Klassisches Jump’n Run für die Xbox gefällig? Nikoderiko nimmt Spieler mit auf eine nostalgische Reise durch bunte, märchenhafte Levels und weckt Erinnerungen an Klassiker wie Crash Bandicoot und Donkey Kong Country. Das anthropomorphe Mangusten-Duo aus Niko und Luna muss in klassischer Jump’n’Run-Manier Hindernisse überwinden, Münzen sammeln und das magische Königreich retten. Die Stärke des Spiels liegt in seiner vertrauten Retro-Atmosphäre, doch bleibt die Frage offen, ob es genug Eigenes mitbringt, um wirklich in Erinnerung zu bleiben. Wir werfen in unserem Testbericht einen genaueren Blick darauf.
Typisch Jump’n Run: Viel Glanz, wenig Tiefe
Die Geschichte von „Nikoderiko: The Magical World“ ist überschaubar und einfach: Der junge Zauberlehrling Nikoderiko muss eine magische Welt vor einer dunklen Bedrohung retten – ihr müsst also die magische Insel vom bösen Baron Grimbald (der eine anthropomorphe Kobra darstellt) zu befreien. Ein märchenhafter Ansatz, der sicher ansprechend wirkt, jedoch schnell erahnen lässt, wohin die Reise führt. Die Geschichte entwickelt sich kaum über ihre Grundidee hinaus und bietet daher nur wenig Tiefe oder überraschende Wendungen. Nicht, dass man sowas nicht von Plattformern gewohnt wäre (der allseits beliebte Mario bietet auch nur die simpelste aller Storylines), doch etwas enttäuschend ist es, vor allem für das schöne Setting, dann doch. Selbst Banjo-Kazooie hat mehr Tiefgang.
Denn wie bereits angedeutet: Visuell überzeugt das Spiel mit einer lebendigen Farbpalette, die die verschiedenen Level wirklich schön zum Leben erweckt. Die charmante Umgebung, vom zauberhaften Wald bis zur glitzernden Küstenlandschaft, schafft eine fantasievolle Atmosphäre, die Retro-Fans sofort ansprechen wird. Aber das ist halt das Ding: Das Spiel wirkt durchgehend eher wie eine Hommage an vergangene Plattform-Ästhetiken als ein Versuch, neue Wege zu beschreiten. Die comichafte Umgebung erinnert nicht nur ein wenig, sondern sehr stark an frühere Playstation-Klassiker wie Spyro oder Crash Bandicoot. Schaut euch die Screenshots an – die Ähnlichkeit ist verblüffend (und etwas enttäuschend zugleich).
Nostalgische Sprünge, aber wenig eigene Ideen
„Nikoderiko: The Magical World“ nutzt eine Levelstruktur mit einer übergeordneten Karte, die zwar nostalgische Gefühle weckt, aber für einige Spieler auch altmodisch wirken könnte. Die Entscheidung, keine offenen oder nahtlos verbundenen Welten zu schaffen, lässt das Spiel leicht „gefangen“ in seiner klassischen Struktur wirken. Für diejenigen, die eher lineare Plattformer der alten Schule schätzen, mag das perfekt passen, aber moderne Gamer könnten es als Rückschritt empfinden. Das Leveldesign orientiert sich an den 90er-Jahren, mit linearen Abschnitten und relativ konventionellen Hindernissen.
Die Steuerung, die zentral für das Spielerlebnis eines Plattformers ist, zeigt sich als manchmal als etwas unpräzise. Im Vergleich zu Genregrößen wie Crash Bandicoot oder Donkey Kong Country (oder Neuinterpretationen wie Yooka-Laylee) fehlt es an Genauigkeit, was das Spieltempo und die Spielfreude beeinträchtigen kann. Dies liegt vor allem daran, dass man nicht immer genau einschätzen kann, wie hoch, wie weit man springt und wo man genau landen kann – die Umgebung spielt da eine große Rolle, da sich wichtige Dinge optisch oftmals nicht genügend hervorheben. Kleine Frustrationsmomente bleiben deshalb bei engen Sprüngen oder gebrauchten schnellen Reaktionen nicht aus, und hier hätte das Spiel von einer feineren Steuerung deutlich profitieren können.
Viele Mechaniken, wie etwa das Einsammeln von Münzen oder das Nutzen einfacher Schalterrätsel, wirken überdies eher wie ein „Best-of“ klassischer Spielelemente als eine wirklich eigene Innovation. Das Fehlen echter Alleinstellungsmerkmale fällt umso mehr ins Gewicht, da „Nikoderiko“ in einem Genre antritt, das von ikonischen Titeln und innovativen Ideen geprägt ist. Einige Level wirken geradezu kopiert aus Donkey Kong Country (die Minenkarren-Fahrten) oder Crash Bandicoot (das Weglaufen vor Gefahren nach vorne in Richtung der Kamera).
Technische Schwächen – Lange Ladezeiten, wo eigentlich Magie sein sollte
Ein Kritikpunkt, der mir persönlich besonders auffiel, sind die überraschend langen Ladezeiten. Selbst auf der leistungsstarken Xbox Series X dauern die Ladephasen zwischen den Leveln viel zu lange, was den Spielfluss erheblich stört. Die magische Atmosphäre, die das Spiel ansonsten aufbauen könnte, wird durch diese häufigen und langen Unterbrechungen immer wieder unterbrochen. Hinzu kommen Pop-Ups – also die Tatsache, dass einige Texturen länger brauchen, damit sie geladen werden. Ein aktuelles Spiel mit simpler Grafik auf einer modernen Plattform sollte hier eigentlich eine reibungslose Performance bieten, was den Eindruck verstärkt, dass „Nikoderiko“ in technischer Hinsicht nicht auf der Höhe der Zeit ist.
Zusammen macht’s mehr Spaß
Ein Pluspunkt, den „Nikoderiko: The Magical World“ bietet, ist der Koop-Modus. Man kann nämlich die verschiedenen Level auch zu zweit erkunden und Herausforderungen meistern. Diese Funktion bringt Freude ins Spiel und eignet sich besonders für Couch-Koop-Fans, die sich mit Freunden oder der Familie unterhaltsame Abende wünschen.
Die Kritikpunkte, die vorher anfallen, sind besonders im Koop-Modus. Wenn mal jemand daneben springt, ist der andere immer noch da, um die Runde zu retten; wenn die Ladezeit etwas länger ist, unterhält man sich halt. Und die Story spielt gerade in einem kooperativen Game nur eine untergeordnete Rolle – deswegen passt das!
Fazit
Insgesamt ist „Nikoderiko: The Magical World“ ein solides Jump’n Run, der aber ganz klar mit dem Nostalgie-Faktor spielt und eindeutige Referenzen auf Klassiker wie Donkey Kong Country oder Crash Bandicoot beinhaltet. Das Spiel bietet eine schöne und farbenfrohe Welt, die speziell Retro-Fans anspricht, und einen netten Koop-Modus für gemeinsame Spielstunden. Doch trotz dieser Vorzüge fehlt dem Spiel eine eigene Identität. Es fühlt sich an wie ein „Best Of“ von all den Klassikern, die es inspiriert haben, ohne das Genre wirklich zu erweitern oder eigene Akzente zu setzen.
Die Steuerung, die Levelstruktur und die langen Ladezeiten schwächen das Spielvergnügen, und das klassische Hub-Map-System wirkt auf einige Spieler vermutlich altbacken. Während der Soundtrack und die Grafik ihre charmanten Momente haben, bleibt die Frage, ob Nikoderiko aus der Masse der Plattform-Games herausragen kann. „Nikoderiko: The Magical World“ ist letztlich ein liebevoll gestaltetes Spiel, das jedoch im Schatten seiner Vorbilder bleibt und das Potenzial einer wirklich magischen, eigenständigen Fantasy-Welt nicht voll ausschöpft. (Unser Tipp: Auch einmal Yooka-Laylee and the Impossible Lair ausprobieren!)
Bewertung
Pro
- Schöne optische Präsentation
- Gute Synchro und Musik
- Recht fordernder Schwierigkeitsgrad
- Retro-Gameplay
- Toller Ko-Op-Modus
Contra
- Lange Ladezeiten und Pop-Ups
- Story und Setting schwach
- Keine wirkliche Innovation
- Teils unpräzises Gameplay
- Kann eintönig werden
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