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Ein Xbox Game, das sich selbst eher als interaktive Theateraufführung als ein traditionelles Spiel beschreibt, wartet nun für die ruhigen Gemüter auf Xbox Live. „Fragments of Him“ ist eine melodramatische Geschichte, die dennoch positive Seiten hat. Wir haben gespielt und sagen euch, was euch erwartet.

Das interaktive Theaterstück

In der Geschichte, die erzählt wird, lernt ihr das Leben von vier Personen, die durch Liebe und einem tragischen Unfall verbunden sind, kennen. Es ist eine Geschichte, die sowohl Themen wie Coming-of-Age, Homosexualität und das Umgehen mit dem Tod beinhaltet. Alles dreht sich um Will, und dessen Erinnerungen („Fragments“), sowohl seine eigenen als auch die Erinnerungen anderer Personen an ihn selbst. So spielt ihr auch Momente aus der Perspektive seiner Großmutter oder seiner Freundin. Allerdings will ich hier an dieser Stelle nicht mehr vom Spiel, bzw. der Geschichte verraten, da dies der absolute Fokus ist und ich nichts spoilern möchte. Fakt ist, dass dieses narrative Spiel sich mit Themen wie Tod oder Sexualität beschäftigt, die nicht so oft ihren Weg in die Welt der Videospiele finden.

Wie spielt es sich denn? Das Spiel bleibt stets sehr ruhig, langsam und es ist nicht möglich, das Spiel „nicht zu schaffen“. Ihr spielt zwar aus der First-Person-Sicht, jedoch seid ihr stets ein unbeteiligter Zuschauer der Szene. Die tatsächlichen Entscheidungsmöglichkeiten sind hier stark begrenzt. Ab und an könnt ihr euch für einen Dialog oder für eine Möglichkeit entscheiden, meist müsst ihr aber nur die entsprechenden Objekte, die aufleuchten, anklicken, um die Geschichte voranzutreiben. So bleibt das Gameplay tatsächlich stark begrenzt – aber das ist sowieso nicht der Fokus. Ihr müsst „Fragments of Him“ eher als spielbaren Film ansehen, der einen Ausgang hat, den ihr nicht beeinflussen könnt, der euch aber eine sehr interessante Geschichte erzählt. Nur schade, dass alles bereits nach 2 Stunden vorbei ist. Einen wirklichen Wiederspielwert gib es nicht.

Beruhigend ruhig

Grafisch ist das Spiel sehr dezent und bringt eine ganz spezielle Atmosphäre rüber. Das Grau in Grau passt erstaunlich gut zur tristen Gesamtstimmung des Spiels und wirkt weder aufgezwungen, noch langweilig. Die Animationen der Charaktere wirken zwar manchmal etwas hölzern, das hat mich persönlich aber nicht weiter gestört. Etwas störender empfand ich die Tatsache, dass keiner der Figuren ein Gesicht hat. Sicherlich weiß ich, was damit erreicht werden sollte: Es sollte noch mehr wie ein Traum aussehen, in dem alles verschwommen ist und die gesichtslosen Menschen erlauben eine größere Identifikation, weil man ggf. eigene Erfahrungen und Erlebnisse mit in die Geschichte bringt. Dennoch wirkt das Ganze dadurch meist etwas zu abstrakt, als dass man große Gefühle für die Story und deren Charaktere entwickeln können.

Die Synchronsprecher fangen dieses Manko an Emotion aber wieder auf. Diese sind nämlich mit einer kleinen Ausnahme durchweg super. Die Monologe sind allesamt wunderbar, sowohl vom Sprecher als auch vom Text an sich. Sie wirken realistisch und spiegeln die Gefühle der Leute in den einzelnen Momenten sehr gut wieder.

Fazit

Wer ein Spiel mag, das ruhiger ist und einfach nur eine gute Erzählung darstellt, der ist bei „Fragments of Him“ genau richtig. Die melodramatische Geschichte beinhaltet für Videospiele untypische Themen wie der Umgang mit dem Tod oder Homosexualität und wird auf eine ganz spezielle, aber atmosphärische Art und Weise präsentiert. Das Gameplay an sich ist sehr beschränkt und ist mehr wie ein (kurzer) spielbarer Film.

Die Story ist gut, die Synchronisation wirkt emotionsvoll und realistisch. Einzig die gesichtslosen Menschen wirken manchmal etwas hölzern, aber das ist ein bewusstes Stilmittel. Man kann das Spiel jedem empfehlen, der einmal abschalten möchte, derjenige allerdings, der sich etwas Action wünscht ist hier komplett fehl am Platz.


Bewertung

Pro

  • Erwachsene, melodramatische Geschichte
  • Spielbarer Film, der sehr ruhig ist
  • Gefühlvolle und realistische Synchronisation
  • Ein untypisches Spiel

Contra

  • Kurz (circa 2 Stunden)
  • Teils zu lange Ladezeiten
  • Gesichtlose Menschen wirken emotionlos

Story 8 von 10
8/10
Grafik und Atmosphäre 7 von 10
7/10
Synchronisation 8 von 10
8/10
Umfang 4 von 10
4/10
Gameplay 6 von 10
6/10
7

2 Kommentare

Liutasil So, 05.06.2016, 21:08 Uhr

Da schiele ich auf jeden Fall auch noch drauf. Aber ich hab einfach noch zu viel was ungezockt rum liegt.....hmpf....

XBU MrHyde So, 05.06.2016, 10:34 Uhr

Das klingt ja wirklich nach etwas Besonderem, abseits vom Mainstream - wenn auch eher Film als Spiel.