Page

Deadlight erscheint knapp vier Jahre nach dem Release als Director’s Cut. Ob dies nur ein anderer Name für ein Remake ist, finden wir in unserem Testbericht heraus.

Zombie darf man nicht sagen

Hand aufs Herz, das Zombie-Genre ist so ausgelutscht, wie die Gehirne der Menschen, welche den Untoten zum Opfer fallen. Das sage ich als echter Zombie Fan. Anfänglich habe ich in den letzten Jahren wirklich noch versucht alle Titel mit Zombie-Thematik mitzunehmen, aber mittlerweile kann das sehr frustrierend sein. Das wissen auch die Entwickler diverser Titel und halten sich deshalb an die alte Regel aus den guten Zombie Filmen: Man darf in einem solchen Titel das Wort Zombie nicht benutzen. Daher werden die Gegner in Deadlight einfach als Schatten bezeichnet, hin und wieder nennt der ein oder andere Charakter sie aber dennoch die Toten.

An der Thematik ändert das nichts, wir befinden uns im Jahre 1986 und die Welt liegt in Schutt und Asche. Grund dafür ist ein Virus, welcher die Menschen in Schatten verwandelt hat, diese Schatten neigen dazu andere Menschen zu fressen, was dann von ihnen übrig ist, steht selbst wieder als Schatten auf. In dieser Welt spielen wir Randall Wayne, dieser hat sich einer Gruppe in Seattle angeschlossen, gemeinsam versuchen sie zu überleben, doch Randall möchte eigentlich nur seine Familie suchen.

Film Noir

Deadlight versucht sich hierbei am Film Noir Stil. Das finde ich sehr gut, bereits in Max Payne konnte dieser Stil wunderbar umgesetzt werden. Auch in Deadlight ist es so, dass die Story in Comic-Strip artigen Sequenzen erzählt wird und Wayne in tiefer Stimme die Geschichte als inneren Monolog voranbringt.

Spielerisch werden wir direkt in die Apokalypse geworfen und müssen aus einer Lagerhallte voll Zombies fliehen. Als dunkle Figur in diesem 2D Sidescroller geht es prinzipiell immer darum, in den Nächsten Raum, respektive den nächsten Abschnitt zu gelangen. Diesen erreichen wir nahezu immer über den linken oder rechten Rand des Screens.

Einen großen Teil des Spieles verbringt ihr damit, kleine Rätsel zu lösen, bei denen es darum geht, Kisten zu verschieben. Ein weiteren großen Teil nehmen auch Sprungpassagen ein. Zwischen Rätseln und Sprüngen gibt es dann noch Zombies, die ihr eigentlich nicht besiegen könnt, daher heißt es hier clever ausweichen. Die Mischung der einzelnen Elemente ist eigentlich ausgewogen, jedoch machen bestimmte Teile mehr Spaß als andere, daher kommt es dem Spieler leicht so vor, als ob ein bestimmtes Element die Überhand haben würde. Warum das so ist, merkt man, sobald man selbst gespielt hat.

Steuerung als Problem

Die Steuerung in Deadlight und leider auch leider auch im Director’s Cut ist stellenweise einfach zu ungenau. Gerade in den Sprungpassagen, wo jeder Millimeter über Leben und Ablaben entscheidet, habe ich nur wegen der Steuerung viel geflucht. Wenn es schnell gehen muss, klettert die Figur häufig auf die falsche Seite von Hindernissen oder ein Sprung ist einfach nicht korrekt zu timen. Das ist umso ärgerlicher, da besonders in der zweiten Hälfte des Spieles einige Momente gibt, bei denen ihr schnell sein müsst. Hier gibt es Stellen, die ich zehn Mal spielen musste, da ich jedes Mal hängen blieb. Das ist Frust der nicht sein muss und der mich fast dazu bewegt hätte, das Spiel abzubrechen.

Ein weiteres Problem, was diesen Umstand begünstigt, ist der Kontrast und die Dunkelheit des Titels, welche zwar als Stilelement gut funktioniert und die Atmosphäre stärkt, jedoch die Übersicht über die Breite von Abgründen und Hindernissen stellenweise fast unmöglich macht. Hier hätte man ein Kompromiss zwischen Stil und Spielbarkeit finden müssen. Die Rätsel im Spiel sind stellenweise etwas fordernd, insgesamt hat man aber einen guten Schwierigkeitsgrad gefunden. Man muss nie überlange an Rätseln kniffeln, dies ist das beste Element des Spiels.

Die Übermacht von Zombies wird glaubhaft dargestellt, denn wenn ihr auf eine Horde trefft, ist es trotz Axt und Revolver fast nicht möglich, sich durchzukämpfen. Leider gibt es auch hier einige Frustmomente, da man Gegnern einfach nicht gescheit ausweichen kann, dies ist aber nicht ganz so dramatisch wie bei den Sprungpassagen, denn hier hilft es der Glaubwürdigkeit, dass ihr euch nicht einfach durch Horden von Untoten schnetzeln könnt.

Gute Sprecher und gehetzte Emotionen

Der Noir Look trägt zur Atmosphäre des Spiels bei, weiter trägt dies aber auch der Sprecher unserer Hauptfigur. Auch hier vergleiche ich das wieder mit Max Payne, denn die tiefe und trockene Stimme von Randall macht wirklich einen großen Teil des Erlebnisses bei Deadlight aus. Leider finde ich die Story relativ dünn. Gut ist, dass es direkt im Geschehen einsetzt und wir nicht so recht wissen, wohin es gehen soll, das steigert das Interesse des Spielers. Besonders unsinnig finde ich den mittleren Teil, bei der uns eine Figur namens „Ratte“ durch ein Labyrinth schickt, das macht einfach im Kontext wenig Sinn, vor allem, da die Beweggründe ein Labyrinth zu bauen, nicht nachvollziehbar sind.

Problematisch finde ich die Emotionen der Figuren. Direkt zu Beginn erschießen wir eine gebissene Frau und ihre Schwester ist natürlich wütend und aufgelöst. Nachdem wir ihr sagen, es musste halt sein, sind wir wieder Best-Friends. Viele solcher Wandlungen sind einfach zu stürmisch und unlogisch in die Story eingewoben. Auch die Auflösung des Spiels ist etwas, was einen jetzt nicht unbedingt überrascht, der Weg dorthin über die Stationen Traum, Albtraum und Flashback sind aber sehr gut gelöst und gehörten für mich zu den Highlights des Titels.

Was bringt uns jetzt der Director’s Cut?

Um die Frage aus der Einleitung aufzugreifen, der DC ist nichts anderes als ein Remake für die aktuelle Konsolengeneration. Die Steuerung wurde etwas erweitert, leider finde ich sie aber noch immer mangelhaft. Natürlich gibt es eine 1080p Auflösung, was bei der weiten Entfernung der Kamera aber auch auf großen Screens nicht so sehr auffällt. Als Bonus gibt es einen Überlebensmodus, welcher nett ist, und einen Albtraum-Schwierigkeitsgrad, welcher wirklich ein Albtraum ist, da der normale Schwierigkeitsgrad dank der Steuerung schon wirklich knackig genug ist.

Fazit

Deadlight Director’s Cut bietet eine solide Story in einem ausgelutschten Umfeld. Die Hauptfigur ist gut getroffen, was besonders am englischen Sprecher liegt. Begeistern konnte mich der an Film Noir angelegt Look des 2D Titels, auch wenn dieser spielerische Tücken mit sich bringt.

Die Frage ist doch, ob es wirklich einen Director’s Cut zu diesem Titel gebraucht hätte. Diese Frage beantworte ich mit nein. Der Titel war für die letzte Konsolengeneration OK, aber auch dort kein Überflieger. Die Probleme des Titels hat man nicht behoben, die Grafik wurde hochskaliert und kleine Boni hinzugefügt. Für mich gibt es keinen Grund den Titel deswegen erneut zu kaufen.

Es gibt bessere Zombie-Spiele aber auch viele deutlich schlechtere, der Stil und dass etwas andere Gameplay lassen Deadlight Director’s Cut zumindest etwas aus der Masse herausstechen.


Bewertung

Pro

  • Guter Sprecher der Hauptfigur
  • Netter Film Noir Look

Contra

  • Steuerung sehr ungenau
  • Charakterentwicklung nicht nachvollziehbar

Grafik / Stil 7 von 10
7/10
Sound 7 von 10
7/10
Gameplay 5 von 10
5/10
Story 6 von 10
6/10
Umfang 6 von 10
6/10
Spielspaß 6 von 10
6/10
6

0 Kommentare