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Der alte Guybrush und das Meer

Alles beginnt, indem der alte Guybrush Threepwood, der jetzt schon einige Jahre auf dem Buckel hat seit dem letzten Spiel, seinem Sohn seine Geschichte erzählt, die an Monkey Island 2 anknüpft. Denn obwohl es nach Teil 2 (1991 erschienen) drei weitere Spiele gab, ist seit dem zweiten Teil nun „Return to Monkey Island“ das erste Spiel, bei dem Ron Gilbert, einer der Original-Erschaffer des Spiels, wieder mit von der Partie ist. Und da das Ende von Monkey Island 2 einige Fans aufgrund starker metaphysischer Tendenz unbefriedigt gelassen hatte, bietet man jetzt eine Fortsetzung an.

Monkey Island ist für viele Spieler gewissermaßen Fanservice, da es eine enorme Fangemeinde hat. So fühlt man sich von der ersten Minute an, in der man wieder auf Mêlée Island herumläuft, ein einer kleinen Nostalgie-Bubble, die gleichzeitig aber auch mit einigen neuen Dingen geschmückt ist. So mancher Charakter ist bekannt, einige neue bringen frischen Wind in das Ganze. In diesem Sinne muss das Spiel von Anfang an die schwierige Brücke schlagen zwischen Fanservice und verdaulicher Kost für Neulinge, gleichzeitig modernes Gameplay und Neuerungen, die niemand wegschrecken und jedem gefallen.

Das klappt natürlich nicht immer. So mag von Anfang der Art-Style für viele Kontroversen sorgen. Das süße runde Design der Charaktere ist einem sehr eckigen, fast schon polygonalen Stil gewichen. Natürlich kann man sagen: Geschmackssache. Dass eine optische Neuaufmachung notwendig war, scheint ebenfalls klar. Allerdings hat man den Eindruck, dass vor allem die reduzierten Gesichter weniger Emotionen transportieren und das Spiel somit etwas seelenloser wirkt als vorher. Aber gut, wem’s gefällt… Offen bleibt jedoch die Frage, warum das Spiel nur auf der Xbox Series erscheint, da auch die alte Xbox One den Titel technisch ohne Weiteres geschafft hätte.

Neues und altes Gameplay

Aber gut: Nicht zuletzt muss ja das Gameplay überzeugen, und das tut es auch. Dabei versucht man stets weiterhin das Spagat aufrechtzuerhalten, um Fans der Serie und Neulinge gleichermaßen zu bedienen. So müsst ihr euch bereits ganz zu Beginn für eine folgenschwere Option entscheiden: Den Hardcore-Modus oder den Neulinge-Modus. Letzterer bietet deutlich weniger Rätsel und weniger komplexe Puzzles. Allerdings ist nur der „Hardcore“-Modus auch das Spiel, wie es eigentlich angedacht ist.

Gott sei Dank haben die Entwickler aber vorgesorgt: Ihr habt wie in einigen anderen Adventure-Games ein sehr gut durchdachtes Tipp-System, was euch Stück für Stück Hinweise gibt, wenn ihr mal nicht weiterwisst. Vom simplen Nicken in eine Richtung bis hin zur kompletten Darstellung der Lösung könnt ihr euch also entspannt zurücklehnen und braucht nicht in einen Walkthrough zu schauen. Das wäre auch gar nicht immer so einfach, da das Spiel ab der Mitte hin immer komplexer wird, die durch das Spiel verteilten „Trivia“-Karten auf einem Zufallsgenerator basieren und es sogar für viele Rätsel mehrere Lösungswege gibt. Das macht das Ganze natürlich spannender.

Ansonsten ist das Gameplay recht ähnlich geblieben, wie man es kennt, nur dass man nicht mit dem Cursor irgendwo hinzeigt, sondern dass man die anklickbaren Zonen nacheinander auswählen kann (was es nicht einfacher, sondern schlicht moderner macht). Die Rätsel sind nach wie vor sehr komplex und absurd, aber das macht den Reiz der Serie aus. Genauso wie die liebevolle Story, die man wieder vollgespickt mit witzigen Dialogen sehr authentisch rüberbringt.

Fazit

Return to Monkey Island ist entspannt, witzig und schwer zugleich: Eine interessante Mischung, die immer noch erstaunlich gut funktioniert. Der Nostalgiefaktor ist trotz des neuen, fragwürdigen Art-Styles sehr hoch, aber auch Neulinge finden sich aufgrund vieler Hilfestellungen und vieler Erklärungen zur Story zurecht. Somit erfüllt Return to Monkey Island, trotz einiger kleiner Schwächen, sein Ziel: Ein solides Point&Click für das 22. Jahrhundert, mit modernen Gameplay-Elementen wie einer integrierten Hilfe-Funktion und überspringbaren Rätseln, das gleichzeitig aber nichts an Humor und Komplexität eingebüßt hat.

Wem Monkey Island schon immer gefallen hat, kann hier bedenkenlos zugreifen. Wer eine witzige Piratenstory in entspannter, aber kniffliger Rätselmanier erleben will, der ist ebenfalls mit dem Titel gut beraten!


Bewertung

Pro

  • Witzige Story
  • Modernes Gameplay
  • Gute Hilfestellungen
  • Komplexe Rätsel
  • Solider Umfang

Contra

  • Gewöhnungsbedürftiger Art-Style
  • Nostalgie-Faktor kann Neulinge abschrecken
  • Rätsel teilweise immer noch absurd schwer

Grafik 5 von 10
5/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 9 von 10
9/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Umfang 7 von 10
7/10
Schwierigkeitsgrad / Komplexität 7 von 10
7/10
XBU-Silver-Award
8

2 Kommentare

icezolation Mi, 28.12.2022, 16:52 Uhr

Tatsächlich war der Artstyle für mich, als das Spiel seinen ersten Trailer bekam, abschreckend. Aber nach wenigen Spielstunden hat dieser sich dann doch bewährt und die gewohnte MI Atmosphäre und Dialoge sind nicht verloren gegangen. Eine mutige Fortsetzung der originalen Reihe die sich gelohnt hat.

f4k3r Do, 15.12.2022, 10:39 Uhr

Super Test, habe es im Gamepass angespielt und muss gestehen, dass mirder Art-Style den Spielspaß komplett raubt.