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Vor gut anderthalb Jahren kam Road 96 als eine Art Rogue-like Adventure raus – dabei lag der Fokus komplett auf dem Erfahren der Story, die eine amerikanische Dystopie in nicht allzu weit entfernter Zukunft zeigt (unser Testbericht dazu). Jetzt kommt mit Mile 0 das Prequel, welche die Geschichte davor erzählt und neues Gameplay bietet: Mehr oder weniger lineare Story und Musical-Runner als Abwechslung. Wir haben das Spiel getestet und können vorab sagen: Das ist nur was für Fans.

Die Geschichte, bei der man weiß, wie es ausgeht

Mile 0 spielt erneut in dem diktatorischen Petria, einer fiktiven Diktatur in den 90ern in den USA. Ihr spielt mal als Kaito, dessen Familie zum Prekariat gehört und der den Missstand der Politik nicht mehr aushalten kann, mal als Zoe, welche Spieler von Road 96 bereits als NPC kennen, die eine Tochter eines wichtigen Ministers ist und trotzdem nicht getreu dem System lebt. Beide Freunde spielen mit dem Gedanken, dass sie die Stadt White Sands, die von der Diktatur Petrias geprägt ist, verlassen wollen. Wer Road 96 kennt, weiß allerdings, wie es ausgehen muss…

Diesbezüglich scheint das Spiel so oder so nur für Fans des ersten Spiels ausgelegt zu sein, denn viele Story-Momente, bei denen dramatisch bestimmte Charaktere oder Dinge in Szene gesetzt werden, ergeben nur Sinn, wenn man auch das Original-Spiel gespielt hat. Es gibt Momente, in denen die Kamera zum Beispiel auf einer Figur verweilt, die Zoe noch nicht kennt, von der man aber weiß, dass sie ein führendes Mitglied der revolutionären Black Brigades ist. Es sei denn, man weiß es nicht. In diesem Fall ist das Verweilen der Kamera völlig überflüssig.

Grafisch gesehen macht Mile 0 übrigens auch keine Höhensprünge. Genauso wie der Vorgänger haben wir eine Comic-Grafik, die sehr bunt ist, für viele Gameplay-Elemente sehr gut passt aber ab und an etwas an düsterer Stimmung vermissen lässt; schließlich geht es oft um ernste Themen.

First-Person Story und Musical-Runner in einem

Der First-Person-Teil des Spiels bietet einige nette zwischenmenschliche Interaktionen, um die emotionalen Elemente zu unterstreichen, oft gewürzt mit einigen Minispielen: Zeitungen austragen, indem man sie im FPS-Stil abfeuert, ein paar Polizisten überreden, einen nicht zu verhaften, oder einen wütenden kleinen Diktator auf der Schaukel anschubsen. Allerdings bleibt der Ansatz der Politik-Kritik auch in Mile 0 recht simpel. Das Ende der Beziehung von Kaito und Zoe hängt weitgehend davon ab, auf welche Seite eines binären Zählers man sie gestellt hat. Jeder von ihnen kann dazu gebracht werden, an seiner Weisheit zu zweifeln oder sich in ihr zu verankern, indem er entweder Plakate der Regierung aufhängt oder sie mit Beleidigungen übersprüht.

Die Spielzeit ist recht kurz, sie beträgt wahrscheinlich etwa 5-6 Stunden, aber der Spielverlauf ist sehr angenehm. Von Kaito und Zoes Treffpunkt auf einer verlassenen Baustelle geht es in eines der drei anderen Gebiete von White Sands: den Park, Zoes Viertel und Kaitos Viertel. Irgendetwas passiert, z.B. die Unterbrechung eines Tai-Chi-Kurses oder der Versuch, deinem neuen Wachmann Adam zu entkommen, und das wird zum teils wörtlichen, teils metaphorischen Musik-Runner-Teil, bei dem man Hindernissen ausweicht und die Strecke zu Ende läuft.

Insgesamt gibt es neun Tracks, und im Großen und Ganzen haben sie mir sehr gut gefallen. Die Musik, sowohl die eigene als auch die von Bands wie The Offspring, funktioniert wirklich gut, und die musikalischen Rennen enden surreal, ohne sich zu ernst zu nehmen. Das bedeutet allerdings, dass es sich in den Momenten, in denen es um etwas Ernsthafteres geht, ein wenig holprig anfühlt.

Fazit

Das Prequel zu Road 96, Mile 0, spielt sich ganz gut. Es ist abwechslungsreich, kurzweilig und bietet in seinen 5-6 Stunden kurzer Spielzeit genügend, um unterhaltsam zu sein. Die Musical-Runner-Parts sind sehr gut, um vom etwas eintönigen und doch recht linearen Story-Verlauf abzulenken und bringen etwas frischen Wind in die Story. Wer allerdings das erste Spiel nicht gespielt hat, wird mit vielen Anspielungen nichts anfangen können und auch die Geschichte an sich nicht komplett durchdringen.

Somit ist Road 96: Mile 0 wohl eher ein Nischenspiel, was für Fans des Original-Games sicherlich eine nette Dreingabe ist und als Prequel Sinn ergibt. Für alle anderen ist es nur ein grafisch simples, nettes kleines Game, das man mal so kurz durchspielen kann – mehr aber auch nicht. Denn wirklichen Tiefgang bietet die Geschichte, selbst bei der sehr ernsten, dystopischen Politik-Thematik, dann doch nicht.


Bewertung

Pro

  • Comic-Stil ist nett
  • Story ist recht spannend
  • Musical-Runner macht Spaß
  • Gute Synchro
  • Kurzweilig

Contra

  • Nicht immer ernst genug für die Thematik
  • Etwas zu lineare Story
  • Gameplay nicht sehr tiefgründig
  • Uninteressant für Road-96-Neulinge

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 8 von 10
8/10
Gameplay 7 von 10
7/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
Umfang / Abwechslung 6 von 10
6/10
7

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