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Erinnert ihr euch noch an den Indie-Hit von der 360, Limbo? Es wurde später auch noch einigen Spielern für die Xbox One gratis zur Verfügung gestellt. Das atmosphärische Abenteuer hat nun einen geistigen Nachfolger und erneut treffen Science-Fiction auf Horror und Rätsel. Wir haben uns das etwas andere Indiespiel angeschaut und verraten euch in unserem Review, warum es sich erneut lohnt, hier zuzugreifen.

Wer braucht schon Narration?

Kompliziertes Gameplay, viele verschiedene Fähigkeiten und verschiedene Tastenkombinationen, eine komplexe verworrene Story mit reichlich Zwischensequenzen… das alles hat Inside nicht. Aber es braucht es auch nicht. Wer einen Blick ins Startmenü und auf die Knöpfe schaut, sieht das gleiche wie beim Limbo: A für Springen, X für halten und Bewegen mit dem linken Analogsticks – mehr braucht ihr nicht, um auch die kniffligsten Rätsel lösen zu können.

Genauso sieht es mit der Geschichte aus. Ihr beginnt ohne Vorwarnung und Erklärung als offenbar entflohenes Waisenkind. Doch die Umstände sind nie klar. Offensichtlich ist nur, dass ihr von der ersten Minute an, in welcher ihr euch noch in einem Wald befindet, vor bissigen Hunden und Kidnappern in Sicherheit bringen müsst. Der am Anfang noch wie ein Krimifilm gestaltete Rahmen wird aber sehr schnell eine ganze Spur düsterer und abgedrehter. Schnell gesellen sich surrealistische und Science-Fiction-Elemente hinzu. So schlüpft ihr an bestimmten Momenten in eine Art VR-Helm, mit der ihr dann plötzlich Menschen, die wie seelenlose Zombies ansonsten regungslos rumstehen, kontrollieren und bewegen könnt. Nach und nach begegnet ihr immer seltsameren Phänomenen und die Spannung spitzt sich zu… das ist sehr gut gemacht!

Keine Hilfe, dafür viel Atmosphäre

Das Spiel ist, genau wie der Vorgänger Limbo, voll mit Grusel- und Horrorelementen, ohne jemals in eine Art Komik zu verfallen. Das liegt auch daran, dass Inside komplett ohne Dialoge, ohne Schriftzüge irgendeiner Art und natürlich auch komplett ohne Angabe über die Spielaufgabe auskommt. Wenn man dann als kleines, eingeschüchtertes Mädchen zum ersten Mal von einem Kidnapper gewürgt, von einem Hund zerbissen oder von einem Propeller zerstückelt wird… dann merkt man, dass das Spiel doch einen Tick ernster ist, als es zuerst den Anschein hat. Das vermeintlich ruhige, langsame Gameplay wird durch Spannungsmomente, passende Musik und ein ständiges Gefühl der Machtlosigkeit zu einer Stressprobe. 

Und dabei ist und bleibt das Gameplay stets simpel. Ihr könnt nicht schießen, euch nicht verteidigen: Euch bleibt nur die Flucht. Und die muss manchmal derart koordiniert sein, dass es tatsächlich zur Geduldsprobe wird. Dabei ist der Schwierigkeitsgrad meist auf einem sehr angenehmen Niveau. Nur ab und zu ist es knifflig, wenn man das eine Detail, den einen Kniff, die eine Tür zum Aufziehen, oder den einen Hebel zum Betätigen übersieht und dann dem gnadenlosen Tod geweiht ist. Aber dennoch bleiben die Rätsel lösbar. Einmal kurz Konsole ausgeschaltet, nochmal darüber nachgedacht und schon liegt das Weiterkommen auf der Hand. Oft sind es auch fast schon gescriptete Momente, die so flüssig im Gameplay integriert sind, die einem den Atem stocken lassen, in welchen man in letzter Sekunde mittels eines Sprunges dem sicheren Tod entkommen ist.

Flüssig, ruhig, gruselig

Die Stimmung des Spiels ist schon sehr, sehr bedrückend. Von der ersten Minute an packt einen die Atmosphäre und in meinen Augen noch mehr als der Vorgänger Limbo. Das Gameplay ist 2D, die Grafik aber 3D und unglaublich beeindruckend. Obwohl alles sehr simpel gestaltet ist, so sind Wetter, Schatten, Lichteffekte und das Spielen mit der Tiefe ein Element, was zu überraschen weiß. So fühlte man sich im einen Moment noch vor dem Hund im Hintergrund sicher: Doch plötzlich kommt er nach vorne zu uns auf die vordere Ebene gerannt und schon ist man in einer bedrohlichen Situation.

Die gesamte Atmosphäre, die mit surrealistischen Elementen gespickt ist, ist von einer beispiellosen Schaurigkeit. Hinzu kommen die wunderbar flüssigen Animationen und die perfekt Physikengine, die keine Makel offenbart. Perfekt dazu eingesetzt ist der Soundtrack, der nicht wirklich als Musik, sondern als Soundeffekte zu bezeichnen ist. Ein durchdringender Bass mit leisen Hintergrundgeräuschen versetzt einen in eine Spannung, die nur selten aufgelöst wird. Hier hat man alles richtig gemacht. 

 

Fazit

Man kann Inside einfach nur als einzigartiges Erlebnis beschreiben. Es ist unglaublich schön anzusehen, trotz vieler Passagen, die reine Laufwege sind, die aber durch das gelegentlich gezwungene Gameplay und die wunderbare, surrealistische Atmosphäre nicht annähernd langweilig sind. Das Spiel hat mich noch mehr gepackt, als Limbo und euer Hauptcharakter, das kleine, schwache Mädchen, sorgt dafür, dass Tode oder gefährliche Situationen noch extremer wirken.

So schafft das gesamte Setting eine stets bedrohliche Atmosphäre von einem derartigen Gruselfaktor, wie es nur die wenigstens Horrorspiele schaffen. Das einfache Gameplay eines Sidescrollers, die düstere Gesamtstimmung und die teils kniffligen Rätsel sind allesamt Zutaten eines absoluten grandiosen Spielerlebnisses, das es in der Form nur selten gibt. Wer noch nie ein Spiel in dieser Art gespielt hat, sollte hier auf alle Fälle zugreifen, da es nicht viele gibt, die dieses Konzept so grandios durchführen.

Wir vergeben aus diesem Grund für die bedrückende, gruselige Atmosphäre den XBoxUser.de Special Award!


Bewertung

Pro

  • Bedrückende, gruselige Atmosphäre
  • Simples Gameplay mit komplexen Rätseln
  • Einzigartiger Erzählstil
  • Grafisch durch 2D/3D sehr beeindruckend
  • Musik sehr malerisch und gut gesetzt

Contra

  • Geringer Wiederspielwert
  • Rätsel größtenteils relativ einfach

Grafik 9 von 10
9/10
Sound 8 von 10
8/10
Atmosphäre 10 von 10
10/10
Gameplay 9 von 10
9/10
Umfang 7 von 10
7/10
XBU-Gold-Award
9
XBU-Special-Award

9 Kommentare

Ruepel Mo, 14.08.2017, 13:51 Uhr

Ich fand das Spiel echt gut, hab es günstig im Angebot geholt.

Trophäen habe ich nur ein paar geholt aber sind bei mir eh nie im Fokos.

Aber kann mir mal einer das Ende erklären bzw um was ging es da nun? Ich kapier das ehrlich gesagt nicht.

XBU MrHyde Do, 06.10.2016, 11:17 Uhr

Ich habe gestern bei Inside zugeschlagen und es mir gekauft. Was ein grandioses Spiel! Ich liebe diese Art von Games einfach.

Es ist zugleich ganz schön bedrückend... das Geräusch, wenn ein Hund das Genick des Jungen zerbeisst... da kriege ich fast Gänsehaut...

Aber die Rätsel sind schön, ich finde den Preis auch ok, ich denke, 15-20€ ist es allemal wert. Sehr schöner Titel (y)

XBU Philippe Sa, 09.07.2016, 23:24 Uhr

Preislich gesehen gebe ich euch recht. Es ist teuer für die kurze Spielzeit, die man im Endeffkt hat. Aber atmosphärisch unangefochten. Ein Gamesale o. Ä. wäre hier definitiv sinnvoll!

XBU Böhser Onkel Sa, 09.07.2016, 15:42 Uhr

Also ich habe es nach 2 1/2 Stunden beendet.
Danach habe ich nochmal ne halbe Stunde investiert um die restlichen Erfolge zu holen.
Ist echt sehr wenig für den Preis.

TheGreenChris Sa, 09.07.2016, 14:54 Uhr

XBU Böhser Onkel schrieb:
Nettes Spiel aber viel zu kurz viel zu einfach und dafür viel zu teuer.

Hab auch bei vielen gesehen, so um die 4 Stunden und dann hat man die 100% schon. Das ist mir dann auch viel zu wenig für 20€ ... da warte ich lieber nen sale ab oder bis es als Games with Gold kostenlos kommt.

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