
Die Sacred-Serie ist eigentlich für ihre Rollenspiele bekannt; doch das, was jetzt auf dem Xbox Live Marktplatz zu finden ist, ist ein untypischer Schlenker. Sacred Citadel ist ein Side-Scroller, in welchem euch wildes Gemetzel und Co-Op-Spaß erwartet. Wir haben uns das Fantasyspiel angeschaut, es mit ähnlichen Spielen verglichen und sagen euch in unserem Review, ob sich der kostenintensive Kauf lohnt!
Grafik
Das muss man zugeben: Sacred Citadel sieht schon ganz gut aus. Die Grafik ist eine Mischung aus Comic und Realismus und die Charaktere schauen sehr detailreich aus. Schön sind auch die Kampfschauplätze und Gegner entworfen, nur dass es leider von letzteren nicht genügend Abweichungen gibt. Insgesamt schlägt sich das Spiel grafisch sehr gut, allerdings wird es manchmal bei vielen Spielern etwas unübersichtlich. Das liegt teilweise daran, dass oft die gleichen Farben verwendet werden (es ist manchmal schwer seinen eigenen Charakter in einem Gewusel von gleichaussehenden Gegnern zu erkennen), teils liegt es daran, dass auch Größen-mäßig sich die Figuren im Spiel wenig unterscheiden. Es gibt zwar teils größere ,,Mini-Bosse", aber an sich sind die meisten der Standardgegner exakt gleich groß wie ihr.
Ansonsten schlägt sich die Grafik aber sehr gut, ansprechendes Menü, coole Artworks und nette Animationen sorgen für Abwechslung.
Sound
Nicht schlecht schlägt sich auch der Sound. Besonders gefallen hat uns, dass die deutsche Synchronisation gelungen ist. Die Fantasystimmung kommt sowohl beim Erzähler als auch bei den verschiedenen Charakteren sehr gut rüber. Zwar können einige Dialoge etwas lang wirken, das liegt aber eher an der Story als an der schlechten Vertonung. Nicht ganz so gut hat uns die Musik gefallen, die zwar eine an das Spiel angebrachte Atmosphäre rüberbringt, doch etwas zu dezent ist und manchmal ein wenig eintönig wird. Ebenfalls etwas gefehlt haben uns etwas mehr Krach und spezielle Sounds im Kampf - mehr Explosionen oder wildes Kampfgeschrei hätten das Ganze noch mehr abgerundet.
Story
Ja, Sacred Citadel beinhaltet eine kleine Story, die anfangs näher durch einen Erzähler beleuchtet wird. Allerdings ist sie so profan, dass sie nicht wirklich interessiert. Späterhin im Spielverlauf werdet ihr auch nicht wirklich mehr über die Geschichte herausfinden - nur einen großen Troll verfolgen. Warum auch immer. Fans der Sacred-Serie erfreuen sich an den kleinen Details, die das Spiel ganz nett in die Serie integrieren, an Nichtkennern gehen diese Minireferenzen komplett vorbei.
Umfang
Das Spiel enthält einige Kapitel und einige Levels. Ihr werdet ein paar Stunden beschäftigt sein, um das Spiel durchzuspielen. Allerdings ist die Frage, ob ihr wirklich Lust darauf haben werdet, das Spiel danach erneut zu spielen. Denn die mangelnde Abwechslung insgesamt und die fehlenden zusätzlichen Herausforderungen sorgen für einen Umfang, der für 1200 MS Points nicht wirklich gerechtfertigt ist. Für das gleiche Geld könnt ihr viel bessere Retailspiele bekommen, die auch noch mehr Umfang bieten. Oder auch Castle Crashers, das absolut vergleichbar ist und definitiv mehr Spaß für sein Geld bietet.
Spielspaß
Sacred Citadel macht stellenweise Spaß, bietet aber insgesamt nicht genug, um für Stunden am Bildschirm zu fesseln. Das Gameplay ist zu generisch, der Umfang etwas zu gering und der gesamte Eindruck flacht dadurch etwas ab. Insbesondere die schnell repetitiven Kämpfe und die fehlenden Spezialfähigkeiten der verschiedenen Charaktere machen das Spiel etwas langweilig. Denn es gibt zwar vier verschiedene Charaktere, aus denen ihr auswählen könnt, doch insgesamt spielen sich alle fast gleich. Es geht eigentlich immer um Nahkampfattacken, Kombos und Waffen, die fast jeder Charakter aufnehmen kann. Auch hier bietet Castle Crashers deutlich mehr.
Gameplay
Der erste Eindruck, der ein typisches ,,Meh" ausstoßen lässt, wird weiterhin im Spiel bestätigt. Das Gameplay ist simpel: Als Side-Scroller geht es von links nach rechts über den Bildschirm mit Kombos gegen eine schier unendliche Zahl an Gegnern. Blocken ist bei Minibossen wichtig und ansonsten könnt ihr eigentlich munter drauf los kämpfen. Einfach wild Knöpfe drücken: Das bringt einen schon zum Ziel. Es gibt nämlich auch keine unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade. Ebenfalls gibt es keine Sammelobjekte, keine interessanten Waffen (sehen immer gleich aus, sind nur stärker), keine interessanten Fähigkeiten freizuschalten (eure Magieangriffe werden zwar immer stärker, aber wirklich was ändern tut sich nicht). Insgesamt ist das Spiel bereits nach den vier ersten Levels sehr repetitiv und der mangelnde Erfindergeist was Gegner oder Hindernisse oder sonstige andere Gameplay-Elemente beinhaltet, lässt einen etwas gelangweilt das Gamepad neben sich legen. Wo bleibt die heiße Verfolgungsjagd? Der komplexe Bosskampf (ich war SOOO enttäuscht von dem läppischen, einfachen ersten Bosskampf), die coolen Fähigkeiten, die versteckten Alternativwege und die eine, geile Waffe, die man unbedingt haben muss? Hier fehlt es überall und das Spiel überzeugt nicht wirklich.
Multiplayer
Alleine macht Sacred Citadel wenig Spaß. Es kann auch teilweise sehr frustrierend sein, wenn die teils sehr aggressiven Gegner euch keine Zeit geben, einen coolen Angriff vorzubereiten. Im Multiplayer sieht das anders aus und schnell merkt man, dass das Spiel nicht wirklich ausgeglichen ist. Im Mehrspieler-Co-Op (lokal oder über XBL) könnt ihr zu dritt (ja, zu dritt! NICHT zu viert, obwohl es vier verschiedene Charaktere gibt...) über den Bildschirm fegen. Die Gegner werden nicht zahlreicher oder klüger, halten aber dafür etwas mehr aus. Allerdings greifen sie nun nicht nur einen, sondern drei Spieler an, was euch mehr Bewegungsfreiraum gibt. Das Spiel wird dadurch aber auch viel zu leicht. Ihr könnt einen Miniboss praktisch stetig angreifen, ihr könnt euch die verschiedenen Gegner aufteilen und insgesamt bietet das Spiel die Möglichkeit einfach nur durch zu rushen. Tränke? PAH! Wer braucht so einen Schmarrn! Wenn ich sterbe, lasse ich mich einfach ohne Konsequenzen von einem Mitspieler heilen. Oder der Schamane aktiviert seine Spezialkraft und heilt uns alle komplett. Jaja... so einfach kann es sein.
Ganz abgesehen davon, dass es zu einem hellen Durcheinander kommt, wenn plötzlich drei Mann über den Bildschirm huschen und überall Magieattacken ausführen. Wir empfehlen für die bessere Multiplayerempfehlung... ganz genau... Castle Crashers!
Fazit
Der Side-Scroller Sacred Citadel schafft es nicht wirklich zu überzeugen. Er bietet viel Knopfgehämmere und viel Action, die allerdings sehr repetitiv wird. Bereits nach einigen Spielstunden merkt man, dass einen die recycelten Gegner, das abwechslungsarme Gameplay und die seichte Musik mit etwas monotonen Soundeffekten langweilen.
Wer einen Side-Scroller mit Action, Witz und Humor sucht, der im Multiplayer ebenfalls ein Hit ist, der ist besser mit Alternativen beraten. Sacred Citadel kann zwar Spaß machen, haut einen aber auf gar keinen Fall vom Hocker. Viel mehr ärgert man sich über das ausgegebene Geld, denn die 1200 MS Points sind eine Ansage!
Wir raten euch, die Demo runterzuladen, da man da schon einen sehr guten Blick auf den weiteren Spielverlauf bekommt.
Bewertung
