
Wie Keime in einer unreinen Wunde verbreiten sich Portierungen von mobilen Spielen für die Xbox One. Passend, dass nun ein Spiel erscheint, welches von euch genau diese Verbreitung von Keimen verlangt, um das Spielziel zu erreichen. Der Erfolgstitel Plague Inc. versucht es jetzt auf dem großen Screen und dem Zusatz Evolved. Wir haben für euch die Petri-Schale befüllt und diesen Testbericht dabei gezüchtet.
Grafik
Wer die Version für Smartphones und Tablets kennt, der weiß wie Plague Inc. aussieht und hat daher vorher sicher Zweifel an der optischen Präsentation auf der Xbox One gehabt. Die Entwickler haben im Vorfeld gesagt, der überaus minimalistische Stil würde einige Erweiterungen bekommen, um auch auf der Konsole eine gute Figur zu machen. Diese Erweiterungen wurden uns als Videos zum Verfall der einzelnen Städte und einer visuellen Übersicht des Organbefalls angekündigt, ganz so großartig wie dies klang, ist es dann wirklich nicht.
Plague Inc. Ist auf der Xbox One genauso minimalistisch, wie bereits auf mobilen Endgeräten. Hinzu kommt natürlich eine höhere Auflösung, um auch auf großen Geräten bestehen zu können, und einige zusätzliche Menüs mit Informationen. Die Videos, welche hinzugekommen sind, sind sehr kleine Fenster mit Animationen, eigentlich sind es nicht mehr als GIFs.
Hauptsächlich haben wir es mit einer topografischen Übersicht der Welt zu tun, auf der schematisch zu verfolgen ist, wie die Menschheit infiziert ist. Das ist sicherlich zweckmäßig und war auf einem Tablet ausreichend, aber für einen 15 Euro teuren Titel auf der Xbox One ist das einfach zu wenig.
Sound
Ich werde mich mit diesen Worten sicher noch wiederholen, aber Plague Inc. ist einer der Titel, welche für Handys und Smartphones wirklich optimiert ist. In Sachen Sound heißt das, der Spieler ist nicht auf Sound angewiesen, so kann der Titel auch ohne Kopfhörer im Flugzeug oder heimlich während des Meetings unterm Tisch gespielt werden.
Hat man hier etwas für die Konsole verändert? Nein! Es gibt entspannte synthetische Sounds im Hintergrund und akustische Signale, wenn es etwas zu tun gibt. Hin und wieder hört man die Stimme einer Nachrichtensprecherin im Hintergrund, kann diese aber eigentlich nicht wirklich verstehen, weil diese nicht nur dezent eingesetzt, sondern einfach zu leise ist. Möchte man etwas Positives am Sound finden, kann man sagen, er nervt nicht und man kommt ganz ohne ihn aus. Mehr gibt es dazu leider auch nicht zu sagen.
Story
Eine handfeste Story gibt es natürlich in diesem Titel nicht. Eigentlich handelt es sich dabei doch um die Geschichte der Menschheit, wie wir sie erleben und bereits erlebt haben. Gerade in Zeiten von Ebola und HIV ist dieses Thema schon jedem einmal untergekommen. Jetzt kann man streiten, ob es geschmacklos ist, dieses Thema in solcher Form aufzugreifen. Ich finde es durchaus vertretbar, was die Jungs von Ndemic Creations inhaltlich gemacht haben. Hier geht es um Unterhaltung und dennoch wird vielleicht durch den Titel der ein oder andere für ein solches Thema sensibilisiert.
Es wurde z.B. in der Vergangenheit bereits in der Plague Inc. Community zu Spenden für die Ebola Hilfe gebeten und so kamen 76.000 US Dollar zusammen, dies zeigt doch deutlich, dass der Inhalt des Spiels die Menschen nicht den Respekt vor einem solchem Thema verlieren lässt. Technisch hat Plague Inc. Evolved also keine Story, doch es gibt einen Themenschwerpunkt und diesen finde ich makaber aber gelungen.
Umfang
Je mehr ihr spielt, desto mehr Erreger schaltet ihr frei, zusätzlich gibt es noch Szenarien, um das Spiel aufzulockern. Jeder Erreger spielt sich anders, dazu könnt ihr vor dem Start noch den Schwierigkeitsgrad bestimmen, so ist für jeden die passende Herausforderung dabei. Auf Smartphones und Tablets war das Spiel kostenlos, dafür musste man die Szenarien extra kaufen, auf der Xbox One gibt es alles in einem Paket.
Ich finde die Szenarien zwar von der Kreativität interessant, spielerisch halte ich sie jedoch für keine große Erweiterung. Es gibt z.B. ein Weihnachtsszenario, in dem ihr nicht eine Krankheit verbreitet, sondern Fröhlichkeit, spielerisch entspricht das aber so ziemlich dem Ablauf eines Bakteriums. Gleich verhält sich die Pest als Szenario, spielerisch nichts besonderes, interessant ist lediglich die Information, welche man dabei über die Geschichte der Menschheit erlernt.
Zähle ich alle Szenarien und alle Erreger auf, so würde sich das viel lesen, doch die nicht vorhandene optische und sehr geringe spielerische Abwechslung machen das Paket besonders zu einem Preis von 15 Euro einfach unattraktiv.
Spielspaß
Bei jeder Kritik, die ich ausüben muss, kann ich nicht bestreiten, dass Plague ínc. Spaß macht. Dadurch, dass das Spielprinzip einfach ist, aber viele spielerische Möglichkeiten bietet, macht es eben auch Spaß. Eine Runde dauert selten wirklich lange, daher kann man gut auf die Schnelle versuchen, die Welt zu verseuchen. Wem die Runden dennoch zu lange dauern oder wer einfach Checkpoints braucht, für den gibt es die Möglichkeit, beliebig oft zu Speichern und auch beliebig viele verschiedene Savegames anzulegen.
Meist läuft es darauf hinaus, das ein bestimmtes Land am Ende Widerstand leistet. Bei meinem Spielstil sind es meist Grönland oder Neuseeland und genau das macht den Reiz aus. Also fängt man erneut an und startet auf genau diesem Land, doch das klappt auch nicht, weil der Keim von hier nicht gut verteilt wird, also geht es wieder bei Null los. Hier wird dann klar, wie wichtig es ist, der Krankheit ausgewogene Fähigkeiten und Resistenzen zu geben. Verteilt sich die Krankheit gut, ist aber kaum tödlich, wird die Menschheit euch mit dem Heilmittel überholen. Ist die Krankheit zu tödlich, sterben alle Wirte, bevor die gesamte Menschheit befallen ist. So gibt es diverse Fehlerquellen und das macht wirklich Spaß.
Gameplay
Ihr seid der Ursprung einer Krankheit, das potentielle Ende der Menschheit. Je nach eurer Wahl fangt ihr z.B. als Virus oder Bakterium an und versucht langsam euch zu vermehren. Am Anfang der Reise steht die Wahl es Landes, in dem ihr die ersten Menschen befallen wollt. Ab da läuft die Verteilung komplett automatisch, je mehr Menschen befallen werden, desto mehr Erfahrung sammelt ihr und könnt damit Mutationen oder Fähigkeiten kaufen. Das können Resistenzen sein, z.B. gegen Hitze oder Kälte, um später in bestimmten Orten der Welt überstehen zu können, es können auch Fähigkeiten zu Verbreitung sein.
Während eure Krankheit sich verbreitet, geht das Leben auf der Welt weiter, wird die Krankheit zu auffällig, fangen die Menschen an, ein Heilmittel zu erforschen, ab diesem Zeitpunkt an ist eure Aufgabe einfach; die Menschheit muss ausgerottet werden, bevor das Heilmittel erforscht ist. Hierzu gibt es diverse Krankheitssymptome, welche ihr für Erfahrungspunkte kaufen könnt, die den Wirt töten können. Das Spielprinzip ist so makaber, wie es simpel ist, es gehört eine Prise Glück und geschicktes taktisches Vorgehen dazu, um am Ende die Menschheit auszulöschen. Im Prinzip ist das Game nichts anderes als eine stark erweiterte Form von Stein, Schere, Papier aber durch das ungewöhnliche Gewand, weiß das Gameplay zu gefallen.
Multiplayer
Neben dem Wettkampf via Bestenlisten gibt es eine "Speedrun" Funktion, bei welcher ihr gegen Freunde spielt. Hier geht es darum, wer die Welt am schnellsten in die Knie zwingt. Dies ist wirklich keine sonderlich spannende Geschichte. Wieso wird hier kein ordentlicher Versus Modus geliefert? Ein Spieler entwickelt eine Seuche, der andere muss dieser auf die Schliche kommen. Man kann hier und das falsche Symptome zur Verwirrung streuen, während der Verteidiger der Menschheit schauen muss, rechtzeitig Flughäfen zu schließen.
Ich glaube, es wäre deutlich mehr drin gewesen, doch auch im Multiplayer kommt bei mir das Gefühl auf, eine eher lieblose Portierung zu erhalten, welche einfach nur wegen ihres Erfolges auf die Konsole kommt.
Fazit
Auf meinem Tablet läuft Plague Inc. quasi bei jeder Reise. Auf meiner Xbox wird es leider nach diesem Test kaum noch laufen. Das Spiel ist einfach nicht für die Konsole gemacht, zu unspektakulär, zu teuer und zu wenig Abwechslung.
Unterwegs war der Clou, dass es einfach und schnell aber dennoch strategisch ist, auf der Xbox brauche ich keine Spiele für Zwischendurch, da gibt es genug zu tun.
Den Preis empfinde ich trotz aller Versprechungen von Anpassungen für die Konsole als Frechheit. Spielkonzept und Spielspaß sind nach wie vor sehr stark, doch alle anderen Kategorien zwingen mich dazu, für 15 Euro keine Empfehlung auszusprechen.