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Die Fable-Schlacht ist noch nicht zu Ende! Als Arcadespiel bringen die Entwickler des bekannten Rollenspiels einen "Brawler" im Miniformat auf eure Xbox 360. Als kleine Holzpuppen könnt ihr insgesamt zu verschiedene Welten unsicher machen: Als Nahkämpfer, Fernkämpfer oder Magier beweist ihr euer Können gegen Hobbs, Balverine oder Hohle Männer. Wir haben uns das kleine Spiel mal angeschaut und berichten euch, wie viel Fable wirklich drinsteckt und ob man mit vielen, langen Stunden Spaß rechnen kann.

Selbstverständlich können die Entwickler von Lionhead aus einem reichen Topf schöpfen. Umgebungen, Städte, Charakterdesign und Spezialtechniken sowie Effekte sind soweit allesamt vorhanden. Und das Konzept ist stimmig: Man erkennt die Fable-Welt auf Anhieb wieder, auch wenn aus den menschlichen Protagonisten Holzpuppen geworden sind. Das süße, eher kindlicher angehauchte Design wirkt für das Arcadespiel passend und dennoch beeindruckend.

Beeindruckend in dem Sinne, als dass trotz prinzipiellem 2D-Gameplay doch eine 3D-Ebene da ist und besonders bestimmte Kampfeffekte sehr eindrucksvoll sind. Die Landschaften sind schön entworfen und das ,,Making of", welches als Bilderserie im Spiel enthalten ist, zeigt, wie viel Arbeit das Entwerfen der Levels und der Protagonisten gekostet hat. Alles in allem wirkt das Spiel grafisch sehr stimmig und ist mitunter ein tragender Faktor des Spielvergnügens - man ist von den liebevollen Details und den schön gestalteten (für Rollenspiele typisch) Umgebungen fasziniert.

Erst mag man die Musik, dann geht sie einem auf den Geist. Da steckt ein wenig Problematik im Spiel, wenn man sich wirklich reinhängt und einige Stunden am Stück spielt. Denn das angenehme Hintergrundgedudel kann sehr schnell etwas nervig werden, wenn man die gleiche Melodie im gleichen Level immer wieder zu hören bekommt. Und das passiert schon mal, wenn man aufleveln möchte und viel zockt.

Die Soundeffekte hingegen sind gelungen und sorgen bei actionreichen Passagen für die nötige Atmosphäre. Knallende Pistole, Aufeinanderstoßende Schwerter, mysteriöse Magie bis hin zu schreienden Gegnern und explodierenden Fässern. Die Effekte sind süß und sehr abwechslungsreich, hier kann man nicht meckern.

Eine wirkliche ,,Story" hat Fable Heroes in dem Sinne nicht. Das Spielprinzip ist simpel: Einen Charakter auswählen und sich durch verschiedene Welten durchkämpfen, bis man am Ende angelangt ist. Das Standard-Gameplay ist das Kämpfen, abgerundet wird das Ganze dann durch eine Art Brettspiel mit Würfeln (dadurch könnt ihr euren Charakter aufwerten) zusätzlich zu gelegentlichen, simplen Minispielen. Insgesamt ist das Spielprinzip nett, einfach und lustig - einzig das Gameplay, das manchmal zu simpel ist, kann den Spielspaß hier trüben.

Hier bröckelt die gute Fassade von Fable Heroes. Denn wenn sich das Spiel mal so insgesamt anschaut, ist es schon leicht enttäuschend, was einem insgesamt geboten wird. Die Levels sind spätestens nach 4-5 Stunden alle durch und dann stagniert das Spiel. Aber auch zwischendurch bemerkt man den doch eher geringen Umfang. Das Gameplay ist sehr simpel und die Vielfalt an Charakteren nur eine vorgetäuschte. Es gibt 4-5 Charaktere und Abwandlungen von denen freizuschalten. Viel Abwechslung in Minispielen ist ebenfalls nicht gegeben, weswegen Fable Heroes nur zwischendurch punkten kann, aber auf alle Fälle nicht als vollwertiges Spiel.

Noch ein kleiner Minuspunkt (in meinen Augen): Es gibt viele Verbindungen zum später erscheinenden ,,Fable: The Journey" (der vierte offizielle Teil zur Fable-Serie). Man kann hier über das Retailspiel Geld übertragen und durch einen ,,Fable: The Journey"-Spielstand schaltet man Boni wie einige neue Figuren frei. Man wird also indirekt dazu verleitet, um den vollen Umfang des Arcadespiels zu genießen, das Retailspiel ebenfalls zu kaufen. Einerseits ist die Verbindung ein netter Bonus, aber andererseits überwiegt dann doch das Gefühl, ein unfertiges Spiel (das nur mit dem Retail-Fable vollwertig wird) gekauft zu haben.

Durch die coolen Effekte und den netten Stil kann Fable Heroes eine Zeit lang begeistern - zumindest im Multiplayer. Denn im Einzelspieler ist das Spiel eigentlich furchtbar und so nicht spielbar. Die Team-KI ist so strunzdumm, dass man nur am Fluchen ist, und das Gameplay alleine dann zu repetitiv, als dass man nach dem zweiten Level noch groß Lust hätte, weiter zu zocken. Tut euch das nicht an: Spielt nicht alleine, denn da ist der Spielspaß so schnell im Keller, wie ihr nur kucken könnt. Dies liegt einfach daran, dass das Gameplay nicht anspruchsvoll genug ist, um einen Einzelnen, an Rollenspiele gewöhnten Spieler, wirklich bei Laune zu halten.

Wie bereits mehrmals erwähnt: Im tatsächlichen Gameplay liegt die Schwäche des Spiels (was schade ist - denn eigentlich macht DAS ein gutes Spiel aus). Wer alleine spielt sieht schnell: Nur zwei Attacken, von denen eine unbrauchbar ist. Also heißt es: Button-Mashing wie verrückt! Nach einer Stunde Spielspaß wird eure X-Taste sehr abgenutzt sein und euer Daumen wird schmerzen. Immer drauf los und ohne Sinn und Verstand kloppen! Es gibt keine Verteidigung, man kann lediglich ,,ausweichen". Weitere Attacken kommen im Spielverlauf nicht wirklich zu eurem Repertoire hinzu. Es ändern sich lediglich kleine Details, aber die Grundstruktur bleibt dieselbe.

Hinzu kommen Minispiele, die auch viel liebloser nicht hätten sein können und die an ein extrem billiges ,,Mario Party" erinnern. Drückt so schnell wie ihr könnt die A-Taste! Oder überlebt einfach so lange wie möglich in dem gleichen Kampfgemetzel wie die Stunden davor. Einfallsreichtum sieht anders aus...

Hier kann Fable Heroes ein wenig punkten, aber auch nur ein wenig. Im Stile von ,,Castle Crashers" oder ähnlichen Brawlern, hackt und schießt ihr euch durch verschiedene Levels mit hunderten an Gegnern. Aber zusammen in der Gruppe (besonders lokal mit bis zu drei Freunden) macht es Spaß, da man sich zusammen für einen Weg entscheiden kann, eingesammeltes Gold gerecht verteilt und sich Taktiken für den Bosskampf ausdenkt. Für kleine Runden zwischendurch ist Fable Heroes genau das Richtige. Es ist unkompliziert (jeder versteht, wie man auf die X-Taste hämmert) und mit mehreren Leuten macht das sinnlose Gekloppe auch einfach mehr Spaß. Schade ist dann, dass man jeweils Gold und Erweiterungen nur für einen Gamertag freischaltet. D.h. wenn einer eurer Freunde genug Gold gesammelt hat und einen neuen Charakter kauft, könnt ihr selbst den nicht benutzen. Und Gold untereinander austauschen geht ebenfalls nicht. Da wäre mehr Kompatibilität und Teamwork-Features ein Muss gewesen, das Fable Heroes zu einem längeren Spaßgarant gemacht hätten. So steht es einfach hinter alle den guten Brawlern zurück und man zockt dann vielleicht doch lieber zum hundertsten Male ,,Castle Crashers" und lässt ,,Fable Heroes" links liegen.

Fazit

Der Ansatz ist gut, aber die Umsetzung eher mäßig. Die wunderschöne und süße Präsentation täuscht über das zweitklassige Gameplay hinweg. Denn: Zwar sind die Holzpuppen, die sich in einer fabelhaften Märchenwelt gegen Monster durchsetzen schön anzuschauen, aber die repetitiven Angriffsmuster und die minimalen Möglichkeiten, sich auszuleben, stören den Spielspaß aber der zweiten Stunde.

So oder so kann Fable Heroes nur im Mehrspieler-Modus begeistern. Und auch da hält es sich mit der ,,Begeisterung" in Grenzen. Es macht Spaß, zu kämpfen und ab und an durch ein simples Minispiel und Brettspielaktionen Abwechslung beschert zu kommen - doch schnell durchblickt man, dass nicht viel dahinter steckt.

Wer einen netten Brawler für zwischendurch sucht und die Fable-Atmosphäre mag, kann hier zugreifen, aber alle, die ihr Ansprüche höher stellen und komplexere Gameplay erwarten als ein Zwei-Tasten-Kampfsystem, sollten besser die Finger davon lassen. Hier erwartet euch nicht mehr als ganz normale Durchschnittsaction ohne Raffinesse.


Bewertung


Grafik 8 von 10
8/10
Sound 7 von 10
7/10
Story 7 von 10
7/10
Umfang 6 von 10
6/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
Gameplay 6 von 10
6/10
Multiplayer 7 von 10
7/10
7