
Nach Pure Pool, einer Billardsimulation, welche im November des letzten Jahres das Licht der Welt erblickte, wagen sich die Entwickler von VooFoo Studios mit Pure Hold'em ein zweites Mal auf die Xbox One. Wie schon der Name des neuen Videospiels vermuten lässt, werden nun keine Kugeln mehr über den grünen Tisch rollen. Stattdessen rückt eines der beliebtesten Kartenspielvarianten in den Vordergrund: Poker! Für die Xbox One ein absolutes Debüt, denn bisher hat sich in diesem Genre noch niemand auf die Redmonder Konsole getraut. Grund genug, um einen genaueren Blick auf das Spektakel zu werfen. Wie es uns am Pokertisch gefallen hat, verraten wir euch in unserem neuen Testbericht auf XBoxUser.de!
Grafik
Beim Poker spielt die Atmosphäre eine wichtige Rolle. Ob nun in der Kneipe mit Freunden, wo die Spielkarten bestenfalls bei Zigarre und einem Glas Whiskey verteilt werden oder professionell in einem Kasino, bei dem sich die Herren und Damen mit feinen Anzügen und Kleidern duellieren - ganz egal, die Umgebung hat immer einen ganz bestimmten Flair und natürlich auch seinen ganz eigenen Reiz. Eine solche Atmosphäre in einem Videospiel widerzuspiegeln, grenzt selbstverständlich fast am Unmöglichen. Deshalb erwarten wir bei Pure Hold'em auch keine Wunder. Was wir dann schließlich vorfinden, ist so weit von der idealen Vorstellung entfernt, wie der Papst vom Gewinn der World Series of Poker.
Als Ambiente haben sich die Entwickler der VooFoo Studios ein Kasino herausgesucht. Deshalb ist es nicht sonderlich verwunderlich, dass im Blickwinkel ein paar Spielautomaten stehen, die leider nur verwaschen dargestellt werden. Der Mittelpunkt des Geschehens stellt der Pokertisch dar. So weit so gut, jedoch war es das dann auch schon mit dem Kasino-Flair. Uns gegenüber sitzen - oder besser gesagt stehen - Tablets, auf denen unsere Gegner zu sehen sind. Mit anderen Worten ausgedrückt, die Entwickler haben auf jegliche Darstellung und Animationen von menschlichen Gegenspielern verzichtet. So wirkt der Tisch, wie auch das gesamte Kasino, leblos und leer. Selbst auf einen Kartendealer haben die Programmierer verzichtet und so mischen sich die Spielkarten wie von Geisterhand, mit ein und derselben Animation - ermüdend!
Mit ein bisschen mehr Liebe zum Detail und Enthusiasmus, hätten die verantwortlichen Entwickler eine wesentlich schönere Atmosphäre zaubern können. Die Möglichkeiten sind doch fast unbegrenzt. So hinterlässt Pure Hold'em grafisch leider keinen gelungen Eindruck.
Sound
Wer schon einmal in einem Kasino war, der weiß, dass der Geräuschpegel durchaus auch mal etwas lauter sein kann. Klingelnde Spielautomaten, Applaus am Nachbartisch für einen hohen Gewinn, ein Raunen bei einem All-IN, Klopfgeräusche beim "Check" und Gelächter von den angeheiterten Damen sind allgegenwärtig in der Welt des Glücksspiels. Viele dieser bekannten Kasino-Geräusche versucht Pure Hold'em zu imitieren. Doch so richtig will der Funke nicht überspringen. Die Töne klingen unwirklich und stumpf.
Wer möchte, kann sich die leblose Geräuschkulisse mit Musik untermalen. Dazu kann im Menü die Musikrichtung bestimmt werden. Zur Auswahl stehen Big Band, Blues, Hip Hop, Funk, Jazz und Elektro bereit. Wer nichts stimmungsvolles findet, der kann ja immer noch auf seine heimische Musiksammlung zurückgreifen und den Ton des Spiels abschalten. Wirklich gebraucht wird er ja nicht.
Umfang
Poker ist bekanntlich ein Gesellschaftsspiel. Wer jedoch möchte, kann bei Pure Hold'em auch auf einen Singleplayer-Modus zurückgreifen und gegen computergenerierte Gegner antreten. Selbstverständlich bietet das Spiel auch die Möglichkeit gegen Spieler aus aller Welt anzutreten, doch darauf kommen wir später zurück.
Spannender ist die Frage, ob Pure Hold'em auch andere Varianten des Pokers zu bieten hat, außer das beliebte Texas Holdem? Die Antwort ist knapp und eher ernüchternd: Nein! Abgesehen von einem Bonusspiel, bei dem noch ein paar zusätzliche Credits anhand eines simplen Rateprinzips gewonnen werden können, bietet das Spiel tatsächlich nur eine Art von Poker - Texas Holdem. Natürlich, dabei handelt es sich um die wohl populärste Variante. Doch was ist mit Omaha, Omaha High / Low, Seven Card Stud, Five Card Draw oder Triple Draw? Es gibt so viele Abwandlungen des klassischen Pokers und keines findet Beachtung im Spiel. Schade, denn so macht das Spiel in Sachen Umfang keine gute Figur und von Abwechslung kann gleich gar nicht die Rede sein.
Spielspaß
Wer dem Zauber des Pokerspiels verfallen ist, der wird mit Pure Hold'em mit Sicherheit auch seinen Spaß haben. Zwar könnte die Präsentation etwas besser ausfallen und einige Animationen hätten dem Spiel ebenfalls gut getan, doch im Kern bleibt es genau das simple Kartenspiel, was den Liebhabern so viel Freude bereitet.
Dennoch müssen wir beim Spielspaß Abstriche machen. Zum einen weil die passende Atmosphäre einfach fehlt und zum anderen sich das Spiel nur geringfügig von den kostenlosen Pokerportalen unterscheidet, die sich im Internet tummeln.
Gameplay
Beim ersten Start von Pure Hold'em besteht die Möglichkeit ein kleines Tutorial zu absolvieren. Gut ist, dass die Entwickler nicht nur einen simplen Anleitungstext implementiert haben, sondern den Neuling gleich an den Pokertisch entführen. Dabei wird kurz und bündig auf die Regeln und die Spielweise eingegangen. Das macht aus einem Neueinsteiger zwar noch längst keinen Profi, aber immerhin kann er sich so einen groben Überblick zum Poker verschaffen.
Wer darüber hinaus noch etwas mehr erfahren möchte, der kann sich im Menü noch einmal das Tutorial und die dazu passende Tipps zu Gemüte führen. Auch die Reihenfolge der besten Blätter werden hier angezeigt. Letzteres Feature hätten wir gern direkt in das Spiel eingebunden gesehen, zumindest wenigstens bei Partien gegen die KI, damit sich Neueinsteiger besser zurechtfinden.
Multiplayer
Neben einem Singleplayer gegen Computergegner, gibt es bei Pure Hold'em selbstverständlich auch die Möglichkeit, sich mit Spielern aus aller Welt zu messen. Dies könnt ihr an einem der Tische, bei dem der Small- und der Big-Blind davon abhängig ist, mit wie vielen Credits ihr euch einkaufen könnt. Der sogenannte Buy-In kann bei bis zu 1 Million Credits liegen. Da ihr mit nur 2.000 Credits beginnt, sind solche Tische also nur für Spieler mit einem langen Atem und ein gewisses Können reserviert - zumindest in der Theorie. In der Praxis läuft das etwas anders, denn wie bei vielen Spielen, könnt ihr euch auch bei Pure Hold'em mit Credits eindecken, wenn ihr echtes Geld in die Hand nehmt.
Negativ sind uns auch die langen Wartezeiten aufgefallen. Bis wir einen freien Platz an einem der Tische gefunden haben, ist gut und gerne eine Viertelstunde vergangen. Das macht nicht gerade für die Zeiten Mut, wenn sich die Lobbys so langsam leeren.
Wer allerdings etwas Sitzfleisch hat, der darf sich auf spannende Online-Duelle freuen. Es macht eben doch wesentlich mehr Spaß gegen unberechenbare Gegenspieler anzutreten als gegen die stumpfe KI, die manchmal einen etwas merkwürdigen Spielstil an den Tag legt.
Fazit
Wer sich für den Kauf von Pure Hold'em entscheidet, der bekommt auch das, was er erwartet - ein simples Pokerspiel. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Jedoch hat die Sache einen kleinen Haken, denn mit rund 20 Euro ist Pure Hold'em nicht gerade ein Schnäppchen. Logisch, dass Käufer da ein wenig mehr erwarten, als lediglich einen runden Tisch auf dem ein paar Karten ausgelegt werden.
Doch leider ist da nicht viel mehr. Die spielerische Atmosphäre enttäuscht auf ganzer Linie und Abwechslung ist durch die fehlenden Spielvariationen einfach nicht gegeben. Einzig Texas Holdem kann gespielt werden und das ist auf Dauer einfach zu wenig.
Wer mit Leib und Seele Poker-Fan ist, der kann durchaus einen Blick riskieren. Eine klare Kaufempfehlung können wir allerdings nicht aussprechen.