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An die Schneidbretter, fertig, losgeschnippelt. In Overcooked schlüpfen wir in eine etwas ungewohnte Rolle in Videospielen – in die eines Kochs. Warum der kleine Titel rund um die Großküchen der Welt der Entwickler Ghost Town Games vor allem im Multiplayer jede Kindergeburtstagsparty beim goldenen M toppt, lest ihr in unserem Testbericht.

Siege gehen durch den Magen

Finstere Zeiten sind angebrochen. Eine gewaltige Kraft droht das Zwiebelreich zu vernichten. Es ist niemand geringeres als das uralte essbare Böse in Gestalt eines riesigen Spagettimonsters. Und falls sein Hunger nicht gestillt werden kann, sieht es schlecht aus um den König und sämtliche Bewohner des sicherlich herrlich duftenden Reiches.

Zum Glück hat der Landsherr ein Ass im Ärmel! Euch, die wahrscheinlich besten Köche des Universums… wenn ihr denn Übung hättet. Die kläglichen Versuche das Unheil mit Salat zu sättigen scheitern und so ist der König gezwungen mit euch eine Zeitreise zu machen um euch auf den finalen Showdown vorzubereiten.

Das nennt man dann wohl "Event Cooking"

Das Fleisch ist willig, aber der Koch ist schwach

Das klingt alles natürlich sehr verrückt und ist es am Ende auch. Die Story tritt jedoch schnell in den Hintergrund und es geht um die Wurst. In dutzenden Küchen gilt es nun das eigene Talent auszubauen und verschiedenste Gerichte zu erlernen, vom Salat zur Suppe, über Pizzen, Burger oder auch Burritos.

Was leicht beginnt wird allerdings schnell zur großen Herausforderung. Eine Suppe ist noch schnell gemacht: Einfach z.B. drei Tomaten schneiden, in den Kochtopf, anschließend auf den Teller und servieren. Doch bei einer Suppe bleibt es nicht und so müssen bald mehrere Zutaten verarbeitet werden und es artet schnell zu einem Albtraum für Hasser des Multitaskings aus.

Wenn man sogar freiwillig die Teller spült…

Auch wenn eine Pizza oder Burger schon mehr Schritte benötigen als Suppe oder Salat ist das natürlich noch keine riesige Herausforderung. Selbst das Tellerspülen kann man noch bequem dazwischenschieben – wenn da nicht der Zeitdruck wäre. Jedes Gericht muss schnellstmöglich bearbeitet werden, schließlich winkt auch Trinkgeld für schnelle Köche. Und das ist bitter notwendig falls ihr volle drei Sterne für jeden Level verdienen möchtet.

Ach ja, damit es natürlich auch chaotisch bleibt steuert ihr immer gleich zwei Köche – zumindest falls ihr Solo unterwegs seid. So muss permanent zwischen den beiden Küchenprofis hin- und hergeschaltet und es müssen Aufgaben verteilt werden, was eine Menge Planung voraussetzt. Die ist allerdings nicht möglich, denn oft muss man spontan auf Situationen reagieren und das Wirrwarr managen. Und wem das alles noch nicht anstrengend genug ist nutzt einfach einen Controller um beide Figuren simultan zu steuern!

Easy to learn, but hard to cook

Das Schwein ist so roh, es singt noch Hakuna Matata

Overcooked ist aber natürlich keine trockene Küchensimulation. Das zeigt schon der Humor rund um die Hintergrundgeschichte; und auch das Design spiegelt eben jene Aspekte wieder und wartet mit comicartigen Grafiken auf. Die Köche als Herzstück sind dabei herrlich abgedreht und reichen von dämlich grinsend zu Waschbär im Rollstuhl! Besonders gefällt die recht simple Gestaltung der Zutaten und Küchenutensilien, schließlich behält man so im Eifer des Gefechts immer den Überblick. Trotzdem steckt auch eine Menge Liebe zum Detail im Titel.

Soundtechnisch braucht sich die Küchenschlacht ebenfalls nicht verstecken. Teils dramatische Musikstücke untermalen bestens das Geschehen und sind oft auch auf die verschiedenen Umgebungen angepasst. Und mal ganz ehrlich: Was braucht man noch mehr als Köche die auf Knopfdruck vor sich hinfluchen?

Viele Köche verderben den Brei

Das absolute Highlight ist natürlich der Multiplayer. Ist im Singleplayer schon völliges Chaos vorhanden, gleichen die kooperativen Zubereitungen leckerer Speisen daheim auf der Couch mit bis zu vier Spielern dem drohenden Weltuntergang im Spiel. Wer sich hier nicht bestens abspricht und in der Lage ist allen Herausforderungen flexibel entgegenzugehen, wird schnell nicht mehr vorankommen.

Neue Level schalten sich nämlich mit verdienten Sternen frei und wer permanent nur mit einem oder zwei Sternen besteht wird spätestens in Welt 3 wohl einige Schlachten neu schlagen müssen, um die benötigten Sterne zu verdienen. Übrigens ist Küche nicht gleich Küche. So kocht ihr z.B. auf einem Piratenschiff im Wellengang, wodurch sich der Aufbau der Küche verändert und Aufgaben neu verteilt werden müssen. Mit jedem Level steigt auch die Herausforderung des Kochtempels – davon wollen wir hingegen gar nicht viel verraten, denn gerade diese machen den Reiz des Spiels aus, weil man eben nie weiß, was auf die wackeren Pfannenschwinger zukommt.

Schmale Gänge sind nur ein HIndernis auf dem Weg zum Sieg

Kochen vor Wut

Richtig genial ist die Möglichkeit mit nur zwei Controllern zu viert das Zwiebelreich zu retten. Das macht es natürlich nur umso schwieriger, weil sich zwei Personen einen Controller teilen, sorgt aber auch dafür, dass sich vier Freunde spontan zusammenfinden können ohne vorher verzweifelt nach vier Bedienelementen zu suchen. Apropos spontan: Da nur ein Stick und effektiv zwei Knöpfe benötigt werden eignet sich der Titel hervorragend auch für Anfänger.

Belohnt wird man am Ende mit einem der lustigsten Partyspiele seit Mario Kart. Auch wenn man stets zusammenarbeitet – auf Wunsch können auch Zwei-gegen-Zwei-Duelle ausgetragen werden – wird schnell die Wohnung zusammengeschrien, taktiert und am Ende vermutlich gehasst, einfach, weil es irgendwer wieder komplett vermasselt hat. Auf der anderen Seite ist es unglaublich befriedigend und belohnend, wenn man perfekt als Team agiert und sich, oft wider erwartend, drei Sterne verdient. Und am Ende des Tages wird man sich noch lange über verpasste Chancen oder unnötige Aktionen unterhalten!

Fazit

Ich habe seit langem keinen so großen Spaß mehr mit Freunden auf der Xbox One gehabt! Es wurde geflucht, es wurden Tränen gelacht, es gab absolutes Versagen und es gab perfekte Runden. Das schaffen nur wenige Spiele! Davor ziehe ich also meine Kochmütze und vergebe unseren XBU Special Award für das vielleicht beste Partyspiel auf der Xbox One.

Als Solospieler wird man hingegen vermutlich nicht solchen Spaß haben. Allein ist es eher herausfordernd, oft aber auch ein wenig langweilig. Das Wechseln der Köche hemmt den Spielfluss und für das simultane Steuern der beiden Zubereiter der Speisen fehlt mir persönlich das Talent.

Daher kann ich den Titel nur jenen empfehlen, die auch gerne mal mit Freunden vor dem Bildschirm spaßige Stunden verbringen wollen – dann allerdings uneingeschränkt, ich würde es fast als Pflichttitel bezeichnen! Singleplayer sollten vorher falls möglich Probe spielen. Da nützt dann auch die schöne Aufmachung und der recht ordentliche Umfang wenig.


Bewertung

Pro

  • Einfaches aber geniales Spielprinzip
  • Hervorragender Multiplayer
  • Viele verschiedene Umgebungen und Hindernisse
  • Charmante Aufmachung

Contra

  • Singleplayer recht dröge
  • Eignet sich um Freundschaften zu zerstören

Grafik und Sound 8 von 10
8/10
Spielidee, Witz 8 von 10
8/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Umfang 7 von 10
7/10
Herausforderung 9 von 10
9/10
Multiplayer 10 von 10
10/10
XBU-Silver-Award
8
XBU-Special-Award

5 Kommentare

XBU Buttercup Mo, 17.10.2016, 11:21 Uhr

Oh man, wir haben das Spiel am Wochenende gesuchtet - das ist soooo witzig. Hatte noch nie so viel Spaß und Hass auf einmal. :D

XBU Buttercup Fr, 05.08.2016, 13:48 Uhr

Die haben noch nie Duckgame gespielt :>

StruC Fr, 05.08.2016, 13:34 Uhr

Warum steht "Eignet sich um Freundschaften zu zerstören" bei Contra? :0

XBU TNT2808 Di, 02.08.2016, 12:33 Uhr

Nein, leider nur Couch Coop. Allerdings ist es auch einfach schöner die Freunde im selben Raum anzuschnauzen - oder anzufeuern ;)

Amani HT Di, 02.08.2016, 12:24 Uhr

wow !!!

ist der Multiplayer auch online spielbar oder nur Couch-Coop ?