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Per Anhalter durch… die Xbox? Ein neues Indie-Game versucht uns auf der Xbox mit einem sehr entschleunigten Gameplay, dafür aber viel mysteriöser Story zu überzeugen. Wir haben uns als Beifahrer ins Auto gesetzt und erzählen euch in unserem Testbericht, warum viel Potential bei einer guten Geschichte verloren ging.

Guten Tag, meine Name ist…?

Ja, das weiß man eigentlich selbst nicht. Das Spiel startet, indem ihr euch als Autostopper einem Herren in den Pick-Up-Truck setzt – offensichtlich irgendwo im Süden der Vereinigten Staaten. Die Diskussion geht gleich los und die Story entfaltet sich. Ihr – der First-Person-Protagonist – habt eigentlich keine Ahnung wo und wer ihr seid. Klarer Fall von Gedächtnisverlust. Nach und nach lichtet sich das Bild, doch euer Fahrer wirkt immer seltsamer. Er will einem ständig Rosinen andrehen, scheint euch irgendwie zu kennen, hat ein Foto von euch und eurer Freundin im Auto… Alles irgendwie sehr seltsam.

Die Story entwickelt sich nach und nach und ist sehr spannend gemacht. Es ist am besten mit einer Art surrealistischem Traum zu beschreiben, indem alle Protagonisten irgendwie nur Metaphern sind. Es wird immer mehr aufgedeckt über eure Vergangenheit VOR der ersten Autofahrt. Es gibt insgesamt 6 Mitfahrgelegenheiten zu absolvieren. Diese Kapitel sind jeweils so mit circa einer Stunde gut berechnet und nach spätestens 7-8 Stunden sollte man das Spiel fertig und die Story mehr oder weniger aufgeklärt haben.

Wenig Mühe beim Gameplay

Das, was die Story richtig macht, indem sie hier und da ein paar neue Fakten preisgibt, ein bisschen Mysterium hinzufügt, gute Synchronsprecher (alles auf Englisch) engagiert und einen trotz sehr langsamem Tempo packt, macht das Gameplay in fast jeder Hinsicht falsch.

Fangen wir bei er optischen Darstellung an. Grafisch läuft hier sehr, SEHR wenig für ein Spiel aus dem Jahr 2021. Der Comic-Look ist Geschmackssache, aber es gibt dennoch zu wenig Details. Das Auto, indem man stets leblos und bewegungslos sitzt, bietet ein paar interessante Dinge und das war’s. Die Autofahrt selbst, nachdem das Spiel benannt ist, ist so grottenschlecht umgesetzt, dass man fast weinen müsste. Da die Musik anfangs echt entspannend war und man dem Gespräch auch folgen kann, wenn man aus dem Auto schaut, habe ich genau das gemacht. Ein Fehler.

Die Umgebungen außerhalb des Autos sind so generisch als hätte ein Zwei-Jähriger aus einem 1000er-Set von Bausteinen die gleichen Steine hundertfach nebeneinander gebaut. Hundert gleiche Bäume, hundert gleiche Häuser (dazu Pop-Ups ohne Ende, auch auf der Series X), kein Funken Abwechslung. Und das Schlimmste an dem Ganzen: Man fährt ständig im Kreis! Es dauert keine 5 Minuten, da sieht man das gleiche Windrad oder die gleiche Kreuzung zum zweiten Mal. Das gibt schon zu denken, vor allem, weil die Story stets darauf hindeutet, dass man mit einem Ziel vor Augen umherfährt. Die Autofahrt wird somit absolut langweilig und lässt einen hinter die Programmierkulissen blicken…. Sehr unschön gelöst.

Daneben wurde das Gameplay aber mal so überhaupt nicht für die Konsolen angepasst. Die Kamera steuert man mit dem linken (ja, dem LINKEN!) Stick, der rechte ist unnütz. Dialogmöglichkeiten werden mit dem gleichen Stick ausgewählt und nicht mit dem Steuerkreuz. Abgesehen von der schlechten Implementierung ist das Gameplay auch zu stark begrenzt. Nicht mal die eigenen Aussagen hört man – ein stummer Hauptcharakter mal wieder – warum auch immer. Man kann nur im Auto sitzen und den Dialog vorantreiben. Die paar Zwischenelemente, bei denen man mal ein Fenster öffnen, das richtige Objekt im Auto anklicken oder draußen ein paar Glühwürmchen mit der Kamera verfolgen muss, sind absolute Ausnahmen und ebenfalls eher anstrengend als spaßig.

Fazit

Die Geschichte, die in HitchHiker erzählt wird, ist spannend. Sie ist unterhaltsam, mysteriös und doch entspannend zugleich. Die Storywriter haben hier ganze Arbeit geleistet – genauso wie die Synchronsprecher, welche das Ganze authentisch rüberbringen (nur unser eigener Protagonist ist wie in J-RPGs die stumme Maus, schade). Leider wurde sich aber bei der Implementierung eines anständigen Gameplays keine Mühe gegeben.

Die Autofahrten sind simple Kreisfahrten um eine absolut generisch wirkende und mal so gar nicht abwechslungsreiche Karte, die langweiliger nicht sein könnte. Die Interaktionsmöglichkeiten sind stark begrenzt und im Prinzip drückt man nur in regelmäßigen Abständen A, um den Dialog voranzutreiben. Man hat keine echten Entscheidungsmöglichkeiten, kein wirkliches Gameplay (abgesehen von ein paar wenigen, mäßig umgesetzten Ausnahmen). Das ist sehr schade, denn es geht viel Potential verloren.

Story allein reicht eben nicht und wenn das Gameplay dermaßen anstrengend langweilig ist, dann hat man auch wenig Lust, weiter zu „spielen“. Wem Gameplay schnuppe ist, kann sich dies Hörbuch aber gerne auf der Xbox gönnen, denn die Story ist und bleibt sehr durchdacht und spannend.


Bewertung

Pro

  • Spannende und mysteriöse Story
  • Gute Synchronsprecher
  • Gute, atmosphärische Musik
  • Umfang (circa 8 Stunden) ok

Contra

  • Eintöniges, stark begrenztes "Gameplay"
  • Grafisch absolut langweilig und altbacken
  • Schlecht umgesetzt für Konsole
  • Zu viel verschenktes Potential

Grafik 5 von 10
5/10
Sound 7 von 10
7/10
Story 9 von 10
9/10
Gameplay 2 von 10
2/10
Spielspaß 5 von 10
5/10
Umfang 7 von 10
7/10
6

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