleich Null… Wer ein kurzes, ruhiges Abenteuer möchte, wird sicherlich kurz unterhalten, wirklich empfehlen kann man das Spiel aber – aufgrund seines zu simplen, allgemeinen Designs –nicht.


Bewertung

Pro

  • Potentiell spannende Story
  • Ruhiges, einfaches Gameplay
  • Synchronisation und Musik gut

Contra

  • Gameplay zu minimalistisch
  • Keine große Spannung oder Emotionalität in der Story
  • Zu kurz: Hört auf dem Höhepunkt auf
  • Grafisch repetitiv und nicht wirklich grandios

Grafik 6 von 10
6/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 7 von 10
7/10
Gameplay 5 von 10
5/10
Spannung 6 von 10
6/10
Umfang 4 von 10
4/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
6

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