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Der Trend der Episodengames schlägt auch auf der Xbox One um sich. Dieses Indie-Spiel wagt sich nun auch daran und die erste Episode beginnt so düster und atmosphärisch, wie man es sich nur wünscht. Man verspricht eine interessante Story mit einer Mischung von verschiedenen Gameplayelementen. Wir haben uns die erste Episode angeschaut und können nun in unserem Review etwas mehr darüber verraten...

Der Grafikstil ist sehr gelungen. Man hat gewollt auf schwarz und weiß gesetzt, gesprenkelt mit roten Farbakzenten. Gerade das Rote macht durch seine Signalwirkung bestimmte Objekte besonders gut sichtbar und gibt dem Ganzen ein wenig mehr Flair und Abwechslung, als wenn es rein Grau in Grau wäre. Zwar wirkt der Stil dadurch bekannt (einige Spiele oder Filme, z.B. Sin City, verwenden ähnliche Effekte), er schafft es aber insgesamt eine gute Atmosphäre aufzubauen. Das schwarz/weiß hat mich nie gestört. Grafisch gesehen sind aber besonders die Charakteranimationen etwas schwach (teils hölzerne Bewegungen, arme Gesichtsanimationen) - aber das verzeihen wir dem Indie-Titel mal.

Das Spiel lebt vom Flair und der packenden Atmosphäre, da spielt der Sound eine wichtige Rolle. Die Synchronisation scheint mir insgesamt sehr gelungen, allerdings wirkt der Mafiaboss Capone etwas stark überzeichnet. Die restlichen Sprecher sind gut gewählt (keine deutsche Synchro verfügbar) und bringen die nötigen Gefühle sehr gut rüber. Aber auch Musik und eingesetzte Spezialsounds wirken gut platziert. Zwar kann sich einiges manchmal wiederholen und es gibt etwas zu ruhige Passagen, insgesamt bleibt das Bild aber gut.

Der Grund, warum ich die Story jetzt nicht so überragend fand, liegt an ihrer Kürze. Denn Episode 1 ist so schnell vorbei, dass man nur erahnen kann, um was sich die Geschichte drehen wird. Es ist eine Art Vorspann, Prolog in meinen Augen. Eine kurze Übersicht über den Plot, ohne zu viel zu spoilern: Ihr schlüpft in die Haut eines Ex-Polizisten, der sich in seiner Vergangenheit mit zwei großen Fällen beschäftigt hat: Al Capone hinter schwedische Gardinen bringen und den Fall der verschwindenden Kindern aufklären (Story spielt in den 40er-Jahren). Gerade letzteres spielt eine große Rolle, denn das Spiel suggeriert eine überrealistische Macht, welche die Kinder gefangen nimmt. Aus dem Ruhestand erwacht müsst ihr wieder detektivisch tätig werden und stoßt natürlich wieder auf euren Erzfeind, den Mafiaboss Capone. Die Geschichte entwickelt sich langsam, aber sehr spannend. Aber, wie gesagt: Schwierig vorauszusehen, wie sich das Ganze über die weiteren Episoden entwickeln wird.

Kommen wir zum größten Kritikpunkt des Spiels, bzw. der ersten Episode: Viel zu kurz! Binnen 2-3 Stunden seid ihr durch das Spiel durch, und das sogar, wenn ihr allen Hinweisen und Kleinigkeiten nachgeht. Das liegt unter anderem daran, dass das Spiel grausam linear ist und es keine großen Erkundungsmöglichkeiten gibt. Ok, die erste Episode kostet nur 4 Euro. Das ist weniger als ein Eintritt ins Kino mit höherer Dauer. Dennoch fühlt man sich ein wenig veräppelt, wenn nach 3 Stunden das Ende der ersten Episode erreicht wurde und man Story-mäßig nur einen Hauch des Ganzen gesehen hat. Vielleicht wäre es im Sinne des Spiels gewesen, ein ganzes Spiel herauszubringen - in dieser Episodenform jedenfalls wirkt es arg kurz.

Das Spiel hat mir persönlich sehr viel Spaß gemacht, allerdings nehme ich an, dass das nicht bei allen so sein wird. Gerade weil das Gameplay so restriktiv ist und man nicht wirklich viel selbst agiert, kann es sein, dass einige Spieler sich zu passiv fühlen. Auch die Erkundungsmöglichkeiten sind praktisch nicht gegeben, sodass tatsächlich der größte Teil des Spielspaßes von der spannenden Story herrührt. Wer dann nichts mit dem Grafikstil anfangen kann, der sollte es dann lieber lassen. Allerdings hat mich der Flair des Spiels überzeugt und ich will unbedingt mehr sehen!

Nochmal: Episode 1 war so kurz, dass es nicht viel Gameplay gab. Allerdings war das, was ich gesehen habe, sehr divers und interessant. Der größte Teil des Gameplays besteht in Erkunden und Dialogen. Man kann hier bestimmte Entscheidungen treffen, die aber bei weitem keine so großen Konsequenzen haben wie z.B. bei den Telltale-Spielen. Es gibt aber auch kleine Actionpassagen, in denen ihr ein wenig Shootertalent beweisen könnt (Deckungshooter). Danach gibt es wiederum klassische Detektivarbeit á  la L.A. Noire oder Sherlock Holmes: Hinweise sammeln, die richtigen Fakten mit der Theorie verknüpfen. Alles in allem ein netter Mix, von dem ich aber ein bisschen zu wenig gesehen habe. Manchmal waren die Dialoge und Zwischensequenzen doch ein wenig lang und ich hätte mir mehr aktives Gameplay gewünscht. Vielleicht sogar noch ein paar Actionpassagen mehr, das hätte das Ganze ein wenig aufgelockert. Aber eventuell gibt's ja dann was in den nächsten Episoden.

Fazit

Die erste Episode von Blues and Bullets ist recht bodenständig, aber arg kurz. Wer das neue Xbox One Game spielt, muss den Flair der Zeit, das schwarz/weiß und den ganzen Dekektiv-Stil, mögen, um etwas mit dem Spiel anfangen zu können.

Die Story ist das Hauptaugenmerk des Spiels, denn Gameplay gibt es nicht besonders viel. Es ist zwar sehr verschieden (Entscheidungen treffen, ein wenig Shooter, ein wenig Detektivarbeit), aber das Spiel ähnelt eher einem kleinen interaktiven Film als einem Videospiel.

Das alles ist gar nicht schlimm und mir persönlich hat die erste Episode auch sehr gefallen - bleibt einem jedem selbst überlassen, ob einem 2-3 Stunden Spielspaß mit der Hoffnung auf weitere Episoden 4 Euro wert sind.


Bewertung


Grafik 8 von 10
8/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 8 von 10
8/10
Umfang 6 von 10
6/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Gameplay 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
8

1 Kommentar

Liutasil So, 06.09.2015, 12:13 Uhr

Ich habe auch schon nen Auge drauf geworfen, aber man kann sich ja nicht alles holen. ;)