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Die Geschichte um Strider Hiryü nahm vor mehr als zwei Jahrzenten ihren Anfang. Im Jahr 1988 interessierte sich Capcom für einen Manga und wollte diesen als Videospielvorlage nutzen. Die Umsetzung erfolgte nur ein Jahr später. Das entstandene Spiel hat nur wenig mit der Comicserie gemein, abgesehen vom Namen - Strider. Der erste Teil feierte einen großen Erfolg, aber nach einer Misslungenen NES-Umsetzung wurde es sehr ruhig um den Sidescroller. Es folgten Gastauftritte von Hiryü, wo er unter anderem in Capcom World 2 zu sehen war, bevor er in Strider 2 seine Wiedergeburt feiern durfte. Trotz des erfolgreichen Vorgängers floppte der zweite Teil und unser Held verschwand fast vollständig von der Bildfläche. Es gab immer wieder Gerüchte um seine Rückkehr, aber nichts bewahrheitete sich. Nun, 25 Jahre nachdem ersten Teil, feiert Strider endlich sein Comeback auf der Xbox 360 und kommt sogar auf die NextGen-Konsole Xbox One. Aber kann Hiryü an seine ersten Erfolge anknüpfen oder muss sich unser Star in Zukunft wieder mit Gastauftritten begnügen?

Seit dem ersten Teil hat sich nicht viel verändert und das ist auch gut so. Ganz um der alten Zeiten Willen, ist das Spiel immer noch ein 2D-Sidescroller und spielt sich wie eh und je. Die Level rücken liebevoll ins Bild, der Charakter rauscht klassisch mit rotem Umhang voran und die Umgebung wirkt sehr detailliert. Mit knalligen Effekten, die im rasanten Kampf das i-Tüpfelchen sind, schafft Strider die Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart aufzubauen. Strider fühlt sich damit an wie damals, sieht aber dabei aus wie heutzutage eben ein Spiel auszusehen hat. Allerdings fällt schon nach sehr kurzer Spielzeit auf, dass die Level kaum für Abwechslung sorgen. Zwar verändert sich durchaus die Umgebung, welche von einer prunkvollen Halle bis zu einem abgehalfterten Gefängnis reicht, aber dennoch wirkt das Leveldesign eintönig und kaum abwechslungsreich. Auch in der Gestaltung müssen wir Abstriche machen, denn vor allem die Innenräume wirken farblich wie aus einem Topf gepinselt. Abwechslung hätte hier wirklich gut getan.

Soundtechnisch macht Strider fast alles richtig. Ganz der rasanten Kämpfe treu, schmettern passende Waffeneffekte aus den Lautsprechern und geben dem Fight die entsprechende Soundkulisse. Das Gameplay verschmelzt direkt mit den Effekten, was Strider wirklich gut tut, denn die musikalische Untermalung plätschert eher fad vor sich hin und wirkt eintönig. Die Musik ist im Menü schnell etwas herunter gedreht, die Effekte bekommen dafür ein paar Punkte mehr und schon hört sich der Sound stimmig zum rasanten Geschnetzel an. Zur Sprachausgabe gibt es nicht viel zu sagen, denn die Zwischensequenzen sind derart kurz, dass es kaum ins Gewicht fällt. Die kleinen Dialoge wirken dabei unstimmig und man merkt, dass Capcom den Fokus eher auf andere Sachen gelegt hat.

Es gibt Spiele da fragt man sich - welche Story? Genau zu dieser Kategorie gehört Strider. Hiryü schwebt in der ersten kleinen Sequenz auf das Schlachtfeld zu und streckt sofort seine ersten 20 Gegner nieder. Das geht dabei so schnell, dass man kaum Zeit hat, sich ein paar grundlegende Fragen zu stellen. Wer ist eigentlich dieser Protagonist, dieser Hightec-Ninja? Und wer taucht in den sehr kurzen Zwischensequenzen auf und will uns ans Leder? Fragen, die neben den rasanten Kampfszenen immer wieder durch den Kopf schießen, ohne das sie beantwortet werden können. Stattdessen hakt man willkürlich die Ziele ab. Infiltriere die Grenzmauer, gefolgt von zerstöre die Alarmstufen, bis hin zu verlasse den Palast. Dazwischen müssen wir uns durch Horden von Robotern kämpfen, die uns Mal mit einem MG an den Kragen wollen, dann mit einem Scharfschützengewehr und zum Schluss mit einem Raketenwerfer.

Abwechslung bringen dazwischen die Bossgegner. Wir müssen in manchmal kniffligen Gefechten gegen monströse Roboter bestehen, uns auf einer drachenähnlichen Maschine behaupten oder zum Beispiel gegen drei flinke Ladys als Sieger vom Kampfplatz schreiten. Die sehr spärlichen Zwischensequenzen erzeugen keine zusammenhängende Geschichte. Im ganzen Spiel erfahren wir im Grunde genommen gar nichts und fighten uns weiter durch eine nicht enden wollende Anzahl von Feinden, bis wir dann endlich zum langersehnten Endgegner gelangen. Auch wenn quasi keine Story vorhanden ist, so funktioniert die Zeitreise in die Vergangenheit außerordentlich gut. Am Ende geht es eben nur um den sidescrollenden Helden, der sich durch eine Horde von Gegnern metzelt. Seien wir doch mal ehrlich, brauchen wir dazu wirklich eine Story?

In der Kampagne stellen sich uns die unterschiedlichsten Gegner in den Weg. So hat Roboter A am Anfang ein Sturmgewehr, was Roboter A später gegen eine Schrotflinte oder ein Scharfschützengewehr tauscht, bis - ja wieder Roboter A, zum Raketenwerfer greift. Um so weiter wir in der Kampagne fortschreiten, um so hartnäckiger und widerstandfähiger werden unsere Gegner. Dabei wechselt Roboter A lediglich die Farbe und wird nicht durch ein Nachfolgemodell ersetzt. Neben der Klonarmee sorgen kleine roboterartige Hubschrauber für Abwechslung. Damit es nicht allzu eintönig wirkt, gibt es noch kleinere käferartige und monströse Maschinen, die alle nur eins wollen - uns am Weiterkommen hindern. Bei den Bossgegnern gibt es dann aber wirklich die unterschiedlichsten Charaktere, obwohl auch da einige mehrmals auftauchen. Wirklich gut ist, dass ein besiegter Bossgegner manchmal in einer kleineren und schwächeren Form wieder auftaucht. Erstens bringt das Abwechslung und zweitens kann man die erfolgreiche Bekämpfungstechnik nochmals anwenden.

Nachdem Sieg eines kniffligen Gegners erlernt man eine neue Fähigkeit, die uns nicht nur im Kampf weiterhelfen wird. So können wir zum Beispiel mit dem Doppelsprung neue Plattformen erreichen, mit dem Sturzangriff Gitter durchbrechen und via Adlerflug wieder zurück an die Oberfläche gelangen. Der Adlerflug kann aber auch super im Kampf eingesetzt werden und dient so als eine Art Fernwaffe, die jedoch kostbare Plasmaenergie verbraucht.

Neben der "Story", kann man in der Kampagne verschiedene Sammelobjekte finden, die meist an besonders kniffligen Orten versteckt sind. So bekommt man ein Gesundheitsbonus zum Beispiel nur, wenn man eine Art Hindernisparcour durchquert. Man kann auch seine Plasmaenergie aufstocken. Diese sammelbaren Features liegen aber meist fernab vom eigentlichen Weg, sind aber für das Weiterkommen fast unabkömmlich, denn für den einen oder anderen Bossgegner, braucht man eine zusätzliche Energiereserve.

Des Weiteren sind Parcours versteckt, die neben der Kampagne einen kleinen zusätzlicher Zeitvertreib bieten. Zuletzt kann man noch Konzeptgrafiken oder Storyinfos - aha, es gibt also doch welche - einsammeln, welche dann im Hauptmenü angezeigt werden können.

Um es gleich vorweg zu sagen, Strider wird nicht jedem Spaß machen. Unser Held metzelt sich von einem Level in das nächste und wird dabei nur von seinem todbringenden Schwert begleitet. Zwar erlernt er im Laufe der Kampagne neue Tricks, was dem Spiel aber am Ende zu wenig Abwechslung gibt. Hinzu kommt, dass wir oftmals zum letzten Kontrollpunkt zurückfallen, was schnell frustrierend sein kann. Fans des klassisch Spielprinzips werden es hingegen lieben, denn hier macht Strider alles richtig. Durch stimmige Grafik, der passenden Soundkulisse und dem gelungenem Gameplay, wird Strider bei Sidescroll-Liebhabern eine wahre Droge sein.

Zu Beginn des Spiels können wir aus 3 unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden wählen. Dabei kommt es ganz darauf an, wie viel Erfahrung und Geduld wir mitbringen. Ist man ein geübter Sidescroller, dann sollte einer der höheren Schwierigkeitsgrade ausgewählt werden. Für Quereinsteiger oder Neulinge empfiehlt sich die einfache Variante, denn durch einen frühzeitigen Tod, gelangt man an den letzten Kontrollpunkt zurück und muss sich zu der zuvor erarbeiteten Stelle wieder vorkämpfen. Das kann schnell zu frustrierenden Momenten führen und man sollte sich wirklich genau den Schwierigkeitsgrad überlegen, denn danach kann man diesen nicht mehr herabsetzen.

Mit der Steuerung wird man ins kalte Wasser geschmissen. Kaum landet Strider Hiryü, schon geht es ins Gefecht und es heißt fighten. Schnell sein ist die Devise. Eine Einführung in das Spiel oder ein Tutorial für das Kampfsystem gibt es nicht. Wozu auch, denn schnell wechselt man in den Rythmus von stupides auf X hämmern, um das Schwert hervor sausen zu lassen. Damit der Daumen Abwechslung bekommt, müssen wir vielen Attacken ausweichen und das geht nun mal besten mit Springen. So wandert der Daumen eine Taste weiter, wird dabei aber nicht zur Ruhe kommen. Wer sich die Steuerung genau anschauen möchte, der kann dies jederzeit im Menü tun.

Ganz dem Original treu, ist Strider ein sehr rasantes Spiel, welches förmlich durch die Level fliegt. Dabei laufen wir in hohem Tempo mal nach links, dann wieder nach rechts, klettern eine Mauer hinauf und auch wieder herunter. Um uns besser orientieren zu können, hilft uns eine kleine Minikarte oben rechts im Bildschirm. Dort wird der nächste Zielpunkt angezeigt. Der Weg bis dahin liegt aber im Verborgenen und muss erst von uns erkundet werden. Dabei treffen wir auf zahlreiche Feinde, die uns aus der Luft beschießen, den Weg versperren und uns auf jede erdenkliche Art und Weise an den Kragen wollen. Abwechslung bringen die eingebauten Rätsel- und Kletterpassagen. So muss man Lichtbarrieren ausweichen, Sprünge timen, Schalter suchen und ganz nebenbei einen Bossgegner niederstrecken. Nach einem Kampf geht man eigentlich immer mit einigen Wunden und Verletzungen hervor. Auch die Plasmareserven sind oft durch viele Spezialangriffe in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Gesundheits- und Plasmaanzeige wird durch niederstrecken von Gegnern und zerstören von kleinen Verbandskästen wieder aufgefüllt.

Alles in allem macht Strider in Sachen Gameplay alles richtig. Temporeiche Action und Ninja-Effekte gehen Hand in Hand und ergänzen sich super. Durch die schnelle Spielweise, gepaart mit Klettereinlagen und Robotergemetzel, kann der Sidescroller ordentlich punkten. An vielen Stellen taucht der Flair vom ersten Strider Teil wieder auf und schafft es so den Spieler, trotz stupiden Kämpfen, einzufangen und auf gewisse Art und Weise zu verzaubern.

Fazit

Zum Schluss müssen wir nicht lange um den heißen Brei herumreden. Eine tiefgründige Story wird man bei Strider ebenso wenig finden, wie kinoreife Zwischensequenzen. Was bei den meisten Spielen ein Todesurteil ist, wird hier niemanden großartig stören.

Strider ist ein actiongeladenes Fight-Game, welches durch Klettereinlagen sehr gut ergänzt wird. Dabei gehört das Spiel nicht zu den abwechslungsreichsten seiner Art, macht aber durchaus Spaß.

Am Ende kann man Capcom zu einer durchaus gelungenen Zeitreise gratulieren und wer das Gameplay mag, der wird mit Strider keinen Fehler machen.  Kaum ein Spiel hat eine Neuauflage so grandios hinbekommen, wie es hier der Fall ist. Wir beglückwünschen Strider Hiryü nach 25 Jahren Abstinenz zu seinem erfolgreichen Comeback.


Bewertung


Grafik 8 von 10
8/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 7 von 10
7/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
Gameplay 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
8