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Das 2D-Adventure Feist erinnert optisch an das sehr erfolgreiche Limbo, will aber mit einem leicht anderen Stil und einem Gameplay, dessen Fokus mehr auf Überleben und Kampf liegt, überzeugen. Wir haben das kusntvolle Indie-Game gespielt und haben irgendwann frustriert aufgegeben. Warum erzählen wir euch in unserem Testbericht.

Von draußen vom Walde komm ich her…

Wer unser erstes Let’s Play angeschaut hat und sich die Screenshots zum Spiel ansieht, der kann ganz schnell die Gefahr laufen, dieses Spiel für eine dreiste Limbo-Kopie zu halten. So viel ist so ähnlich, dass es fast schon an Urheberrechtsverletzung grenzt. Der schwarze Vordergrund, das Setting im Wald, von den Kisten und dem reduzierten Gameplay: Alles ist ähnlich. So ist das erste Level tatsächlich sehr ruhig, beinhaltet ein kleines Rätsel und starke Gegner, denen man am besten einfach aus dem Weg geht.

Die Story um Feist ist dürftig bis nicht vorhanden: Kämpft euch als fluffiges Etwas durch die verschiedenen Wald-Level bis zum Ende und trefft auf nicht eine einzige freundliche Kreatur. Nein, alles im Wald ist gegen euch, und dass das kein Zuckerschlecken ist, werdet ihr sehr schnell erfahren… Grafik und Sound passen zur bittersüßen Atmosphäre, auch wenn sich die Musik oft sehr stark zurückhält und das Spiel an vielen Stellen lautlos erscheint (das einzige was man hört, ist man selber, der flucht wie verrückt!)

Keine Rätsel, sondern bitteres Überleben

Die ersten Level sind fast schon lächerlich langweilig und öde, als ob die Entwickler euer Gehirn austricksen möchten. Doch schnell merkt man: In Feist geht es nicht darum, schlau ausgetüftelte Rätsel zu lösen, sondern es geht um das nackte Überleben. Da ihr selbst nicht angreifen könnt, bleibt euch meist nicht viel übrig, außer zu laufen, verstecken und hüpfen. Die recht gute Physik hilft hierbei, allerdings werdet ihr oft Situationen begegnen, in denen ihr hoffnungslos unterlegen seid. Gott sei Dank hat man euch ein paar Waffen zur Verfügung gestellt, nicht wahr? Nunja…

Ihr könnt unterwegs Tannanzapfen, Stöcke oder Steine aufnehmen und sie als Waffen gegen die unglaublich geschickten und überlegenen Gegner einsetzen. Tannenzapfen und Steine könnt ihr werfen, wobei der leichte Tannenzapfen nicht viel Effekt auf Gegner hat und die Steine euch aufgrund ihres Gewichts verlangsamen. Stöcke zerbrechen beim Schlagen und ansonsten bleibt euch nur noch die Flucht. Wer taktisch agiert kann unter Umständen im Wald platzierte Fallen ausnutzen und Gegner reinlocken, doch erweist sich dies als extrem schwer.

Durch den sehr hohen Schwierigkeitsgrad ist die Spieldauer von circa 3 Stunden sehr schnell aufgebläht und kann bis zu 6 Stunden werden, abhängig von eurem Können…

Frust mit Feist

Nach einer Spielstunde stellt sich heraus: Feist ist Limbo im Dark-Souls-Gewand. Sprich: Ihr werdet sterben. Immer wieder und immer wieder. Bis dass ihr die Lust verliert! Nie fühlt es sich so an, als ob man die Spielmechanik innehat, als ob man stärker geworden ist oder es jetzt endlich kapiert hat, sondern man ist stets schwach, bekommt nie deutlich mehr Waffen zur Verfügung, sondern die Gegner werden immer zahlreicher, die Fallen größer und das Prinzip des „Trial and Error“ immer stärker. Es ist tatsächlich teilweise ein Glücksspiel, ob ihr in einer Szene den Gegnern entkommt, oder ob ihr vernichtend von ihnen zurückgeschlagen werdet.

Da kommen stachelige Würmer aus dem Boden, die noch aus dem Off-Bildschirm auf euch schießen, Fliegen mit der Zielsicherheit eines Robin Hood verfolgen euch und überstarke Bär-Troll-Monster geben keine Ruhe, bis ihr dem Erdboden gleichgemacht seid. Anfangs spuckt das Spiel wenig Gegner raus, doch bereits am dem zweiten Level geht es so heftig zur Sache, dass man sich fragt, wo denn das nächste Upgrade liegt, um diese Passage zu schaffen.

Sicherlich kann man aus dem Schaffen der schwierigen Level Spaß gewinnen. Doch fühlt sich insgesamt zu viel an Feist nach Glück an, als dass es wirklich eine zufriedenstellende Herausforderung sei. So hat man z.B. keine Gesundheitsanzeige, obwohl es ganz ersichtlich ist, dass man einige Treffer kassieren kann und mit umherschwirrenden Schmetterlingen etwas Gesundheit zurückbekommt. Aber wie viel? Keine Ahnung…

Fazit

„Don’t judge a book by its cover”, oder auf Deutsch: Der Schein trügt… Feist sieht auf den ersten Blick wie ein Limbo-Klon aus, mit viel kunstvoller Atmosphäre und mysteriösen Rätseln. Doch weit gefehlt... Hinter der süßen Fassade steckt ein bittersüßes Actiongameplay mit einem extrem hohen Schwierigkeitsgrad. Die anfänglich langweiligen Level entpuppen sich schnell als potentielle Frustpassagen, in denen ihr als völlig unterpowertes fusseliges Etwas gegen eine immer größer und aggressiver werdende Anzahl an Gegner überleben müsst.

Zwar funktioniert die Physik recht gut und der optische Eindruck passt soweit, doch ist Feist sicherlich kein Spiel für jedermann. Vieles erinnert zu stark an andere Spiele und wirkt arg kopiert oder „inspiriert“; der recht kurze Umfang von ein paar Leveln wird durch den knallharten Schwierigkeitsgrad künstlich vergrößert. Der Frust im Gameplay stammt daher, dass es meistens eine Art Trial & Error ist. Man kann lernen, wie es funktioniert, wird aber niemals stärker oder überlegener werden. Die Fähigkeiten eures Charakters sind von Anfang bis zum Schluss gleich, nur werden die Fallen und Feinde immer fieser und abgedrehter.

Wer in Feist durchhält, ist ein Held, so viel ist klar. Uns hat das Spiel keinen großen Spaß bereitet (siehe unsere Let’s Plays dazu), denn die Schwierigkeit von Feist stammt nicht aus ausgetüfteltem Gameplay, das Präzision oder Klugheit verlangt, sondern aus der völligen Überforderung und dem Quäntchen Glück, das man braucht, um zu überleben.


Bewertung

Pro

  • Atmosphäre ansprechend
  • Gute Ingamephysik
  • Für Masochisten angenehmer Schwierigkeitsgrad

Contra

  • Schwierigkeitsgrad sorgt für Frust
  • Artstyle altbekannt
  • Story/Setting belanglos
  • (theoretisch) sehr kurz

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 7 von 10
7/10
Gameplay/Steuerung 8 von 10
8/10
Schwierigkeitsgrad/Frustgrenze 2 von 10
2/10
Story 4 von 10
4/10
Umfang 5 von 10
5/10
5

2 Kommentare

widderchen90 Mo, 19.06.2017, 18:26 Uhr

Nicht so gutes spiel

XC ShadowClaw Mo, 19.06.2017, 11:14 Uhr

also kein Spiel für mich :D