
Eines der ältesten Rollenspiele aus dem asiatischen Raum hat es nun auch mal wieder geschafft, in Zusammenhang mit der Sega "Vintage" Kollektion, auf Xbox Live Arcade sein Debüt zu feiern. Wir haben es für euch unter die Lupe genommen und sagen euch, wie sich der RPG-Klassiker im Vergleich zu modernen Konkurrenten schlägt.
Grafik
Was soll man da noch dazu sagen? Igitt! Wer sich die Screenshots ansieht, weiß, warum einen das beklemmende Gefühl von Unwohlsein beim Spielen von Phantasy Star 2 einfach nicht verlassen will. Technische Details: 256 Farben, 640 mal 480 Pixel Auflösung. Wer einen HD Fernseher hat, kann ohne Weiteres die Pixel am Bildschirm zählen. Die Grafik ist mit heutigen Standards total veraltet - ebenfalls die Menüs, welche als simple Tabellen daher kommen. Leider ist der Unterschied, was die Grafik in RPGs angeht, von alten und heutigen Spielen so groß, dass das Spielgefühl total ruiniert wird.
Ich persönlich konnte einfach nicht lange spielen, weil ich so abgelenkt durch die simple grafische Präsentation war. Die kleinen Charaktere, die Umgebung, das Design der Städte, die grafische Umsetzung von Kampf und Läden: All dies bekommt man bereits seit den 90er Jahren mit simplen Programmen wie dem ,,RPG Maker" 100 mal besser hin, als das, was man euch in Phantasy Star 2 bietet. Natürlich - es ist ein Klassiker, und da ändert man nichts. Trotzdem ist die Grafik der größte Schwachpunkt des Spiels überhaupt und kann in der heutigen Zeit einfach überhaupt nicht mehr punkten. Jedenfalls nicht bei mir - ich gehe davon aus, dass nur hartgesottene Fans keine Miene verziehen, das wird aber sicherlich die Ausnahme sein.
Sound
Wenn wir ehrlich sind, müssen wir uns einfach eingestehen, dass die Phantasy Star Reihe technisch weit überholt ist. Besonders in Spielen, wo doch gerade diese Elemente einen Teil des Spielspaßes ausmachen, schlägt dadurch ein Defizit hart ein. Die Musik und Soundeffekte sind allgemein zwar akzeptabel, doch die Tonqualität der Original-Tonaufnahmen sind mehr als eine Zumutung. Fans erkennen hier bekannte Melodien und werden beim Ertönen der Kampfgeräusche nostalgisch - an Dolby Surround gewöhnte Gamer von heute werden sich schnell die Ohren zuhalten.
Story
Die klassische Story-Line: Ein in der Zukunft situiertes Planetensystem wird von Dämonen und einem alles kontrollierenden Super-Computer bedroht und muss vom Hauptprotagonisten gerettet werden. Die Story hat Charme, ist dennoch nicht der Überflieger. Während des Spiels hält sie sich dezent im Hintergrund und wird nur manchmal mit Hilfe von Zwischensequenzen fortgeführt. Um die komplizierte Geschichte komplett zu verstehen, muss man Zeit und Konzentration mitbringen. Verwirrt waren scheinbar auch die Entwickler: Manchmal heißt ein Planet Algol, mal Algo, mal heißt ein anderer Palm, dann wieder Palma. Originell...
Umfang
Das Spiel bietet nicht sonderlich viel Abwechslung, dafür aber sehr viele Stunden zum Zocken. Das scheinbar nie endende RPG beinhaltet bereits für die damalige Zeit eine unglaublich lange Spielzeit - man muss mit allen Kämpfen und aller Story mit über 100 Stunden rechnen, bis man die Story abgeschlossen hat. Die schier unendliche Zahl an Ausrüstungsmöglichkeiten tut ihr Übriges dazu bei, damit man viele Stunden vor dem Bildschirm hocken kann und sein Inventar so anzupassen, dass man möglichst gut gerüstet ist. Sonst ist das Spiel aber eher einseitig: Nur Einzelspieler, ein paar Bestenlisten über Xbox Live und das war's - es geht hauptsächlich darum, die Story abzuschließen.
Spielspaß
Wie ich bereits erwähnt habe, ist der Spielspaß durch die total veraltete Technik sehr getrübt. Man wird als Spieler aus dem 21. Jahrhundert mit der kleinen Auflösung und der reduzierten Farbpalette einfach nicht warm. Da gleiche gilt für das simple Gameplay und die wirklich einseitige Story-Führung. Hinzu kommt, dass das Spiel komplett in Englisch ist. Ich will nicht immer das Wörterbuch parat haben, wenn ich spielen will. Weiter das Spiel erschwerend ist das Fehlen eines Handbuchs oder Tutorials. Was genau die Abkürzungen im Menü bedeuten, und wie genau ich eigentlich spiele, verrät mir keiner. Dass man das Menü mi X öffnet, sagt einem auch keiner...
Gameplay
Es ist ganz einfach: Aus den Tabellen-Spielen und den reinen Mathematik-Aufgaben aus früheren Videospielen hat sich Phantasy-Star 2 entwickelt. Wir haben nun in etwa das gleiche: Viele Zahlen, viel Text, viel Kopfrechnen, Abwägen und Ausprobieren. Dies kombiniert man mit einer Fantasy-Geschichte und ein paar grafischen Elementen und schon fühlt man sich in die Retro-Zeit versetzt.
Früher waren solche Spiele die Innovation - allerdings auch nur für die absolut Hartgesottenen PC-Freaks. Heutzutage erscheint einem besonders der viele Text mühsam und das eigentliche Spielen gleich einem Tabellen-Manager, da das Haupt-Gameplay sich auf das Aufrüsten, rundenbasierenden Kämpfen und Kaufen/Verkaufen von Items fokussiert. Gerade weil es an technischer Schönheit mangelt, wirkt das Gameplay umso ernüchternder. Allerdings: RPG-Fans wissen dies zu schätzen und können sich wieder stundenlang vor der Konsole fesseln lassen.
Fazit
Oh Gott! Was habe ich mir DA heruntergeladen? Diese Reaktion wird wohl von den meisten der neuen Generation an Videospielern zu erwarten sein, wenn man Phantasy Star 2 zum ersten Mal spielt. Die absolut veraltete Technik ist das erste Manko. Hinzu kommt ein fröhlicher Mix an negativen Eindrücken: Nur englische Sprachausgabe, Tabellen-Gameplay, nichts Innovatives. Phantasy Star 2 ist nur etwas für die richtig hartgesottenen Fans und wird sicherlich kein großes Publikum erreichen.
Wer dem Nostalgie-Faktor nicht widerstehen kann, darf hier zugreifen - Retro-Feeling ist garantiert. Alle anderen Spieler, die noch nie etwas mit dem Klassiker am Hut hatten, lassen besser die Finger davon und versuchen sich an den neuesten RPGs der Reihe; als Parade-Beispiel Phantasy Star Universe.