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Tower Defense im Retro-Sci-Fi-Look gepaart mit Shooteraction: Das erwartet euch im 4er Ko-Op Arcade Spiel „Fortified!“. Der Name ist in dreifacher Hinsicht Programm „Fo(u)r“: Vier Spieler. Fort: Verbarrikadiert euch gegen Marsianer! Unified: Alle zusammen schaffen es am besten. Wir haben uns das Spiel angeschaut und uns ins amerikanische Klischee der Science-Fiction-Filme der 50er Jahre gewagt.

Die vier Helden der Nation!

Was das Setting angeht, so ist Fortified schon sehr atmosphärisch. Das Spiel sieht durch und durch aus wie ein Comic aus den 50er Jahren. Alles spielt in den Zeiten von Roswell und kurz vor der ersten Mondlandung, sowie bei den Anfängen der Pop-Art und der Zeit der Superheldencomics (Stichwort: Roy Lichtenstein). Das Menü sieht aus wie ein Comic, die Gegner sind fiese Marsianer-Roboter, die Heldencharaktere sind die klischeehaften Helden: Die Jetpack-tragende Raketenwissenschaftlerin, ein mit Schrotflinten fuchtelnder Astronaut, ein Geheimdienstmitarbeiter (der „Agent“) und ein kampfgestählter Marineoffizier. Die vier Charaktere entsprechen vier verschiedenen Klassen, wobei die Unterschiede nach einigen Levelaufstiegen verschwimmen und die Helden sich allerhöchstens noch ein wenig durch ihre kurzzeitige Spezialfähigkeit unterscheiden. Nichts desto trotz: Respekt an die Entwickler, die viel Liebe und Details in das Design gesteckt haben. Besonders das Design der Aliens ist voll mit Hommagen an klassische Aliens aus der Zeit (War of the Worlds, Iron Giant usw.). Sehr gut gemacht.

Das Gameplay dann ist tatsächlich ganz klassisches Tower-Defense. Ihr müsst eine (oder teilweise mehrere) Basen vor einmarschierenden Gegner-Wellen schützen. Dazu stehen euch zum einen Waffen zur Verfügung (third-person-shooter) und zum anderen könnt ihr Abwehren platzieren. Am Anfang sind die platzierbaren Gegenstände noch relativ simpel und entsprechen Minen oder Mörsern. Später könnt ihr alles upgraden (schießt z.B. Feuerkugeln oder friert eure Feinde ein) und ebenfalls etwas ausgefallenere Dinge freischalten (so z.B. Bodentruppen, die euch unterstützen). Es geht aber immer darum, die Gegnerwellen von der Zerstörung der Basis abzuhalten.

Schnell alles gesehen

Leider klingt das alles in der Theorie unterhaltsamer, als es nachher ist. Das Spiel macht Spaß, sicherlich. Wer aber bereits ein „Pflanzen vs Zombies“ oder gar „Team Fortress 2“ gespielt hat, der weiß, dass ein solches Spielprinzip deutlich besser entwickelt werden kann. Das Problem ist nämlich, dass die Abwechslung, bzw. der Umfang der verschiedenen Waffen und Klassen sehr gering ist. Die vier Klassen unterscheiden sich nur minimal (alle haben teilweise die gleichen Waffen und Gegenstände, die man freischalten kann), die Waffenauswahl und die zur Verfügung stehenden Abwehrstrukturen sind sehr begrenzt. Auch die Spezialfähigkeiten der Charaktere sind nicht wirklich spannend. Alle sind stets unverwundbar, die Raketenwissenschaftlerin fliegt (gibt euch nur einen minimalen Vorteil) und braucht nicht mehr nachzuladen, der Agent hingegen wird einfach nur stärker… Hm. Etwas langweilig, wie mir scheint. Da sind die Sonderfähigkeiten der Klassen in TF2 deutlich ausgefallener.

So wirkt das Gameplay auch bereits nach der zweiten Mission wiederholend. Es gibt circa 10 verschiedene Gegnertypen, die allesamt zwar nett aussehen, aber im Grunde nichts wirklich Besonderes können. Die gelegentliche Untertasse, die einen nach oben saugt, ist witzig, aber allgemein hat man ab dem sechsten oder siebten Spielgang alles gesehen.

Multiplayer-Chaos

Alles in allem wirkt das Spiel oftmals etwas Durcheinander, gerade wenn man sich ins offene Spiel wagt und nicht einfach Solo drauf los seine Storymissionen absolviert. Ja, es gibt eine Art „Storypfad“, der allerdings eher eine Art Kampagnenmodus ist. Die Missionen kann man natürlich ebenfalls alle im Multiplayer spielen. Wer aber nicht alles der Reihe nach spielt, sondern sich „einfach so“ in die Action wagt, der wird wohl oder übel auf viele Frustmomente stoßen – so erging es mir jedenfalls. Denn das Matchmaking und das Levelsystem ist sehr konfus. Man bekommt mehr Erfahrung für das Abschließen von Levels, die man noch nicht abgeschlossen hat, unabhängig von dem Erfolg in der Mission selbst. Es ist außerdem häufig so, dass sehr unterschiedlich fortgeschrittene Spieler zusammengeworfen werden. So war ich mit meinem Agenten erst Level 3 (jede Klasse muss getrennt Erfahrungspunkte sammeln…), wurde aber in ein Spiel mit jemanden von Level 14, Level 7 und 5 geworfen. Resultat: Die auftauchenden Gegnermassen waren viel zu stark für mich, ich hatte noch fast keine guten und brauchbaren Gegenstände freigeschaltet und die Mission ist vermutlich wegen mir gescheitert. Und so passierte das am laufenden Band! Es wirkt nervig, dass man erst einmal alleine seine Charaktere entwickeln muss, um in einem Zufalls-Multiplayer-Spiel wirklich etwas machen zu können. Und wie gesagt: Das Hochleveln erscheint mühsam, da die gesammelte Erfahrung sehr stark von der abgeschlossenen Mission abhängt…

Solo-Selbstmord

Wer alleine in Fortified spielt, hat schnell verloren. Der Schwierigkeitsgrad steigt nach den ersten paar Maps enorm an und schnell ist man auf Mitspieler angewiesen. Denn auch das wird nicht verändert: Es gibt immer gleich viele und gleich starke Gegner, ob ihr alleine oder zu viert spielt. Und NEIN… es gibt mal wieder keinen Offline-Multiplayer. Und gerade weil die Grafik nicht überragend ist, so wundert das – die Xbox One hätte das eigentlich leistungsmäßig hinkriegen müssen.

Etwas, was weiterhin schwierig bleibt: Die tatsächliche Verteidigung der Basis. Das Spiel erlaubt es euch nämlich nicht, allzu nah an eurer Basis Verteidigungsmaßnahmen zu bauen, was schnell chaotisch wird. Fortified wird eben dadurch relativ knackig schwer, weil die unterschiedlichen Charaktere sich gegenseitig unterstützen müssen. Man ist auch darauf angewiesen, dass man die Verteidigungsstrukturen schlau kombiniert (z.B. den Feuermörser der Raketenwissenschaftlerin dahin zielen, wo der Astronaut seine Gegner einfriert). Andernfalls endet es ganz schnell in einer fehlgeschlagenen Mission.

Fazit

Kurz, knackig, aber atmosphärisch: So könnte man das Retro-Sci-Fi Tower-Defense kurz und knapp beschreiben. Grafisch zwar nicht überragend, aber gerade das Setting in den 50er Jahren mit den Science-Fiction-Comics und Marsianern aus dieser Zeit sind genial. Schade ist, dass das Gameplay sehr stark vom Multiplayer-Matchmaking abhängt und dies nicht immer so gut klappt, wie man es sich erhofft. Die Gegner sind stark, kommen in einer großen Anzahl und eine Absprache mit Teamkollegen erscheint unabdingbar.

Ebenfalls schade: Die Abwechslung geht ein wenig flöten. Denn der Umfang an verschiedenen Klassen, Fähigkeiten, platzierbaren Strukturen und Gameplay allgemein ist eher gering. Es gibt eine Handvoll an Dingen zu entdecken und das Gameplay erscheint nach der vierten Mission immer gleich. Das heißt aber nicht, dass das Spiel keinen Spaß machen kann! Gerade in einer erfahrenen Gruppe zu viert ist das Schaffen einer schweren Mission ein richtiges Erfolgserlebnis und das Chaos, das abgeht, schön anzusehen. Alles in allem bieten aber andere Vergleichsspiele des gleichen Genres deutlich mehr. Wer auf das Settting steht und ein bisschen Geld übrig hat, kann sich Fortified! aber definitiv anschauen. Es ist nämlich gar nicht mal so schlecht!


Bewertung

Pro

  • Cooles Setting (Retro Sci-Fi)
  • Unterhaltsame Action
  • Multiplayer motiviert

Contra

  • Kleiner Umfang (wenig Abwechslung)
  • Matchmaking manchmal konfus
  • Nerviges Grinding oftmals notwendig
  • Kein Offline Multiplayer

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 7 von 10
7/10
Setting / Atmosphäre 8 von 10
8/10
Umfang 4 von 10
4/10
Gameplay 6 von 10
6/10
Multiplayer 8 von 10
8/10
7

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