
Nachdem Resident Evil Revelations auf dem Nintendo 3DS Fans zumindest teilweise wieder auf alte Resident Evil-Pfade zurückführte, kam das Spiel schlussendlich auch auf die großen Konsolen. Nun wird das Resident Evil-Spinoff fortgesetzt und zwar im Episodenformat. Das Grundgerüst dafür bietet euch die Episode 1, weswegen wir uns diese auch als Erstes auf der Xbox One angesehen haben.
Grafik
Im Vergleich zum ersten Teil haben wir natürlich Sprünge gemacht, was hauptsächlich daran liegt, dass Teil eins eine Portierung eines Handheld Titels war. Dennoch ist Teil zwei technisch kein Meisterwerk geworden. Wir bewegen uns hier in den besseren Momenten auf dem Niveau von The Evil Within und selbst das ist kein technischer Meilenstein.
In dieser Episode gibt es hauptsächlich Innenareale. Diese sehen soweit nett aus, da sie klaustrophobisch eng sind, doch leider sind auch hier die Texturen stellenweise bedrohlich matschig. Besonders kommt das bei Untergründen zu tragen, diese bestehen oft einfach nur aus einer unscharfen Textur, die wie ein Teppich liegt. Die Figuren sehen nett aus und die Bewegungen erscheinen natürlich. Ich finde jedoch, dass Barry und Claire nicht gut getroffen sind. Wenn ich an ältere Auftritte dieser Figuren denke, so hätte ich mir deren Gesichter heute anders vorgestellt, das ist aber eher eine Kritik an der Designentscheidung als an der Qualität.
Qualitativ enttäuschend finde ich die Gegner. Hier sehe ich nichts Neues, jeder der Gegner scheint bereits in einem Resident Evil oder einem anderem Spiel vorhanden gewesen zu sein. Das ist schade, war die Serie doch mal für ihre kreativen Gegner bekannt. Dafür sind aber auch hier die Bewegungen der Gegner gut gelungen, unter anderem auch das Feedback, wenn diese angeschossen werden.
Sound
Revelations 2 macht einen Fehler, dessen war man sich aber wohl bekannt. Der Titel versucht, deutsche Sprecher einzubinden. In der Vergangenheit war dies nicht typisch für die Serie und das hat auch einen Grund. Die deutschen Sprecher sind einfach schlecht und versprühen so einen Trash-Film Touch, das schafften nicht mal die Schauspieler aus dem Intro des originalen Resident Evil. Der Fehler wird etwas ausgebügelt, in dem man vor Beginn die Wahl hat, welche Sprache gesprochen werden soll. Die US Sprecher sind wieder gut und so ist dies die einzig akzeptable Wahl für deutsche Gamer.
Zwar ist die deutsche Sprache nur eine Option, aber hat man sie einmal gehört, so vergisst man das Debakel nicht mehr, hier wäre der ganze Verzicht deutlich besser gewesen. Ansonsten ist der Soundtrack passend gewählt. Es wird ein wenig Mystery versprüht, wenn man in den Katakomben rumschnüstert und wenn es um Action geht, dann pumpt die Musik ordentlich. Grundsätzlich ist die Stimmung zwar getroffen, aber noch immer kommt die Musik nicht an die Erstlinge ran und somit bleibt die Gänsehaut wieder aus.
Story
Resident Evil Revelations 2 erzählt die Story zwischen Teil fünf und sechs und verlagert sie an einen anderen Ort. Protagonisten sind dieses Mal Claire Redfield und Barry Burton. Burton feierte im Erstling seine Prämiere, während Claire hauptsächlich aus Resident Evil 2 und später aus Code Veronica bekannt ist. Redfield ist Mitglied der Terra Save Organisation, welche versucht, Virenepidemien einzudämmen, während Burton ein Teil der BSAA ist, welche den Bio-Terrorismus bekämpft. Die Leben der beiden überschneiden sich, als Claire eine neue Arbeitskollegin bei Terra Save einbringen möchte, welche zufällig die Tochter von Barry ist.
Auf einer Betriebsfeier werden Claire und die junge Burton entführt. Es gilt nun zu spielen, wie Claire entkommt und parallel als Barry die Spur der beiden zu verfolgen. In Episode eins ist schwer zu sagen, wie das Ganze in den Resident Evil Kontext passt, abgesehen von den Infizierten, welche euch als Gegner im Wege sind. Ich finde es mittlerweile schlichtweg albern, wie jeder Charakter aus dem Resident Evil Universum mit einem anderem verwandt oder verschwägert ist. Wir haben Chris und Claire Redfield, wir haben Whesker und seinen Sohn, die Birkin Tochter und jetzt Barrys Tochter. Als gäbe es keine Berufe ausserhalb der Zombiebranche.
Alles in allem ist die Story sehr undurchsichtig, das ist sicherlich so gewollt, da zum Kauf von Episode zwei angeregt werden soll. Das klappt auch gut, ansonsten erwarte ich mir aber von Resident Evil etwas mehr Story zwischen den Figuren als nur die gleiche Blutbahn. Zu allem Überfluss macht die Episoden-Form hier keine gute Figur und zerreißt die ohnehin dünne Story und versucht sie mit erzwungenen Cliffhangern wieder zusammen zu setzen.
Umfang
Resident Evil Revelations 2 Episode 1 bietet für 5,99 Euro ca ein bis zwei Stunden Story. In dieser Zeit gibt es eiinige Sammelgegesntände und natürlich könnt ihr das Ganze auch online mit einem Freund versuchen. In Episode eins ist ebenso der Raid Modus enthalten, der mit zahlreichen freispielbaren Medallien und Figuren daher kommt. Dieser Modus alleine bietet für Higscore-Jäger unzählige Stunden. Wenn jemand in unter fünf Stunden alles freispielt, würde mich das überraschen.
Selbst wenn man die Story als sehr kurz erachtet, sollte man den Preis von 5,99 beachten, denn hier stimmt das berühmte Preis-Leistungs-Verhältnis einfach, auch wenn es schöner wäre, wenn die Story den größeren Teil einnehmen würde und nicht der Raid Modus.
Spielspaß
Die Hoffnung war groß, dass Revelations 2 den Ansatz vom Vorgänger aufgreift und wieder ein frisches klaustrophobisches Areal bietet, an dem der Spieler Böses hinter jeder Ecke erwartet. Dies ist leider nicht ganz der Fall, das Gefängnis in Episode eins erinnert grob an das Schiff, doch wird dies sehr schnell verlassen und weicht eher wenig unheimlichen Aussenarealen.
Das Spiel soll gruselig sein, wodurch es extrem dunkel gehalten ist. Ja, eine gewisse Hilflosigkeit kommt dadurch auf und ihr werdet gezwungen, die Figuren zu wechseln, um etwas Lichts ins Spiel zu bringen. Doch insgesamt ist das dunkle Bild auch ein Spaßkiller, denn in der vorgegebene Bildeinstellung ist es so stellenweise einfach zu dunkel. Besonders nervig ist das Ganze, wenn ihr mit Barry durch einen Wald laufen müsst. Dieser soll dunkel und gruselig sein, weil hinter jedem Baum ein Gegner warten könnte. In der Realität sieht jeder Baum gleich aus und alles darum ist schwarz, hier rennt ihr einfach hilflos umher und wisst nicht, wo es hingeht. Das ist ein echter Spaßkiller.
Das Killen selbst geht nur bis zu einem gewissen Grad. Munitionsmangel soll das Spiel spannend machen, tatsächlich wird es nur gehetzter dadurch. Es gibt stellenweise so wenig Munition, dass ihr einfach vor den dauerhaft zu großen Gegnermassen weglaufen müsst. Hierdurch geht das Erforschen gewisser Areale verloren, da ihr permanent auf der Flucht seid. Denn hier macht das Spiel am meisten Spaß: Das Erforschen der verlassenen Häuser und Anlagen, egal ob für Munition oder für Briefe, welche Infos bringen, ist spaßig und erinnert stellenweise schon an die Anfänge der Serie.
Gameplay
Spielerisch ist auch Resident Evil Revelations 2 weiterhin mehr ein Shooter als ein Survival Horror-Titel. Es gibt kleinere Rätsel, diese beschränken sich aber eher darauf, Gegenstand A ausfindig zu machen und zum Ort B zu bringen. Weitere kleine Rätsel sind charakterbezogen, so werde ihr bestimmte Türen nur mit bestimmten Charakteren passieren bzw. umgehen können.
Der Rest des Games und damit der Großteil beschränkt sich darauf, Gegner aus dem Weg zu räumen oder diesen aus dem Weg zu gehen. Zwar ist die Munition knapp, aber mit mindestens drei verschiedenen Waffen im Rucksack kommt es selten zu einem Gefühl von Machtlosigkeit.
Wer sich an Resident Evil Zero erinnert, der weiss vielleicht noch, wie sehr das Spiel den Fokus auf das Zusammenspiel von der Figuren gelegt hat. In Revelations 2 ist das sehr ähnlich, ihr seid immer mit einer zweiten Person unterwegs, deshalb gibt es auch zwei Inventare zwischen denen Gegenstände hin- und hergeschoben werden können. Nicht jede Figur kann mit jedem Gegenstand umgehen. Darüber hinaus haben die Figuren verschiedene Fähigkeiten, was besonders für die Suche nach Extras dazu führt, dass ihr regelmäßig zwischen den Protagonisten wechseln müsst. Dies bringt frischen Wind in das Game und lässt den Titel spielerisch zumindest kurzzeitig etwas aus der Reihe der Resident Evil-Spiele herausstechen.
Multiplayer
Revelations 2 ist deutlich auf kooperatives Gameplay ausgelegt. Die Kampagne ist für zwei Spieler spielbar, da dauerhaft zwei Personen durch die dunkle Welt laufen. Das funktioniert ganz gut, jedoch sind die Figuren sehr unterschiedlich und auch nicht im gleichen Maß nützlich, wodurch der Spieler der Hauptfigur mehr Spaß hat, da er einfach wichtiger ist.
Wer auf kompetitives Gameplay steht, der sollte sich den Raid Modus ansehen. Hier gibt es Bestenlisten und die Möglichkeit, einen Highscore-Wettkampf zwischen euren Xbox Live Freunden auszutragen. Da das alleine etwas öde ist, könnt ihr den Raid Modus auch direkt kooperativ angehen. Das führt aber zu der Frage nach Offline- und Online-Multiplayer.
Resident Evil Revelations bietet in der Story nur einen lokalen Coop-Modus, das wird wohl auch so bleiben. Im Raid Modus sieht das etwas anders aus; Aktuell ist der Raid Modus nur offline zusammen spielbar. Sobald der Titel jedoch sein physisches Release feiert und die Disc Version in den Regalen steht, soll Raid Online per Update nachgereicht werden. Wirklich bedauerlich, dass dies nicht für den Story Modus funktioniert, auch wenn der Spaß für zwei Spieler wegen den unterschiedlichen Figuren hier eingeschränkt ist.
Fazit
Resident Evil Revelations 2 möchte den Weg des Vorgängers gehen, doch schafft dies nur bedingt. Auch hier sind die engen Korridore und die Abschnitte ohne Gegner wieder atmosphärisch dicht, doch die Atmosphäre wird zu oft gebrochen. Dafür kann man auch das Episoden-Format verantwortlich machen, was hier nicht so gut funktioniert. Die großen Gegnerwellen und die wenige Munition machen wenig Angst, sondern hetzen viel mehr durch das Spiel und das nervt einfach.
Für mich war die Story bei Resident Evil immer wichtig, doch nach und nach wurde es absurder und der Gedanke von ,,das könnte wirklich passieren" ist einfach meilenweit entfernt. Hier geht diese Entwicklung weiter und in Episode eins ist noch nicht abzusehen, ob es am Ende wirklich einen Sinn ergeben wird, was die Spieler erleben.
Was für Resident Evil Revelations 2 spricht, ist ein Preis, der nur der Hälfte vom letzten ,,kompletten" Resident Evil 6 entspricht, aber dennoch insgesamt eine ähnliche Spielzeit bieten dürfte.