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Seit etwas mehr als zwei Wochen kommen nun auch Spieler auf der Xbox One in den Genuss des Remakes des über 15 Jahre alten Oddworld: Abe's Oddysee. Wir haben die Retrobrille abgesetzt und sagen euch, ob es sich lohnt, in Oddworld: New 'n' Tasty dem Mudokaner Abe auf der Flucht vor seinem Boss zu helfen. Und eines können wir vorweg nehmen: Ein Blick lohnt sich auch für die jüngere Generation, die mit dem Titel bisher wohl nicht allzu viel anfangen kann! 

Die Grafik ist wirklich sehr schön anzusehen. Und wer das Original noch in Erinnerung hat (falls nicht, einfach mal im Internet nachschauen) könnte meinen, er hätte ein gänzlich anders Spiel vor sich. Die Hintergründe sind nicht mehr statisch und strotzen zumeist vor Details. Zudem bekommt man nette Beleuchtungseffekte, flüssige Animationen und überarbeitete Zwischensequenzen.

Es wäre aber schön gewesen, wenn man ein Feature gehabt hätte, dass einen in die alte Ansicht wechseln lassen würde. Das hätte für einen noch größeren WOW-Effekt gesorgt, denn viele haben die Grafik vermutlich besser in Erinnerung, als sie war, oder kennen Oddworld: Abe's Oddysee nicht. Doch das ist meckern auf hohem Niveau.

Wer Abe noch nie reden gehört hat, sollte dies unbedingt nachholen. Wenn der kleine "Hausmeister" in eher gebrochenem Englisch versucht, seine Lage zu erklären, kann er einem schon in den ersten Sekunden leidtun.

Lustiger wird es aber natürlich, wenn Abe sich mit seinen Artgenossen unterhält oder einfach nur dumm in der Gegend rumfurzt. Und auch die restlichen Geräusche, wie etwa die der Gegner oder die Hintergrundmelodien, können sich wirklich hören lassen. Einzig die Bindung an die englische Sprachausgabe dürfte einige Spieler verärgern.

Kennt ihr den Film "...Jahr 2022... die überleben wollen"? Zugegeben, ein dämlicher Titel und viele kennen den Film vielleicht eher unter dem Titel "Soylent Green". Sei's drum, denn die Geschichte diente sicher als Vorlage für Oddworld: New 'n' Tasty.

Abe muss auf einer nächtlichen Tour als Bodenreiniger in RuptureFarms feststellen, dass so langsam die Nahrungsmittel knapp werden. Also entschließt sich sein Boss dazu, Abe's Rasse - die Mudokaner - zu Futter verarbeiten zu lassen. Klar, dass Abe sich das nicht gefallen lässt und fortan auf der Flucht ist...

Es gibt so einiges zu entdecken in dem Titel und wer zudem alle 100 Kollegen von Abe retten möchte, dürfte einige Zeit beschäftigt sein. Wer den Titel zum ersten Mal spielt, wird sicherlich 6 - 8 Stunden beschäftigt sein, Veteranen werden vermutlich schneller vorankommen.

Dank einstellbarer Schwierigkeitsgrade dürften in der Neuauflage selbst Anfänger eine Chance auf den Abspann haben. Dennoch: Der Schwierigkeitsgrad erinnert als einziger Punkt an das Alter des Titels und dürfte für so manchen Zocker von heute ungewohnt sein.

Kann ein Spiel aus dem Jahre 1997 auch nach heutigen Standards noch Spaß machen? Und ob! Man erwischt sich immer wieder, wie man doch nur noch dieses eine Rätsel lösen will, und dann aber wirklich aufhört zu spielen... und plötzlich sind 2 Stunden vergangen.

Dabei ist es gerade die Mischung, die Oddworld: New 'n' Tasty so genial macht. Gerade noch löst man das Rätsel, wie man nun diese drei Kollegen wieder retten soll, um in der nächsten Minute herauszufinden, womit sich die Wachen ausschalten oder umgehen lassen. Und zwischendurch springt man von Plattform zu Plattform, um die Flucht fortzusetzen.

Insgesamt merkt man zu keiner Zeit, dass das Spiel über 15 Jahre auf dem Buckel hat! Die Entwickler haben damals wirklich einen zeitlosen Klassiker geschaffen, der in dieser Form problemlos auch heute erscheinen könnte.

Im Grunde geht es oft darum, einen Weg zum nächsten Bildschirm zu finden. Dabei gilt es, Wachen auszuschalten, Mudokaner zu retten und Fallen zu entschärfen. Dabei helfen einem unter anderem Abe's Fähigkeiten. Er kann z.B. einige Befehle geben, um seinen Freunden mitzuteilen, ob sie ihm folgen oder warten sollen.

Abe kann auch zu jeder Zeit eine Art Gesang anstimmen, mit dem er Portale oder Feinde übernehmen kann. So lassen sich Gegner aus dem Weg räumen oder Kumpanen retten. Die Rätsel auf dem Weg reichen von einfachen Schalterrätseln über Umgebungsrätsel, wo jeder Schritt und jede Bewegung bestens abgestimmt sein sollten. Beispiel gefällig?

Unser "Held" muss sein Reittier dazu bewegen, mit ihm zu kommen, doch das Tier labt sich an süßem Honig. Was hilft da? Genau, Bienen! Doch diese befinden sich hinter mehreren Minen. Also muss Abe sich von einem Kollegen einen Impuls verschaffen, der die Hindernisse zerstört. Dafür muss er allerdings erst eine Kombination aus Pfeif- und Furzlauten von einem Altar beschaffen, die dem Kollegen als Passwort dient.

Klingt bizarr, ist aber meist doch recht logisch und man hängt nie unnötig lang an einem Rätsel fest. Zudem gibt es teilweise sogar mehrere Lösungswege und falls etwas schief geht, sind die Speicherpunkte nicht allzu weit auseinander. Und wenn es hart auf hart kommt, dann nutzt man einfach das Schnellspeichersystem. Da ist dann auch die etwas träge Steuerung kaum mehr der Rede wert.

Ein "Koop-Modus" ist verbaut, kann aber kaum als solcher durchgehen. Denn eigentlich macht dieser nichts anderes, als nach dem Ableben Spieler 2 von der selben Position starten zu lassen. Wenigstens braucht man dafür keinen zweiten Controller, aber ein echter Koop-Modus sieht anders aus!

Fazit

Mit Oddworld: New 'n' Tasty bringen die Entwickler den Charme des Originals endlich auch auf die Xbox One. Wer auf Plattformer mit Puzzle-Elementen steht oder sowieso nie die Retrobrille abgesetzt hat, der kann bedenkenlos zugreifen.

Doch auch für moderne Verhältnisse macht der Titel eine äußerst gute Figur und man merkt dem Spiel - abgesehen vom Schwierigkeitsgrad - zu keiner Zeit sein Alter an. Schade, dass es keine Taste zum Wechseln der Grafik gibt, damit man sich den Fortschritt jederzeit vor Augen führen kann.

Für die wirklich schöne Stimmung, die uns immer wieder in ihren Bann gezogen hat - sei es wegen den malerischen Hintergründen, der wundervollen Soundkulisse oder wegen der simplen, aber dennoch stimmigen Geschichte rund um eine "Reinigungskraft" auf der Flucht - vergeben wir einen XBoxUser Special Award!


Bewertung


Grafik 9 von 10
9/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 8 von 10
8/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
Gameplay 9 von 10
9/10
Multiplayer 7 von 10
7/10
XBU-Silver-Award
8
XBU-Special-Award