
Es war Anfang der 90er - genau genommen 1991 - als Lemmings das Licht der Welt erblickte. Aus einer damals kreativen Idee wurde eine ganze Spielreihe, die sicherlich auch noch über Jahrzehnte bekannt sein wird. Einfache "dumme" Figuren, denn die Lemminge fallen aus einem Tor in das Level und müssen zum Ziel gebracht werden. Die Lemminge laufen dabei stumpf geradeaus und treffen sie auf ein Hindernis, drehen sie einfach um - es sei denn man beschäftigt sie mit Graben, Schaufeln oder drückt ihnen einen Regenschirm als Fallschirmersatz in die Hand, damit sie nicht auf dem Boden aufschellen. Ein einfaches Prinzip sorgte so viele Jahre für Abwechslung und Spaß auf den unterschiedlichsten Plattformen. Nun kommt Leedmees und nutzt die Grundidee der Lemminge aber Kinect typisch - Ihr seid der Controller. Das heißt im Klartext: Nicht die Lemminge werden mit Funktionen ausgestattet, sondern es ist eure Aufgabe, die Leedmees vom blauen Portal zum roten zu begleiten und heil dort hin zu bringen. Wir haben uns des Spektakels angenommen.
Grafik
Nicht nur das Spielprinzip erinnert stark an den Ideengeber. Auch die Grafik ist recht schlicht und einfach gehalten. Ihr als Protagonist werdet der Einfachheit halber als Strichmännchen in die Umgebung gemalt. Eure Leedmees sind nett animiert, aber sind letztlich nur weiße Männchen und werden gelb, wenn sie einen Stern aufgesammelt haben. So hat man jedoch die Chance, sie in den Levels immer schnell zu finden. Die restlichen Teile des Levels sind jeweils nett und comicartig gezeichnet. Die drei Welten versuchen jeweils das Thema zu treffen. Zur Unterstützung hätte man noch schöne Hintergründe einbinden können, womöglich hätten die jedoch auch beim Spielen nur gestört oder abgelenkt.
Sound
Wer jemals einige Stunden mit den Lemmingen verbracht hat, der wird bei den ersten geretteten Leedmees den "Jippie Aufschrei" vermissen. Es war einfach typisch für dieses Spiel. Leedmees hält sich hier etwas mehr zurück und sorgt mit leichter Untermalung für Beschäftigung der Ohren - nicht mehr aber auch nicht weniger.
Story
Wo die Leedmees herkommen? - > Aus dem blauen Portal
Wo die Leedmees hinmüssen? -> In das rote Portal
Warum das so ist? -> WTF - Bring die Leedmees da hin und zwar ALLE!
Umfang
Insgesamt bietet Leedmees in der Originalfassung drei unterschiedliche Welten. Die Level und Welten werden nach und nach frei geschaltet. Für ein Arcade Spiel ist der gelieferte Umfang schon recht ordentlich, aber es bleibt zu vermuten und zu hoffen, das weitere Level als Downloadcontent angeboten werden. Da die Levels alleine aber auch im CoOp gespielt werden können, bietet Leedmees schon einige Stunden spannenden und anstrengenden Spaß.
Spielspaß
Leedmees fasziniert und polarisiert schnell. Entweder man hat Spaß an der Knobelei und der Steuerung mit Kinect oder man wird mit dem Spiel nie wirklich "warm". Letzteres dürfte jedoch eher nicht der Fall sein. Das Spiel ist eine echte Arcade Perle und zeigt, wie man mit "einfachen" Mitteln eine gutes und solides Kinect-Spiel erstellen und an dem die ganze Familie Spaß haben kann. Besonders zu zweit steigt nochmals der Reiz und der Ansporn, denn das gemeinsame Koordinieren der Leedmees kann in den fortgeschrittenen Leveln schon eine echte Herausforderung sein.
Gameplay
Während ihr im Lemmings Original noch die Lemminge mit Fähigkeiten ausgestattet habt, bleiben eure Leedmees "dumm". Sie können nur hin und her laufen und sich - sollte einer mal heruntergefallen sein - an eurer Handfesthalten, damit ihr sie wieder aufnehmen könnt.
Konkret bedeutet dies, dass ihr die Wege vom blauen Portal - aus dem die Leedmees kommen - zum roten Portal zu ebnen. Dazu könnt ihr einfach mittels eurer Arme zwei Punkte miteinander verbinden, indem die Leedmees über eure Arme laufen oder ihr nehmt sie auf eure Schultern und tragt sie von einer Plattform zur nächsten. Klingt auf den ersten Blick ganz einfach - ist es die ersten Level auch - aber schnell wird es knifflig und Arme und Beine müssen eingesetzt werden. Hocken, Leedmees aufnehmen, aufpassen das keiner verloren geht. Bereits nach den ersten Leveln wird klar - das wird schweißtreibend.
Dabei setzt die Kinect Kamera eure Bewegung nicht immer hektisch um, sondern immer mit einer leichten Verzögerung bzw. sobald ihr wieder etwas ruhiger steht. So kann euch keins der Leedmees so schnell verloren gehen. Ist das doch einmal der Fall, hängt es von der Höhe ab, ob er den Aufschlag am Boden überlebt. Wenn ja könnt ihr ihm einfach die Hand reichen und er springt auf selbige. Schlägt er am Boden auf, dann zerplatzt der Traum im wahrsten Sinne des Wortes. Damit ihr ein Level schafft muss jeweils eine Mindestanzahl an Leedmees ans Ziel gebracht werden. Zusätzlichen Ansporn machen die Sterne, die im Level verteilt sind, und nur durch Einsammeln aller Sterne und dem Retten aller Leedmees werdet ihr die "S" Bewertung am Ende des Levels bekommen. Ein Stern kann jeweils von einem Leedmee aufgenommen werden und gilt als gesammelt, wenn dieser Leedmee im Zielportal ankommt.
Multiplayer
Neben dem Einzelspieler bietet Leedmees auch Mehrspieler-Spaß. Dafür könnt ihr euch zu zweit vor den Kinect Sensor stellen und müsst nun kooperativ die Leedmees zum Ziel führen. Das Spielprinzip bleibt dabei identisch, jedoch erfordert es noch etwas mehr Koordination.
Wer sich gerne mit seinen Freunden vergleichen will, für den gibt es dann die Bestenlisten, die jeweils nach Abschluss eines Levels aktualisiert werden. Da es neben den Leedmees auch die Sterne zu sammeln gilt, ist es nicht gerade einfach, in jedem Level, dass nach Abschluss bewertet wird, mit einem "S Grade" abzuschließen, um die Freunde zu beeindrucken.
Fazit
Nachdem der Kinect-Hype des letzten Jahres sich so langsam gelegt hatte und der Erfolg auf Dauer eher als fraglich zu beurteilen war, kommen nun endlich die Spiele, die Kinect einen Sinn geben können. Es sind nicht immer nur die großen Spiele - gerade die nun erscheinenden Arcade Spiele machen Kinect zu einem Familienerlebnis.
So punktet Leedmees nicht nur mit schönem Gameplay und vielen Rätseln, sondern auch der familiäre Finanzvorstand dürfte erfreut sein, dass Leedmees derzeit auf dem Xbox Live Arcade Marktplatz 800 MS-Points kostet, so "auch mal nebenbei" auf die Konsole geladen werden kann und dann Spaß für einige Stunden bringt. Ich wünsche mir weitere Arcade Titel, die Kinect Leben einhauchen.
Wer die Lemminge liebte, wird mit Leedmees zumindest auf der Xbox 360 einen Ersatz finden. Lediglich den Humor konnten die Leedmees Entwickler nicht ganz kopieren.
Bewertung
