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Nach einigen Vollpreisspielen will uns Ubisoft nun ein Arcadespiel zur Call of Juarez Serie bieten. Gunslinger soll eben genau das sein, was der Name schon verrät: Arcadlastiger Revolverheld-Gameplay mit viel Blei in der Luft und wenig Schnick-Schnack drum rum. Wir haben uns das 1200 MS Points teure Spiel für die Xbox 360 einmal angeschaut und erzählen euch in unserem Review, ob sich der Trip in den Wilden Westen lohnt.

Grafisch sieht das Spiel eigentlich ganz gut aus. Der First-Person-Shooter hat eine relativ detailreiche Umgebung, abwechslungsreiche Levels und ganz nette Artworks die als Zwischensequenz dienen. Allerdings ist das Ganze auch im Cell-Shading-Look, woran ich persönlich mich schwer getan habe. Die starken schwarzen Konturen, die flächigen Texturen... irgendwie hat es mich beim Spielen gestört. Besonders der teils sehr starke Kontrast erinnerte mich weniger an den Wilden Westen als an Comics mit speziellem Kinderpublikum. Vielleicht mögen einige diesen Stil, doch irgendwie beißt sich das Cell-Shading mit der ansonsten typisch dreckigen und rauen Wilder-Westen-Atmosphäre. Ab und zu hätte man sich auch noch etwas mehr Abwechslung im Gegnerdesign gewünscht (die Typen mit dem roten Bandana sieht man spätestens ab der zweiten Levelpassage nun für das gesamte Spiel über).

Zwar gibt es keine deutsche Synchronisation, aber hey- das amerikanisch Texanische, mit dem typischen Wild-West-Slang ist unnachahmlich. Und hier punktet der Sound auch am meisten: An der richtig coolen Vertonung der Stimmen. Der Erzähler sowie die anderen Charaktere und Figuren, die vorkommen, sorgen dafür, dass einige unheimlich gute und belebte Geschichte entsteht, insbesondere, da der Sprecher häufig etwas eintönigere Spielpassagen so gut überbrücken kann. Der Rest der Sounds ist eher mäßig; die Musik ist ok, die Waffen und Explosionen klingen teilweise etwas hölzern.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Ihr spielt Silas Greaves, einen ehemaligen Revolverheld, der in einem Saloon seine alten Geschichten Revue passieren lässt. Ihr steigt also in seine Haut und erlebt hanebüchene Geschichten, in welchen er Billy the Kid trifft und andere berühmte Westernhelden herausfordert. Cool gemacht ist, dass das Spiel die Elemente des Erzählens einbringt. D.h. es können sich mitten im Spielen bestimmte Dinge ändern, weil sich Greaves an etwas anderes erinnert, oder seine Erinnerung korrigiert. Erlebt also sich ändernde Umgebungen, spielt einige Passagen erneut, weil es nur ein Gedanken-Experiment war, oder seht zu wie Bäume aus dem Nichts entstehen oder Menschen wahrlich vom Himmel fallen. Dieses interessante Feature wird zwar in meinen Augen nicht genügend ausgereizt, ist aber ein netter, etwas humoristischer Touch.

Die Story spielt ihr, abhängig vom Schwierigkeitsgrad und eurem Faible für Sammelobjekte, in circa 6-8 Stunden durch. Das ist nicht besonders lange, aber es ist ja auch nur ein Arcadespiel. Insgesamt bietet das Spiel aber darüber hinaus nicht wirklich viel Motivation. Es gibt einen Arcade-Modus, in welchem ihr die einzelnen Passagen der Story erneut in Highscorejagd spielen könnt, oder den Wilder-Weste-Modus, der euch die Story komplett ohne HUD erleben lässt (erhöht den Schwierigkeitsgrad definitiv, ändert aber nichts an der gleichen Story). Auch die Duelle, bzw. Showdowns, aus der Story könnt ihr nochmal nachspielen - doch da die nach einiger Zeit recht unspannend sind, wird es euch auch da nicht wirklich hinziehen. Insgesamt muss man leider sagen, dass Gunslinger wahrscheinlich etwas zu wenig bietet für den hohen Preis.

Wer Shooter mag, wer den Wilden Westen mag, und wer nicht allzu viel auf hochkomplexes Gameplay gibt, der ist bei Call of Juarez: Gunslinger genau richtig. Das Spiel macht aufgrund des doch recht abwechslungsreichen Leveldesigns schnell Spaß und man sieht über Kleinigkeiten hinweg, die zu Monotonie führen. Und Gunslinger wirkt dadurch oft wie ein klassischer Arcadeautomaten, an welchem man die einzeln auftauchenden Banditen in den Fenstern abschießen muss. Nur, dass ihr euch frei bewegen könnt... Der Arcadespaß ist ab und zu durch etwas frustrierende Spielmomente gehemmt (auf hohem Schwierigkeitsgrad), aber insgesamt ist Gunslinger immer sehr unterhaltsam.

Der First-Person-Shooter ist auf das Wesentliche beschränkt. Es gibt an sich nur drei Waffentypen: Pistolen (wenn gewollt beidhändig), Gewehre und Schrotflinten. Auf den hohen Schwierigkeitsgraden nützen bekanntermaßen die Schrotflinten recht wenig (ihr werdet sterben, bevor ihr euch in Reichweite der Flinte befindet) und das Gameplay mit Pistole-Gewehr ist an sich nicht besonders abwechslungsreich.

Nichts desto trotz: Man bietet einige coole Upgrade-Möglichkeiten (schneller Nachladen, bessere Waffen, besser Zielen usw.), wenn ihr Punkte sammelt. Punkte gibt es für jeden Kill, Headshots, Distanzschüsse, Explosionskills usw., wichtig ist aber vor allem die Kombofunktion. Erledigt ihr in kurzer Zeit viele Gegner hintereinander kassiert ihr reichlich Punkte und somit auch Erfahrung.

Zu bemängeln ist die Gegner-KI, der nicht wirklich schlau agiert (dafür aber heftige Aim-Bots drin hat) und die Tatsache, dass das Gameplay teils monoton werden kann. Bossgegner sind nichts wirklich Besonderes, die Showdowns die einstweilen auf einen warten sind nach dem vierten, fünften ausgelutscht und das Gesamtgameplay ist sehr arcadelastig (ergo repetitiv).

Fazit

Wer den Wilden Westen mag, First-Person-Shooter auch gerne spielt und insgesamt auf komplexe Gameplayelemente und lang erzählte Storys verzichten kann, der ist mit Call of Juarez: Gunslinger genau richtig bedient. Das Arcadespiel ist eigentlich genau das was es verspricht und allein das ist schon eine sehr coole Sache. Als Revolverheld durch abwechslungsreiche Level Gegner niederknallen, im Alleingang die zwei Revolver packen und einen Kopfschuss nach dem anderen verteilen - zwischendurch einer Kugel in Zeitlupe ausweichen und an die Gatling laufen... das macht ein gutes Arcadespiel aus!

Da verzichtet man dann auch gerne auf einen allzu großen Umfang (wenn der hohe Preis nur nicht wäre!) und nimmt die gewöhnungsbedürftige Grafik in Kauf. Wer als Revolverheld in einem einfachen, aber sehr spaßigen Spiel durch den Wilden Westen will, sollte sich das Spiel aber auf alle Fälle holen! Denn Gunslinger macht Spaß, so viel ist klar - ob es das Geld wert ist Geschmackssache. Für eine nette Runde zwischendurch aber genau das Richtige.


Bewertung


Grafik 8 von 10
8/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 8 von 10
8/10
Umfang 6 von 10
6/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Gameplay 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
8