
Der erste weibliche Charakter in Assassin's Creed, Aveline de Granpre, wurde nun endlich auch auf der Xbox 360 zum Leben erweckt. Als großer Assassin's Creed Fan und weibliche Spielerin freut man sich natürlich gleich doppelt. Hat Ubisoft es geschafft oder wurde hier nur versucht, den einen oder anderen Euro aus der Tasche der Gamer zu ziehen? Gleich werdet ihr es erfahren!
Grafik
Wer zuvor die PS Vita Version von Assassin's Creed Liberation gespielt hat, dem werden sofort einige Dinge auffallen, die deutlich verbessert wurden. Die Landschaft sowie die einzelnen Charaktere sind schärfer und lebendiger, die Sichtweise ist höher und allgemein ist alles farbenfroher. Die Vita Version war eine grau-braune Eintönigkeit. Zu trist und nicht wirklich einladend. Trotz des ganzen Lobs sollte nicht vergessen werden, dass dies nur eine Portierung einer Handheld-Version ist.
Bei einer knappen Download-Größe von 2 GB sollte jedoch nicht zu viel erwartet werden. Einen direkten Grafikvergleich zu Black Flag oder anderen Assassin's Creed Teilen sollte nicht gezogen werden. Assassin's Creed Liberation HD kommt qualitativ an keinen vollwertigen Titel ran. Nichtsdestotrotz ist der Übergang mit einigen Höhen und Tiefen, auf die Konsole gelungen.
Sound
Den Sound zu bewerten fällt mir schwer. Insgesamt kann hier zwar ein Pluspunkt verbucht werden, denn die schlecht abgemischte Sprachausgabe auf dem Handheld klingt nun qualitativ deutlich hochwertiger. Das ist aber auch das Mindeste, was man erwarten kann. Die Musik ist auch gelungen, wiederholt sich aber leider zu schnell. Und das obwohl Ubisoft noch das ein oder andere Stück hat komponieren lassen. Am Ende bleibt dennoch eine gute Umsetzung eines gerade noch ordentlichen Spiels für hartgesottene Assassin's Creed-Liebhaber.
Story
Dieses mal ist kein Desmond in Assassin's Creed Liberation HD, in dessen Fußstapfen wir treten können. Jetzt fragt ihr euch sicher, wer bei Abstrego im Animus steckt ...? Ihr selbst! In diesem Teil gibt es keine Zwischensequenzen, in denen ihr in der Gegenwart kleine Aufgaben löst und die Geschichte von Außen betrachtet. Als ihr selbst steckt ihr in der Rolle der Aveline de Grandpré, die 1765 in New Olreans zur Zeit der Amerikanischen Revolution spielt, macht ihr die Sümpfe und Plantage unsicher. Als kleines Mädchen starten wir in der Geschichte und erblicken mit Aveline ein Hühnchen. Nach dieser kurzen Sequenz dürfen wir die erste weibliche Assassin's Creed-Heldin auch schon selbst steuern und verfolgen das Federvieh.
Dabei verlieren wir nicht nur unsere Mutter aus den Augen, sondern werden auch von einem Fremden zu Boden geworfen, nach dieser Szene sind wir plötzlich als erwachsene Aveline unterwegs und bekommen im Gefecht gegen Söldner das Kampfsystem erklärt. Diese Szene war aber bloß ein Albtraum. Eigentlich schlummert Aveline im Haus ihres Vaters und wird gerade von ihrer Stiefmutter geweckt. Keine fünf Sekunden später wirft sich Aveline eine Assassinen-Kutte über und springt aus dem Fenster in die Nacht hinein. Aber wer ist Aveline? Warum wir zur Assassinin werden bleibt leider komplett unklar.
Als privilegierte Tochter einer afrikanischen Sklavin und eines reichen Franzosen agiert ihr souverän in der Oberschicht von New Orleans und nutzt diese Position auch für eure Missionen. Generell ist die ganze Geschichte rund um die Sklavenbefreiung zwar gut durchdacht, da diese historisch recht korrekt dargestellt wird, doch gerade Aveline hat eigentlich so gar keinen großartigen Bezug dazu. Das stört mich jedoch wenig. Ich kann mich gut in die Rolle der Aveline hineinversetzen und sie wird mir schnell sympathisch, trotz vieler offener Fragen.
Generell gibt es neben den Missionen recht viel zu tun. Ein typisches Assassin's Creed eben. Ob wir nun Fahnungsplakate abreißen gehen, Tagebuchseiten finden müssen oder einfach nur Krokodileier am Wegesrand aufsammeln - ein Assassine hat immer was zu tun. Selbst die Option, Gebäude zu kaufen, ist hier vorhanden. Diese sind im Vergleich zu Assassin's Creed 3 aber deutlich günstiger. Sogar neue Waffen und Rüstungen dürfen wir erwerben und im Kampf einsetzen. Diese sind zwar nicht immer notwendig, machen aber vor allem optisch einen großen Unterschied. Generell wiederholen sich die Nebenmissionen zwar und auch die Hauptmissionen sind recht kurz gehalten, dafür muss man aber nicht stundenlang vor der Konsole aushalten, nur um eine Mission zu vollenden.
Umfang
Damit war jetzt nicht zu rechnen, aber aus Assassin's Creed Liberation HD sind 8-20 Stunden Spielzeit rauszukitzeln. Natürlich kommt es auf einen selbst an, ob ihr euch die Muse geben wollt und alle Items sammelt, oder ob ihr nur die Hauptstory mit ihren Nebenmissionen durchspielen möchtet. Zwar ist der Preis von 19,99 Euro für einen Arcade Titel, der portiert wurde, schon ein kleines Sümmchen, dafür hat das Spiel aber viel zu bieten und unterhält euch länger als manch anderer Arcade Titel.
Ob ihr jetzt warten wollt, bis es im Preis gesenkt wird oder gerade zufällig sowieso 20 Euro auf eurem Account sind und ihr nicht wisst, wohin damit, dann könnt ihr hier getrost zugreifen - auch wenn ihr vorher nie einen Teil der Reihe gespielt habt. Gerade für Anfänger ist das Spiel simpel gehalten und hat eine leichtverständliche Steuerung.
Spielspaß
Der Spielspaß ist immer recht subjektiv, auch wenn wir als Redakteure versuchen objektiv und gelassen an die Spiele zu gehen. Da mich die frühere Geschichte interessiert und mir das gesamte Spielprinzip von Assassin's Creed sehr zusagt, bewerte ich hier wohl besser, als jemand der keinen guten Bezug zu diesem Spiel hat. Auch bin ich mir nicht sicher, ob ich hätte den vollen Preis bezahlen wollen oder lieber auf ein gutes Schnäppchen warten würde.
Aber seit dem Moment, als wir als kleines Mädchen mit Aveline durch die Stadt gelaufen sind, um ein kleines Huhn zu fangen, hat mich das Spiel schon in seinen Bann gezogen. Ich finde es erfrischend, endlich mal einen weiblichen Charakter in einer Heldenrolle zu spielen. Und dazu noch die Möglichkeit zu haben, in so viele verschiede Rollen zu schlüpfen, wie die feine Dame, die jedes Mädchen schon immer sein wollte, oder aber als unauffällige Sklavin, die andere rettet. Auch über kleinere Fehler kann ich hinwegsehen. Es macht mir nichts aus, dass es an der ein oder anderen Stelle etwas hakt. Es ist aber auch verständlich, dass nicht jeder das so sieht. Das tut dem Spielspaß aus meiner Sicht keinen Abbruch. Vor solchen Fehlern sind nicht mal die besten und teuersten Spiele geimpft.
Fazit
Assassin's Creed: Liberation HD macht durchaus vieles richtig. Dagegen ist die Story - welche Assassin's Creed immer ausgezeichnet hat - nicht nur verwirrend, sondern oft auch nicht zu Ende gedacht. Manchmal habe ich mich erwischt, wie ich Missionen angenommen habe, aber ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr so recht wusste, worum es eigentlich ging. Positiv aufgefallen ist jedoch, dass die Missionen nicht extrem lang waren, was wir wohl der ursprünglichen Vita-Version zu verdanken haben. So war es weniger frustrierend, wenn man mal versagt hat und ein Neustart fiel leichter.
Alles in allem ist die Portierung ein gelungenes Singleplayer-Vergüngen. Ich hoffe, dass Ubisoft endlich mal auf einen großen Ableger mit einem weiblichen Charakter in der Hauptrolle setzt. Oder sich an anderen Spielen wie Fable ein Beispiel nimmt und den Spieler einfach entscheiden lässt, in welches Geschlecht er lieber schlüpfen möchte. Auch das Thema der Sklaverei war hier neu und spannend.
Von meiner Seite aus gibt es eine klare Kaufempfehlung für das Spiel!
Bewertung
