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Mit Guacamelee! Super Turbo Championship erreicht uns ein Spiel, das bereits sein Debut vor über einem Jahr feierte. Doch nun dürfen endlich auch wir Xbox-Spieler ran an die Controller und bekommen gleich eine erweitere Fassung geliefert, die neue Gebiete, Gegner und Fähigkeiten bietet. Ob das Action-Spektakel aus dem Hause DrinkBox Studios muy bueno ist, erfahrt ihr bei uns.

Ein Luchador kann natürlich nicht durch einfache Wälder und Wiesen stapfen. Die Herkunft dieser Kämpfer ist Mexiko und so sieht das Spiel auch aus. Es fühlt sich an, als ob die gesamte Welt aus einer aufgeschlagenen Piñata gefallen wäre. Alles ist bunt, grell und überzeichnet. Mit zwei Dimensionen kommt zudem Abwechslung ins Spiel, da die Welt der Toten gewohnt eher trostlos daherkommt.

Der Comicstil passt einfach zum Spiel und besticht durch ein unverbrauchtes Setting. Die einzelnen Gebiete, die von Wäldern über Wüsten und Vulkane reichen, sind abwechslungsreich gestaltet und versprühen einen eigenen Charme. Das Geschehen läuft dabei jederzeit butterweich auf dem Bildschirm ab.

Wo das Spiel mit Grafik überzeugen kann, verliert es einige Punkte bei der musikalischen Untermalung. Die ist zwar passend und unterstützt den grafischen Stil des Spieles, weiß aber kaum zu überzeugen. Denn bereits nach kurzer Zeit ist man eher genervt von der Endlosschleife. Stücke, die man gar mitpfeifen möchte, gibt es erst gar nicht.

Die Charaktere sind, wie es sich für ein Spiel alter Schule gehört, natürlich nicht vertont. Der Rest der Soundeffekte kann sich hören lassen, hier wäre aber insgesamt einfach mehr drin gewesen.

Alles könnte so schön sein. Ihr helft zu Beginn des Abenteuers ein paar Einwohnern der nächstgelegenen Stadt dabei, ein Fest vorzubereiten, bei der auch eure Jugendfreundin, die Tochter des El Presidente, teilnehmen wird. Doch die Feier wird jäh gestört, denn Carlos Calaca entführt die Tochter, die er benötigt, um die Welt der Toten mit der Welt der Lebenden zu vereinen.

So viel sei von der Geschichte verraten. Doch macht euch keine Hoffnungen, denn viel mehr wird nicht kommen. Die wenigen Brocken, die man während des Spieles zu der Hintergrundgeschichte erfährt, werden zwar nett und mit Witz in Standbildern erzählt, aber einen Oscar für die beste Geschichte hat Guacamelee! sicher nicht verdient. Macht aber nichts, denn das Spiel hat andere Qualitäten.

Nach nicht einmal sechs Stunden werden geübte Spieler bereits die Credits sehen können. Wer jedoch jeden Winkel und jedes Geheimnis der Welt entdecken möchte, kann in etwa die selbe Zeit noch einmal oben draufschlagen. Achievementjäger haben zudem einen zweiten Durchgang vor sich, um das Spiel in der Schwierigkeitsstufe Schwer abzuschließen.

Sind sechs Stunden - und das, obwohl Add-Ons bereits enthalten sind - letztlich zu wenig für 13,99 EUR? Sicher nicht, denn bereits nach dem ersten Durchspielen jucken die Finger und man will sofort weitermachen, um auch die letzten Geheimnisse zu entdecken.

Ob Prügeleien oder Geschicklichkeitseinlagen: Das Spiel macht einfach Spaß. Zwar bietet es, bis auf das Setting, kaum etwas Neues, macht daraus aber auch keinen Hehl. So werden bekannte Bewegungen wie der Doppelsprung einfach umbenannt, schließlich klinge Doppelsprung ja zu simpel.

Statt also auf Neuerungen zu setzen, wollten die Entwickler offensichtlich einen fordernden Plattformer schaffen, der jungen wie auch alten Spielern von der ersten bis zur letzten Sekunde Spaß macht. Und während die Schlägereien mit den untoten Schergen noch recht simpel sind und nur selten zur wirklichen Herausforderung mutieren, haben es die Sprungeinlagen in sich.

Wer hier nicht passend springt und seine Fähigkeiten aus dem Effeff auswendig weiß, wird des Öfteren den Bildschirmtod erleiden. Wenn dann noch die Möglichkeit des Dimensionswechsels hinzukommt, muss jede Aktion millimeter- und sekundengenau geplant werden. Dabei bleibt das Spiel aber zu jeder Zeit fair und motiviert zum Weitermachen.

Zusätzlich sorgen jede Menge Easter-Eggs und Anspielungen auf Klassiker wie Super Mario Bros., Zelda oder Metroid für so manchen Lacher. Generell nimmt sich das Spiel nie zu ernst - was dem Titel richtig gut steht.

Guacamelee! Super Turbo Championship Edition ist ein im Volksmund so gerne genannter Vertreter des Genres Metroidvania. Der Name stammt von den Titeln Metroid und Castlevania, die diese Art von Action-Plattformer perfektioniert haben, bei denen Fähigkeiten verdient werden müssen, um das Foranschreiten zu sichern.

Grundsätzlich gibt es bei solcher Art von Spielen immer eine Menge Backtracking, das heißt, bereits abgeschlossene Gegenden müssen erneut aufgesucht werden. Denn erst mit weiteren Fähigkeiten lassen sich bestimmte Wege bestreiten. Weitere Komponenten solcher Titel sind herausfordernde Sprungeinlagen und jede Menge Kämpfe.

All dies bietet Guacamelee! im Überfluss. Es wird also gekämpft, gesprungen und geknobelt, um neue Fähigkeiten freizuschalten, die neue Wege ermöglichen. Die Stuerung ist dabei recht simpel und sehr präzise, was sich besonders bei den zum Ende hin sehr kniffeligen Sprungeinlagen positiv auswirkt.

Wer zwei Controller besitzt, kann das komplette Spiel gemeinsam im Koop bestreiten. Doch seid gewarnt: Ein zweiter Spieler bedeutet doppeltes Chaos. Zwar werden durch die Hilfe eines Partners die Kämpfe bedeutend einfacher, die Geschicklichkeitseinlagen dafür aber umso teuflischer.

Statt nur einen Luchador durch die Hindernisse zu bugsieren, sind es nun zwei. Hier das perfekte Timing hinzubekommen, erfordert jede Menge Absprache. Aber seien wir doch ehrlich: Was ist schöner, als dem Partner die Schuld zu geben, wenn mal wieder etwas nicht funktioniert hat.

Zudem gibt es eine Bestensliste, die die Zeit für euren Durchgang misst. Aufgeteilt in die Schwierigkeitsstufen Normal und Schwer und ob einfach nur durchgespielt oder zu 100% kann man sich hier mit Gott und der Welt messen.

Fazit

Guacamelee! Super Turbo Championship Edition macht vieles richtig und nur weniges falsch. Vom Ton abgesehen bekommt man hier einen hervorragenden 2D-Action-Plattformer der alten Schule, der gerade Fans des Genres eine Menge Spaß bereiten dürfte. Für 13,99 EUR gibt es jede Menge zu entdecken und zu perfektionieren - sollte man Highscore-Jäger sein.

Doch auch Genreneulinge sollten einen Blick riskieren, da der Titel durch die nach und nach freischaltbaren Fähigkeiten eine gute Lernkurve bietet und so den Spieler an immer komplexere Aufgaben heranführt.

Wer zudem Goldmitglied ist, kann den Titel auf der Xbox One im Erscheinungsmonat kostenlos herunterladen - in diesem Fall sollte man keine Sekunde lang zögern und den Titel selbst einmal austesten.


Bewertung


Grafik 9 von 10
9/10
Sound 7 von 10
7/10
Story 8 von 10
8/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
Gameplay 9 von 10
9/10
Multiplayer 9 von 10
9/10
XBU-Silver-Award
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