
Review zu Teenage Mutant Ninja Turtles: Aus den Schatten heraus
Aufgrund dessen, dass der Sender Nickelodeon die Ninja-Schildkröten weiterhin am Leben erhält, erscheinen auch weiterhin Videospiele dazu. Das neue Teenage Mutant Ninja Turtles: Aus den Schatten wählt eine etwas weniger kindgerechte (USK16), dafür komplexe Herangehensweise und will mit einem 4er-KoOp Actionspiel die Turtles-Fangemeinde begeistern. Der grüne Pizzahunger packte uns auch und wir berichten euch in unserem Review, was die Turtles auf dem Kasten haben.
Grafik
Gleich zu Beginn haben wir es mit einer ambivalenten Sache zu tun. Grafisch ist das Spiel nämlich schwer zu bestimmen. Denn einerseits haben wir etliche, sich wiederholende und recht eintönige Levels, die sich so sehr ähneln, dass man tatsächlich manchmal denkt: ,,Hier war ich doch schon mal..." Dazu kommen teils matschige Texturen, ab und an Pop-Ups und weiterhin uninspiriertes Leveldesign. Andererseits haben wir die Charaktermodelle, insbesondere die der Turtles, und die grafische Darstellung im Allgemeinen. Die Turtles sehen klasse aus, dies sieht man auch sehr schön, wenn man ranzoomt. Details, furchterregend, teils realistisch und doch der Comik-Look, den die Fans so lieben. Auch die Gegner sehen, obwohl alle gleich, recht gut aus! Des Weiteren sind das Menü, das Hauptquartier und das ganze Brimborium drum herum sehr nett anzuschauen und vermitteln eine gute Atmosphäre. D.h. wir bleiben bei einem zwiegespaltenen Gefühl, was die grafischen Eindrücke angeht.
Sound
Zwar hat auch der Sound seine Hochs und Tiefs, aber die schlechten Eindrücke überwiegen hier ganz klar. Und zwar ist es die Musik. Die musikalische Untermalung des Spiels ist so unglaublich nervig, dass ich sehr schnell in den Einstellungen die Musiklautstärke heruntergefahren habe. Am liebsten hätte ich sie gegen einen eigenen Soundtrack ausgetauscht (geht ja eigentlich sogar). Die Dauerschleife im Hintergrund ändert nämlich nie ihren Rhythmus, ist nie dynamisch und passt sich so überhaupt nicht dem Spielgeschehen an. Sie läuft sogar weiter, wenn man auf Pause drückt! Abwechslung gibt es nicht, es ist immer das gleiche, schlechte, langweilige Gedudel, das einen bereits nach den ersten 5 Minuten nervt. Unglaublich, wie so etwas eine Spielstimmung kaputt machen kann... Da hilft es auch nicht, dass die Synchro der Turtles ganz lustig und bodenständig ist. Die witzigen Sprüche und Diskussionen halten einen auf Trapp, aber die Musik nervt einfach nur... Ich vermisse ebenfalls einen nostalgischen Soundtrack. Kein Song aus früheren Spielen/Filmen usw. dabei. Schade.
Story
Ach, wer braucht schon Story? Wenn man einfach nur drauf los kämpfen kann? Naja, ein wenig Geschichte gibt es dann schon. April O'Neil steckt mal wieder in Schwierigkeiten, Schredder, der Foot-Clan und die Kaangs drohen mit der Vernichtung New Yorks und der Welt... Alles beim Alten. Das Problem ist, dass die Story tatsächlich zu kurz kommt. Es gibt ein paar Zwischensequenzen, aber man kämpft sich einfach immer nur weiter und weiter, um dem Endgegner Schredder näher zu kommen. Warum? Keiner weiß es.
Zum Spielprinzip: Verwirrend. Einerseits versucht man, alles auf das Kämpfen aufzubauen, aber das wird schnell langweilig und monoton. Abwechslung gibt es mit kleineren, nicht nennenswerten Jump'n Run Passagen, Schleichelemente und ein wenig Minispielchen beim Hacken von Steuerkonsolen. Ansonsten gibt es ein paar verschiedene Spielmodi, die aber alle das gewohnte Gameplay beinhalten. Aber das begeistert leider nicht sonderlich... Apropos Spiel-,,Prinzip": Die Aufgaben in der Kampagne sind alles andere als klar. Ohne HUD und ohne Missionsübersicht o.Ä. irrt man schnell mal zehn Minuten in einem sich überall ähnlich aussehenden Level herum und fragt sich, was man gerade machen muss. Bis man den versteckten Hebel gefunden hat, der noch nicht einmal leuchtet, sondern bei dem nur A aufblitzt, wenn man nah genug dran steht... Eine klare Angabe, was man machen muss, oder wo die zu betretende Route ist, wäre hier deutlich besser gewesen.
Umfang
Obwohl einiges angerissen wurde und einiges versucht wurde, bleibt der Umfang gering. TMNT: AdSh wirkt so, als ob versucht wurde, alles Mögliche noch hinein zu quetschen, anstatt dass man sich auf das Wesentliche konzentriert hätte. Man hat einen deutlich zu umfangreichen Skill-Baum für Arcadespiel (glaubt mir, das ist der Wahnsinn, was euch da alles an Möglichkeiten geboten wird), eine viel zu kurze Kampagne (4 Mission à 20 Minuten), die schnell sehr schwer wird, einen Arcade-Modus, welchem ihr einfach drauf los hauen könnt, einen Herausforderungsmodus um Highscores zu knacken, eine umfangreiche Trainingsmöglichkeit (mit viel zu unklaren Anweisungen für die einzelnen Moves) mit Text-Tipps von Meister Splinter, freischaltbare Konzeptgrafiken, eine unglaubliche umfangreiche Werkstatt, in der ihr Waffen upgraden könnt und mehr. Sieht nach viel aus... ist aber nur ein schöner Rahmen um das immer gleiche und dadurch nicht abwechslungsreichere Gameplay. Denn die tatsächlichen Spielmomente kommen zu kurz (Die genannte Kampagne, die ihr auch im Koop spielen könnt, ist irrwitzig kurz!) und es beschränkt sich auf viel drum herum. Das ist definitiv zu wenig für satte 15 EUR.
Spielspaß
An sich sollte das Spiel allein dadurch Spaß machen, dass es ein Turtles-Spiel ist, aber der Charme ist verflogen... Zum einen nervt die Musik tatsächlich enorm und zum anderen ist das Gameplay einfach nicht überzeugend genug, als dass man sich wirklich durch die Levels quälen möchte. Besonders die unglaublich stupide und schlechte Team-KI ist so nervig, dass man am liebsten sofort aufgibt. Versucht erst gar nicht, alleine das Spiel durchzuspielen - ihr habt keine Chance. Denn eure Mit-Schildkröten werden einfach nur einen Gegner anglotzen, ab und zu einen einzelnen Angriff starten und für den Rest blöd aus der Wäsche schauen. Einen Bosskampf so besiegen? Schwer, wenn nach einer Minute alle Team-Mitglieder tot auf dem Boden liegen und man selbst krampfhaft versucht mit dem letzten kleinen Stück an Gesundheitsbalken zu überleben. Nein, so macht das Spiel einfach keinen Spaß. Da hätte man wenigstens einen leichteren Schwierigkeitsgrad einprogrammieren müssen. Das repetitive Gameplay und der geringe Umfang geben den Spiel dann den Rest, da können gute Grafik und witzige Sprüche nicht aufbessern.
Gameplay
An sich hat man das Spiel komplex aufgebaut. Verschiedene Kombos, Spezialfähigkeiten zum Freischalten, Team-Angriffe, komplexes Blocksystem mit Spezialblocks, Team-Blocks, Spezialwaffen, Spezialangriffe usw... Doch nichts wirkt irgendwie rund. Das merkt man bereits nach dem ersten Spielen. Das ewige Durchmetzeln durch nimmer endende und viel zu widerspenstign Gegnerhorden ist schlussendlich einfach zu träge. Jeder Angriff dauert, die Blocks sind mühselig, dem Spiel fehlt es an Tempo. Ich brauche einfach mehr Hack'n Slay Gefühl, wenn ich mit meinem Turtle kämpfen will! Und schlussendlich läuft eh wieder alles auf X drücken hinaus, mit ab und zu B zum Blocken oder A zum Ausweichen. Wenn man es aber mit Gegnern zu tun hat, die immer wieder aufstehen, immer wieder Verstärkung rufen und dann auch noch die Kamera Probleme bereitet, nervt das einfach nur.
Sicherlich hat das Spiel zwischenzeitlich seine Glanzmomente und die verschiedenen Spezialattacken und Fähigkeiten der einzelnen Schildkrötenninjas sind eigentlich ganz cool - doch insgesamt fehlt dem Spiel jegliche Finesse. Die Steuerung der Turtles im Kerngameplay funktioniert einfach zu langsam, das Spiel wirkt entschleunigt und verliert so an Reiz - denn nur bei einem schnellen Tohuwabohu kann ein simples Hau-Drauf-Spiel Spaß machen.
Multiplayer
Warum kann man lokal nur zu zweit spielen? Früher war es auf Mini-Röhrenbildschirmen mit geringer Auflösung ohne Probleme möglich, einen Vierer-Splitscreen zu haben. Man hat zwar nichts gesehen, aber Spaß machte es trotzdem. Lokal heißt es: Maximal zu zweit Turtles spielen! Zwei leidige KI-Mitspieler müsst ihr dann ertragen. Über Xbox Live könnt ihr dann zu viert spielen. Allerdings macht dies das Spiel nur geringfügig besser. Zwar habt ihr keine dumme KI mehr, aber einfach wird das Spiel trotzdem nicht. Hat man keine Pizzas mehr im Inventar (zum Gesundheitsboost), kann man auch keine gefallenen Team-Kameraden mehr retten und das ,,Game Over" steht schnell auf dem Bildschirm. Lags verlangsamen das Spiel noch mehr und sobald der Host das Spiel verlässt - fliegt man komplett aus dem Spiel, kann es nicht an dem letzten Kontrollpunkt weiterspielen und muss das Kapitel neustarten. Meh.
Fazit
Nein, das neue Turtles-Spiel bietet zu wenig. Zwar mag das Zielpublikum älter sein als zuvor, aber gelungen ist es bei weitem nicht. Ein unglaublich nerviger Soundtrack untermalt wunderschön das träge, zu repetitive Gameplay, das aufgrund mieser Team-KI sehr schnell zur Herausforderung wird. Dadurch kann das Spiel einfach keinen Spaß machen. Man hat versucht, unglaublich viel in das Spiel zu quetschen, aber die vielen Spielmodi, Anpassungsmöglichkeiten, der riesige Skill-Baum, Freischaltbares... alles geht unter, wenn das Kern-Gameplay nicht stimmt.
Seine Glanzmomente hat das Spiel in Form der richtig schön und cool entworfenen Turtles, den vielen Spielmöglichkeiten, dem Multiplayer und teilweise beim Einsetzen von Spezialfähigkeiten und Spezialangriffen. Doch insgesamt bleibt immer ein fader Beigeschmack. Die Gegner halten zu viel aus, die Team-KI ist schon wieder komplett gestorben, die Kamera will einfach nicht auf die richtige Stelle, man läuft zehn Minuten im Kreis, weil man nicht weiß wohin, über Xbox Live hat der Host das Spiel verlassen und man sitzt wieder am Anfang des Kapitels... Dazu der ,,riesige" Umfang von satten 4 Kapiteln à circa 20 Minuten Spielzeit. Und das Ganze für fast 15 EUR? Definitiv nein! Hier greift man besser zum deutlich älteren TMNT, das deutlich besser und abwechslungsreicher ist.