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Ein Indie-Spiel im Metroidvania-Style, in welchem ihr eine Katze mit Schwert steuert? Ja, Hunter’s Legacy ist ein Abenteuerspiel, das die Hoffnung erweckt, durch eine kleine Investition so manche Stunde Spielspaß auf eure Xbox zu bringen. Warum das nur bedingt klappt und eigentlich die meisten Gamer dennoch die Finger davonlassen sollten, erzählen wir euch in unserem Review!

Eine Katze? Spielt eigentlich keine Rolle…

Die „Story“ von Hunter’s Legacy könnte kürzer und klischebeladener nicht sein: In der Welt (die anscheinend von Katzen bevölkert ist) war alles ruhig, bis eines Tages der böse Morodir den magischen Fangzahn stahl. Tja, da bleibt wohl nichts Anderes übrig, als dass die Heldin der Nation, die Katzenkriegerin Ikki, sich auf den Weg macht. Und anstatt direkt zum Oberboss zu laufen, müssen wir folglich durch eine ganze Welt rennen.

Tja, die Story ist so flach (und wird lediglich mit fünf statischen Bildern und Text, also ohne Synchronisation, erzählt), dass überhaupt keine Atmosphäre aufkommt. Das merkt man auch durchgehend im Spiel. Das Katzen-Thema wird in keiner Weise aufgegriffen, es fehlt jegliche Anspielung darauf. Die Story an sich ist auch nach der ersten Spielminute an aus dem Fenster geworfen. Lediglich zwischendurch werdet ihr manchmal dazu aufgefordert, euch doch schnell zu bemühen, den gestohlenen Fangzahn wiederzuholen. Aber es gibt keine katzenartigen Angriffe (ihr benutzt ein Schwert und nicht eure Krallen), ihr könnt nicht Miauen, es sind keine süßen Anspielungen auf große Katzenaugen enthalten, nein, alles wirkt willkürlich zusammengeschmissen. So, als ob sich ein Entwickler gedacht hat: Hey, lass uns doch einfach als Hauptcharakter 'ne Katze nehmen!  Das Spiel ist schon fertig, egal, einfach einen Skin draufkleben.

Spielziel? Wo muss ich hin?! Gegner, überall…

Nun gut, also gehen wir drauf los. Nach einem scheinbar richtig langsamen Einführungslevel steigt der Schwierigkeitsgrad schnell an. Wer mit „Metroidvania“ nichts anfangen kann, dem erkläre ich das Spielprinzip von Hunter’s Legacy einmal kurz: Ein 2D Adventure, das neben Jump’n-Run-Passagen auch einige Kämpfe, knackige Bossfights und viel Zurücklaufen zu Arealen, die man vorher nicht betreten konnte, beinhaltet. Hunter’s Legacy hat eine sehr große vertikale Ebene mit drin und die Level sind unglaublich verzweigt. Nach der ersten Spielstunde zeigt sich somit auch ganz schnell eine große Schwierigkeit des Spiels: Die Navigation, bzw. das Zurechtkommen in den recht großen Level. Denn, wie erwähnt: Viele Passagen sind anfangs ohne die entsprechenden Fähigkeiten noch nicht zugänglich. Andere wiederum sind Sackgassen und andere Wege enthalten wiederum nur ein paar Gegner und Münzen. Da man nur eine Weltkarte zur Verfügung hat, ist man folglich auf den eigenen Verhalt angewiesen, um sich in der großen Welt zurechtzufinden.

Und das kann manchmal richtig anstrengend sein. Denn das Kampfsystem wirkt komplett unausgereift. Es gibt eigentlich nur eine Standardattacke (später bekommt ihr noch einen Spezialmove mehr) und einen Bogen. Es gibt kein Blocken, kein Ausweichen (die Rolle, die ihr ausführen könnt, macht euch nicht unverwundbar) – es geht einfach nur um Hack’n Slay. Das wirkt anfangs noch recht einfach, wird aber im Verlauf des Spiels unglaublich knifflig. Denn es gibt viele verschiedene Arten von Gegnern, die nur auf bestimmte Dinge reagieren (ein fliegender Troll muss erst mit einem magischen Pfeil beschossen werden, um verwundbar zu sein, ein Krokodil mit Schild kann nur von hinten oder mittels einer Stampfattacke angegriffen werden und eine rollende Schnecke ist immer nur kurz verwundbar usw.). Die kommen dann aber alle gleichzeitig auf einen zu und die begrenzte Gesundheit ist schnell weg…

Kein Spielfluss, aber fairer Preis

Es fehlt dem Spiel schlussendlich an einem gesunden Spielfluss. Je mehr ihr spielt, desto komplexer wird es und desto mehr können kleine Dinge aufregen. Die Checkpoints sind fair gesetzt (und das Spiel merkt sich, dass man z.B. einen Schalter gedrückt hatte, somit ist ein Tod nicht schlimm), aber ständig muss man zurücklaufen, springt wieder ganz nach oben um festzustellen, dass dort eine verschlossene Tür ist, weicht Gegnern aus, tötet neue, bleibt an Ranken hängen und muss sich mit nervigen Feinden beschäftigen, die eigentlich recht schwach sind. Das ganze Gameplaydesign kann schnell einfach nur nerven, da man eben nicht in einen guten Spielfluss kommt. Man wird immer wieder durch Kleinigkeiten aufgehalten.

Selbst die Bosskämpfe sind dröge, denn sie sind taktisch nicht wirklich anspruchsvoll und verlangen oft mehrere Versuche aufgrund von großem Glücksfaktor. Wie es besser geht, wie man einen besseren Spielfluss, mehr Story und mehr Atmosphäre in ein Metroidvana-Spiel bekommt, zeigten bereits viele andere Spiele, so z.B. Outland für die Xbox 360 (auch für Xbox One und war gerade erst mit Games with Gold gratis).

Ich will aber nicht alles schlechtreden am Spiel. Sicherlich hat es seine unterhaltsamen Momente und wer bereit ist, sich ein wenig anzustrengen, der wird sicherlich gute Unterhaltung finden. Besonders gegen Ende, wo viele Spielmechaniken auf einmal vereint werden müssen, ist viel Können und viel Geduld gefragt. Das mag sicherlich einige Gamer reizen. Außerdem kommt hinzu, dass das kleine Spiel nur 7 € kostet. Das macht einiges wieder wett und macht einen möglichen „Verlust“, wenn einem das Spiel nicht gefällt, nicht weiter tragisch.

Fazit

Bei weitem nicht furchtbar schlecht, und doch ohne guten Spielfluss, ohne Story und ohne großen Charme kann Hunter’s Legacy nicht wirklich überzeugen. Das anstrengende Gameplay beinhaltet ein banales Kampfsystem, immer nervigere Gegner und Verwirrung in den Leveln. Ohne Karte hüpft und kämpft man sich von einer Sackgasse zur nächsten, weil man einfach den wertvollen Kristall nicht finden kann. Immer wieder muss man stehen bleiben, langsam vorangehen, um nicht sofort zu sterben. Das ist schade, denn ein schnellerer Spielfluss wäre hier sicherlich unterhaltsamer gewesen – schließlich ist es ja kein Stealthspiel!

Die Grafik ist zwar durch den Comiclook ganz nett, es gibt aber keine Synchronisation, die Musik kann nerven und leider wurde das „Katzenthema“ in keiner Weise lustig aufgegriffen. Das Metroivania-Adventure ist sicherlich für so manchen ein paar Stunden unterhaltsam, durch immer komplexere Levelstrukturen und schwere Hüpfpassagen. Die meisten Spieler werden aber sicherlich keinen allzu großen Spaß am Gameplay haben. Wenigstens ist der Preis von knapp 7 € befriedigend.


Bewertung

Pro

  • Gute Comicgrafik
  • Komplexes, schwieriges Gameplay
  • Gutes Preis/Leistungs-Verhältnis

Contra

  • Musik nervig, keine Synchronisation
  • Story und Hintergrundgeschichte nicht vorhanden
  • Leveldesign anstrengend aufgrund mangelnder Übersichtskarte
  • Kämpfe sind repetitiv
  • Es fehlt an "Spielfluss"

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 6 von 10
6/10
Story / Atmosphäre 4 von 10
4/10
Gameplay / Spielfluss 5 von 10
5/10
Umfang (Preis/Leistung) 8 von 10
8/10
Spielspaß 6 von 10
6/10
6

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